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2007-05-30

Antikapitalismus von rechts - Versuch und Irrtum

Der G8-Gipfel ist das beherrschende Thema in den Nachrichten. Wenn neuerdings selbst die Bundeskanzlerin von erwünschten Protesten spricht, wird klar dass Themen wie Globalisierung, Klimawandel, soziale Gerechtigkeit ein breites Echo in der Gesellschaft finden. Wenig überraschend also, dass auch die rechte Seite versucht mit dem Thema zu punkten. Natürlich kann man die Parolen der anderen Seite schnell mit Begriffen wie Rassismus, Antisemitismus und Chauvinismus umschreiben und so tun als gehe einen die Problematik weiter wenig an.

Es kann sich aber auch durchaus lohnen, sich näher mit den Vorstellungen und Mythen des rechten Randes zu beschäftigen. Welche Vorstellungen über wirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten herrschen vor, mit welchen Konzepten glaubt man aktuelle Probleme lösen zu können und vor allem wie antikapitalistisch, wie sozialistisch sind die vermeintlichen Revolutionäre aus der rechten Ecke tatsächlich?

[Mythos raumorientierte Volkswirtschaft]

Der globale Kapitalismus zerstört regionale Wirtschaftsstrukturen und damit auch die kulturellen Eigenheiten der vom globalem Finanzkapital heimgesuchten Völker. Rettung verspricht einzig, eine raumorientierte Volkswirtschaft, die es ermöglicht die kulturellen Werte zu erhalten und gleichzeitig Wohlstand und soziale Gerechtigkeit bringt.
So kann man das grundsätzliche Verständnis der Globalisierung zusammenfassen. Die zunehmende Internationalisierung der Wirtschaft und ihre Folgen, ist dabei Ergebnis eines planmäßigen Vorgehens der Kapitalisten (natürlich hauptsächlich der Ostküstenkapitalisten). Bei der Globalisierung handelt es sich also um einen von einer kleinen Gruppe losgetretenen Prozess unter den wir alle jetzt leiden müssen. Dieses Strickmuster ist hinlänglich bekannt und niemanden fällt es schwer in aller Kürze nachzuweisen, dass es hier im Deckmantel der Antikapitalismuskritik eine gehörige Portion "Antisemitismus" mitschwingt. Unbekannter hingegen woher das Konzept der raumorientierten Volkswirtschaft (ursprünglich) kommt. Man kann durchaus behaupten, dass die meisten Nazis sich dem sich nicht einmal selbst bewusst sein dürften.
Wichtiger für die Nazis ist die Frage wie weit der Raum denn ist, in dem sich die zukünftige nationalsozialistische Wirtschaft abspielt. Von einem romantischen Bauernhof über den großdeutschen Wirtschaftsraum und der europäischen Wirtschaftszone bis hin zum gesamten Verbreitungsgebiet der weißen Rasse, die Ausdehnung der zukünftigen in sich geschlossenen und autarken Lebensräume ist umstritten. Klar jedoch ist, dass sich andere Wirtschaftsräume in scharfer Konkurrenz zum eigenen befinden. Austausch über die Grenzen dieser Wirtschaftsräume soll weitgehend vermieden werden, diese Forderung ist schon absurd aber dazu später mehr.
Ausgangspunkt für die Frage wer zu einem Wirtschaftsraum gehört ist jedem Fall die Frage nach der ethnischen, nationalen oder auch kulturellen Herkunft. Ob das wirtschaftlich effizient ist oder nicht, scheint dabei dabei völlig nebensächlich.
Doch tatsächlich spielte die raumorientierte Volkswirtschaft eine große Rolle in den Wirtschaftswissenschaften. Bis heute (wenn auch unter anderem Namen) ist sie Bestandteil der universitären Ausbildung. Es war von Thünen der mit seinem raumorientierten Modell für Aufmerksamkeit sorgte. Als Agrarökonom untersuchte er die Frage wo bestimmte landwirtschaftliche Güter am besten hergestellt werden sollten. Er ging davon aus, dass sich in der Mitte der Volkswirtschaft ein Markt (=Stadt) befand. Er stellte nun konzentrische Kreise auf und bestimmte welches Gut innerhalb welchen Kreisgebietes am besten angebaut werden sollte. Die Güter die am teuersten waren, am schwierigsten zu transportieren und schnell verdarben wurden am Rand des Mittelpunktes angesiedelt alle anderen entsprechend weiter weg.
Die Frage wie produziert wird, also die Frage nach der Allokation (Zuordnung der Produktionsfaktoren in den Produktionsprozess, vereinfacht auch: Was stelle ich unter Einsatz welcher Mittel her) ist also vor allem eine Frage des Ortes, also raumorientiert. Für Thünen hatte dies aber nichts mit dem bevorstehenden und befürchteten Untergang der germanischen Kultur und Rasse und zu tun, es hatte schlicht wirtschaftliche Gründe. In seiner Zeit war der Transport extrem teuer. Einen Apfel von München nach Rom zu transportieren, kostete damals ein vielfaches von dem, was es heute kostet den Apfel einmal um die ganze Welt zu schicken. Und genau darum ging es Thünen diese Kosten möglichst zu minimieren. Auch heute denkt man in ähnlichen Modellen, wenn man festlegen will, an welchem Ort die beste Standort für z.B. ein Zwischenlager wäre. Aber ob man die Äpfel in Buxtehude Acker I oder im 25 km entfernten Acker II anbaut ist heutzutage kaum relevant. Die Transportkosten sind die am massivsten gesunkenen Kosten weltweit der vergangenen Jahrhunderte. Dies ist aber nicht Ergebnis einer zionistischbolschewistischen Clique, wie der durchschnittliche Dorfnazi meinen mag. Sondern Ergebnis eines wissenschaftlich technischen Fortschritt. Die raumorientiert Volkswirtschaft existierte nur deswegen weil der Weg der Konkurrenz zu weit war. Durch die gesunkene Transportpreise kommen nun etwa chinesische Fabriken tatsächlich in Schlagdistanz.
Wenn also die NPD und andere von einer raumorientierten Volkswirtschaft schwadronieren, liegt dem ein Modell zu Grunde was a) nur für die Landwirtschaft gedacht war (andere Güter, denken wir etwa an Gewürze sind schon vor Jahrtausenden zwischen den Kontinenten gehandelt worden) und b) dessen Randbedingungen den Transportpreis und somit den Ort als entscheidendes Kriterium für die Wirtschaft festlegte heute einfach nicht zutreffen. Unabhängig also wie antikapitalistisch dieses Konzept sein mag, es kann gar nicht funktionieren, da es längst veraltet ist. Die Anwendung dieses Konzept würde besonders für die deutsche Wirtschaft dramatische Konsequenzen haben.

