Pressemitteilungen » Heiligendamm 2007 » G8 2007 deutsch » Gruppen und Kampagnen » NoWar+NoG8  
print
2007-05-07

Mit 70000 PS im Super-Simulator

Rhein Main Presse 5. Mai 2007

In 50 Millionen Euro teurer Anlage lernen Piloten das schwierige Fliegen mit dem Eurofighter

LAAGE Langsam rollt der Eurofighter aus dem Hangar auf die Rollbahn. Der Tower gibt den Start frei, das Triebwerk heult auf und die Maschine steigt in atemberaubender Geschwindigkeit in den Himmel. Doch Pilot Matthias Würker wird nicht wie gewohnt vom ungeheuren Schub des Antriebs in seinen Sitz gepresst. Er sitzt nicht in einem echten Flugzeug, sondern im modernsten Simulatorsystem der Luftwaffe auf dem Fliegerhorst Laage bei Rostock.

In der knapp 50 Millionen Euro teuren Anlage lernen Piloten, den Eurofighter zu beherrschen.
Würker sitzt in einem originalgetreu nachgebauten Cockpit, nur das Kabinendach fehlt. Das Gerät steht in einer acht Meter hohen Kuppel, an deren Wände 13 Projektoren die Umgebungsbilder werfen. Ein zweiter Simulator befindet sich im Nebenraum. Bei ihm simulieren fünf ineinander übergehende Bildflächen die Umgebung. Sie decken nur das Sichtfeld des Piloten ab, während der Kuppelsimulator nahezu eine Rundumsicht und so eine noch eindrucksvollere Illusion erzeugt.
Jedes noch so kleine Detail wird abgebildet, bis zum Feuerlöscher im Hangar. "Der Stützpunkt und die engste Umgebung wird mit Hilfe von digitalisierten Luftbildern dargestellt", erklärt Andreas Ziege vom Luft- und Raumfahrtkonzern EADS, der in Laage der industriellen Seite des Projekts vorsteht. Die Geräusche kommen aus Lautsprechern, die dort montiert sind, wo beim echten Eurofighter die Triebwerke sitzen. "Die Lautstärke ist aber geringer, weil die Kanzel fehlt, sonst würden wir das Gehör der Piloten zerstören."
18 Simulatoreinsätze muss ein Pilot absolvieren, der zuvor einen Phantom-Jäger oder einen Tornado-Jagdbomber geflogen hat. "Die momentan wichtigste Trainingsaufgabe besteht darin, erfahrene Piloten von einem zweisitzigen Flugzeug auf den einsitzigen Eurofighter umzugewöhnen", sagt der ehemalige Waffensystemoffizier Würker. Auch mit der enormen Kraft von umgerechnet mehr als 70000 PS des neuen Kampfjets müssen die Umschüler zurechtkommen.
Das einzige, was der Simulator nicht vortäuschen kann, ist die körperliche Belastung, die bei einem Flug im Eurofighter auftritt. Bis zum Neunfachen seines Körpergewichts muss ein Pilot aushalten. Im Simulator kann das nur angedeutet werden, indem Luftkissen im Sitz aufgeblasen werden und auf den Piloten drücken.

[http://dissentnetzwerk.org/node/2252]