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Friedliches Protestklima: Satirische Anti-G8-Demonstration mit 580 TeilnehmernMaerkische Allgemeine 19. März 2007 INNENSTADT Die Demonstration am Sonnabend gegen das G8-Umweltministertreffen in Potsdam verlief friedlich und ohne Zwischenfälle. Großen Anteil daran hatte ausgerechnet das Klima: “Wegen des Regens werden wohl weniger Teilnehmer kommen als erwartet”, sagte Holger Zschoge, einer der Organisatoren der Demonstration, ahnungsvoll im Vorfeld. Er sollte zunächst Recht behalten. Die Veranstalter hatten mit 500 Demonstranten gerechnet, die Polizei zählte zur Startzeit um 14 Uhr nur etwa 150. “Es kamen auch keine militanten Demonstranten aus Berlin, wie wir anfangs befürchtet hatten”, sagte der Potsdamer Polizeichef Ralf Marschall der MAZ am Platz der Einheit, wo sich der Protestzug sammelte. Da seine eigenen Beamten durch das G8-Ministertreffen ausgelastet seien, habe er für die Demonstration eine Hundertschaft aus Schleswig-Holstein angefordert. Die Kieler Beamten hatten jedoch wenig zu tun, die Demonstranten verhielten sich während der gesamten Kundgebung alles andere als aggressiv: Man gratulierte den G8-Ministern lautstark zu ihrer Politik, forderte sogar noch “mehr CO 2 und eine wärmere Welt” und auf manchen Transparenten stand einfach nur “Jippie” oder “Hurra”. Hinter diesem satirischen Konzept steckten handfeste Forderungen. “Wir verlangen eine sofortige Abschaltung alle Atomkraftwerke”, sagte Wolfram Taubitz von der niedersächsischen Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, der 250 Kilometer zurückgelegt hatte, um an der so genannten “Jubel-Demo” teilzunehmen. “Wir brauchen eine krasse politische Kehrtwende”, fügte ein als Geschäftsmann verkleideter Demonstrant hinzu. Alternative Energien wie Wind- oder Solarkraft müssten stärker gefördert werden und der Umweltschutz allgemein einen höheren Stellenwert bekommen. “Die G8-Minister reden jedoch nur davon.” Die Forderungen auf der Demonstration deckten sich mit den offiziellen Kommentaren der meisten Umweltschutzgruppen zum Potsdamer Umweltministertreffen: Greenpeace forderte von den G8-Ländern “Taten, die helfen, einen zerstörerischen Klimawandel zu verhindern”. Der Naturschutzbund (Nabu) bemängelte den unzureichenden “Schutz der biologischen Vielfalt” und der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) sah “die G8-Staaten in der Pflicht, den Entwicklungsländern Zugang zum technologischen Fortschritt zu eröffnen, damit sie die in den Industriestaaten gemachten Fehler nicht wiederholen”. Die Potsdamer “Jubel-Demo” zog vom Platz der Einheit über die Friedrich-Ebert-Straße zum Nauener Tor, wo eine Zwischenkundgebung stattfand, die Potsdamer Bürger schauten interessiert zu. “Protest muss sein”, sagte Dorothea Kerkow, die vom Straßenrand aus zuguckte. “Ich stecke in dem Thema G8 zwar nicht so drin, aber mit den Zielen der Demonstration kann ich mich schon identifizieren.” Viele schlossen sich dem Satire-Zug sogar an, so dass die Veranstalter am Ende tatsächlich ihr Ziel erreichten: Die offizielle Teilnehmerzahl auf der Schlusskundgebung an der Meierei im Neuen Garten betrug 580. Und pünktlich zur Auflösung der Demonstration um 16 Uhr kam dann auch die Sonne zwischen den Wolken hervor. JOCHEN HUNG |
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