Parkplatznotstand in Gipfel-Zeit

Ostsee Zeitung 19. April 2007

Über die Auswirkungen der G8-Sicherheitsmaßnahmen in Kühlungsborn wird bisher gerätselt. Informationen gibt es nur häppchenweise.

Kühlungsborn Wer sich von der traditionellen Informationsveranstaltung des Touristik Service Kühlungsborn (TSK) vor dem Start in die Saison gestern im Brauhaus viel detailliertes Wissen rund um den Gipfel versprochen hatte, wurde enttäuscht. „Im Hinblick auf das Sicherheitskonzept hält sich die Polizeiführung sehr bedeckt. Die meisten unserer Informationen beziehen wir auch aus der Presse“, sagte TSK-Chef Peter Brauer. Bürgermeister Rainer Karl sah es ähnlich. Dennoch: Einiges, was bisher nur vage erkennbar war, konnten beide immerhin präzisieren.

Der größere Teil des Hafengebietes, die Hafenstraße am Morada-Resort und ein Strandareal östlich des Hafens werden ab dem 3. Juni gesperrt sein – möglicherweise auch schon eher. Der Hafen wird dann nur über die Cubanzestraße erreichbar sein. Bei diesem Stand der Dinge haben Dauerlieger immerhin noch eingeschränkt die Möglichkeit, auf ihren Booten nach dem Rechten zu sehen. Aber: „Das ist die Situation, wie sie sich jetzt darstellt. Es ist nicht auszuschließen, dass die Sicherheitskräfte kurzfristig eine komplette Sperrung des Hafens anordnen“, so Peter Brauer.

„Die Kühlungsborner sollten sich darauf einstellen, dass es zur G8-Zeit vom 6. bis 8. Juni und auch schon Tage davor im Stadtgebiet keine freien Parkplätze geben wird“, kündigte Rainer Karl an. An den Schulen wird unterrichtet, der Schülerbusverkehr soll rollen. „Ich persönlich hätte es für besser gehalten, in diesen Tagen die Schulen zu schließen“, so der Bürgermeister, der hier einige Probleme auf Lehrer, Eltern und vor allem die Schulkinder zukommen sieht. Denn die Straßen werden hoffnungslos dicht sein.

Strandkorbvermietern wurde geraten, in der G8-Zeit ihr Eigentum am Strand selbst gut zu bewachen, denn es wird mit vielen wilden Campern gerechnet. „Einen von uns oder der Stadt finanzierten Sicherheitsdienst wird es dort nicht geben“, kündigte Brauer an.

Das Rathaus und die Tourist-Info im daneben liegenden Haus des Gastes werden in den G8-Tagen rund um die Uhr geöffnet sein. „Darum, oder wenigstens um Öffnungszeiten bis tief in die Nacht, bitten wir auch Geschäftsinhaber, Dienstleister und Gastronomen“, so Brauer. Der auch appelliert, die massive Präsenz und die zu erwartenden Behinderungen durch die Sicherheitskräfte unter einem positiven Aspekt zu sehen: „Je mehr Polizei wir im Ort haben, desto mehr Sicherheit gibt es für jeden Bürger und Gewerbetreibenden.“

„Die Welt ist bei uns zu Gast und wir sollten alles dafür tun, gute Gastgeber zu sein“, baten Bürgermeister und TSK-Chef noch einmal die anwesenden Touristiker und Geschäftsleute. Hermann Clausen vom Handwerker- und Gewerbeverein (HGV) hatte dazu Handfestes beizusteuern: einen Smiley-Aufkleber zum G8-Gipfel, in großer Version für Laden oder Restaurant, in der kleinen Ausführung für das Auto. „Welcome to Kühlungsborn“, begrüßt darauf eine verschmitzt lächelnde Erdkugel mit einer feschen Fliege die G8-Gäste in englischer Sprache.

LUTZ WERNER