Ostsee Zeitung 4. September 2006
Erstmals in MV wurden bei Ivenack gut 1000 Quadratmeter genveränderter Mais zerstört. Die Polizei ermittelt.
Malchin (OZ/dpa) Weniger der materielle Schaden von rund 500 Euro ärgert Jürgen Cummerow. "Die Missachtung unseres Eigentums, unserer Arbeit, das ist die Sauerei", sagt der Geschäftsführer der Ivenacker Eichen Landwirtschaftsbetriebs mbH und Co KG. Auf seinen Feldern wurde dieser Tage auf gut 1000 Quadratmetern genveränderter Mais niedergetreten. Die fast erntereifen Pflanzen standen inmitten eines 21 Hektar großen, genehmigten Maisschlags dieser Sorte.
"Wir waren gerade dabei, Jagdschneisen in den Schlag zu häckseln", berichtet Cummerow, "da haben wir das zerstörte Stück entdeckt - alles runtergetrampelt." Cummerow, zugleich Chef der Ivenacker Eichen Prohad mbH, die mit 100 Mitarbeitern als Dienstleister Felder und Ställe des Landwirtschaftsbetriebes bewirtschaftet, ist sauer. "Wir haben uns voll an die Gesetze gehalten, die Sicherheitsvorkehrungen sogar ausgedehnt." Der Anbau sei genehmigt und wie vorgeschrieben im Internet veröffentlicht worden.
Eine gute Wegbeschreibung für die selbst ernannten "Feldbefreier", denen es "nur ums Prinzip" gehe, wie Harald Kienscherf vom Landesbauernverband kritisiert. "Wir sind offen für jede Auseinandersetzung, die mit Argumenten, nicht mit nächtlichen Übergriffen geführt wird." Der Verband fordert schnelle polizeiliche Aufklärung.
Es ist das erste Mal, dass Flächen mit genverändertem Mais in MV mutwillig zerstört wurden. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung. "Wir haben bisher noch keine Hinweise", teilte ein Sprecher der Polizei in Malchin (Kreis Demmin) mit.
Mais ist die einzige für den Anbau zugelassene Gen-Kultur in Deutschland. Er wächst 2006 bundesweit an 108 Standorten auf 950 Hektar. Die meisten Flächen liegen in Brandenburg mit 443 Hektar, in Mecklenburg-Vorpommern mit 238 und in Sachsen mit 230 Hektar. So baut in MV neben den Ivenackern auch im Uecker-Randow-Kreis die Raminer Agrar GmbH Gen-Mais an. Dieser soll gegen Schädlinge wie den Maiszünsler resistent sein.
Genehmigungsbehörde für die Freisetzung von Gen-Pflanzen für Versuchszwecke ist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Es hat 2006 zudem bundesweit 51 Versuche mit gentechnisch veränderten Kartoffeln, Raps, Gerste, Erbsen und Soja genehmigt, davon 14 in MV.
Bündnis 90/Die Grünen in Greifswald behauptet, gentechnisch veränderte Pflanzen wurden in Deutschland seit 1998 öfter angebaut als bisher bekannt. Man fordere darüber Aufklärung vom Bundessortenamt und ein Ende solcher Versuche. Es habe "keinen geheimen Anbau gegeben", erklärte das Schweriner Agrarministerium. Gesetzliche Anzeigepflicht bestehe seit 2005, vorher konnten Anbaugebiete beim Bundessortenamt oder im Ministerium in Schwerin nachgefragt werden.
Cummerow will nun in Ivenack schnell die Ernte einfahren. Der Gen-Mais wird gehäckselt und in eine Biogasanlage gebracht.