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Kavala legt Wert auf DistanzWiesbadener Kurier 27. März 2007 HEILIGENDAMM Noch sind die Tore offen, doch am 30. Mai wird das Gelände rund um das G8-Gipfel-Hotel in Heiligendamm hermetisch abgeriegelt. Für die Gipfelgegner ein Gradmesser dafür, wie weit sich die Regierenden schon von den gewöhnlichen Bürgern entfernt haben. Der Präsident des Bundeskriminalamts in Wiesbaden, Jörg Ziercke, wusste es schon Ende 2006: Der G8-Gipfel vom 6. bis 8. Juni im Ostseebad Heiligendamm werde zum größten Polizeieinsatz in der deutschen Geschichte. Gut zehn Wochen vor dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russlands sind die Konturen des Sicherheitskonzepts deutlich, Details sind unbekannt - und werden es wohl bleiben. Die G8-Polizeitruppe Kavala, der Name ist abgeleitet von einer griechischen Stadt, die ebenso wie Heiligendamm die “weiße Stadt am Meer” genannt wird, lässt sich ungern in die Karten schauen. Teures “Wahrzeichen” Das nach außen deutlichste Zeichen für den Willen der Polizei, den ungestörten Ablauf des Treffens zu gewährleisten, ist der etwa 13 Kilometer lange Zaun rund um den Tagungsort. 2,50 Meter hoch, mit Stacheldraht bewehrt, mit Kameras sowie Bewegungsmeldern ausgerüstet und 12,5 Millionen Euro teuer ist er das vorübergehende Wahrzeichen der Region und ein beliebtes Ausflugsziel. Das innen liegende Areal wird vom 30. Mai an, wenn die Zauntore für die Öffentlichkeit zugemacht werden, zu einem der sichersten Plätze in ganz Europa - trotz rund 100000 erwarteter Gipfelgegner. Ganz anders sieht es außerhalb dieser Barriere aus. “Der Zaun ist unser Ziel”, so das einstimmige Bekenntnis der Gegner. Er ist für sie das Symbol der “Abschottung der G8 gegen den Rest der Welt”. Die Polizei wird mit einem großen Teil der rund 16000 aus der ganzen Bundesrepublik zusammengezogenen Beamten versuchen, die Annäherung an den Zaun zu verhindern. Zusätzlich wollen G8-Gegner das Treffen mit massiven Blockaden stören. Man gebe sich nicht der Illusion hin, die Regierungschefs bei ihrer Anreise behindern zu können, die haben Hubschrauber, heißt es von der Kampagne Block G8. Es reiche, tausende internationale Regierungsangestellte am Zugang zu den Tagungsstätten zu hindern. “Blockaden werden nicht geduldet”, so der kurze Kommentar von Kavala-Chef Knut Abramowski. Die Weitläufigkeit der mecklenburgischen Landschaft erschwert die Polizeiarbeit. So sind es knapp 60 Kilometer von Heiligendamm zum Flughafen Rostock-Laage, 20 Kilometer durch teils schwer begehbares Gelände nach Rostock. Dort werden beispielsweise am Samstag vor dem Gipfel mehrere 10000 Menschen zu einer Demonstration erwartet. Während des Gipfel-Treffens wird eine Luftsperrzone mit einem Radius von 50 Kilometer um den Tagungsort eingerichtet. Dieser darf von internationalen Jets in zehn Kilometern Höhe überflogen werden, sagt Abramowksi. Ein Kleinflugzeug soll aber keine Chance haben, sich zu nähern. Seeseitig wird zunächst von Mitte Mai an direkt vor Heiligendamm ein kleineres Sperrgebiet eingerichtet. Vom 3. Juni an gibt es dann ein großes Sperrgebiet mit einer Ost-West-Ausbreitung von knapp 21 Kilometern Länge, das bis zu 11 Kilometer in die Ostsee hineinreicht. Wie unlängst in Medien berichtet, aber nicht bestätigt wurde, bekommt die Polizei bei der see- und luftseitigen Überwachung Hilfe. Zwei US-Kriegsschiffe sollen vor Heiligendamm kreuzen, sie dürften auch für die Raketenabwehr zuständig sein. Doch das ist nichts Neues. Schon beim Besuch von US-Präsident George W. Bush im Juli 2006 kreuzte deutlich sichtbar ein US-Kriegsschiff in der Ostsee vor Heiligendamm. Von Joachim Mangler |
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