[Alles alter Kaffee]

Nun ist die Globalisierung keine Naturkatastrophe die plötzlich über die Welt hereingebrochen ist, tatsächlich spielt sich der Prozess eigentlich schon seit Jahrhunderten ab, nur dass er sich jüngst extrem beschleunigt hat. Entsprechend gab es natürlich schon früher Versuche gegen den zunehmenden Welthandel vorzugehen.
In den damaligen Vorstellungen galt es als Unterstützung des Feindes ausländische Produkte zu konsumieren. Folglich war Ziel eines jeden Staates Importe weitgehend zu vermeiden und Exporte nach Möglichkeit zu fördern und mittels Zolleinnahmen die Staatskasse zu füllen. Gegen diese merkantilen Bestrebungen regte sich schon früh Unmut. Nicht etwa weil man zu Recht annehmen könnte, dass sich die Maßnahmen der Staaten jeweils gegenseitig aufheben würden, vielmehr argumentierte Ricardo, dass auch Volkswirtschaften die im bilateralen Handel immer das schlechtere Los ziehen würden insgesamt Kostenvorteile erzielen würden (Komparativer Kostenvorteil).
Der Versuch also die räumliche Ausbreitung der Volkswirtschaften künstlich auf die nationalstaatliche Ebene zu begrenzen scheiterte. Es ist überaus bemerkenswert, dass die "nationale" Seite beinah 200 Jahre alte Erkenntnisse einfach nicht wahrhaben will.
(An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Theoreme von Ricardo keine uneingeschränkte Richtigkeit besitzen. Insbesondere nach dem Scheitern neoliberaler Entwicklungspolitik, setzte sich die Erkenntnis durch, dass Freihandel nicht in jedem Fall für alle Seiten von Vorteil sein muss. Prinzipiell lässt sich aber sagen, dass zwei gleich gut entwickelte Volkswirtschaften vom Freihandel profitieren, bei krassen Unterschieden der Freihandel für die weniger entwickelte Volkswirtschaft jedoch zu Nachteilen führt. Da Deutschland aber zu einer der höchstentwickelten Volkswirtschaften gehört, muss klar sein, dass die Bundesrepublik in jedem Fall vom Freihandel profitiert. So ist es natürlich nicht überraschend, dass die BRD Exportweltmeister ist.)
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die raumorientierte Volkswirtschaft theoretisch schon seit Ewigkeiten widerlegt und in der heutigen Praxis jeden ihrer Anhänger Lügen straft. Es ist also die Frage zu stellen, warum eigentlich Rechtsextreme an dieser Theorie noch festhalten, mit wirtschaftlichen Sachverstand kann dies wirklich nichts zu tun haben. Vielleicht spielt die jüdische Herkunft von Ricardo eine Rolle, vielleicht auch nur die strukturell konservativen Wertvorstellung und die damit einhergehende Überhöhung des Mittelalters in der angeblich diese Raumorientierung vorherrschte. Noch gar nicht zu Sprache gekommen ist dabei, die Frage wie etwa der deutsche Recke in seinem deutschen Volkswagen ohne Benzin über die Reichsautobahnen düsen will. In solchen Fällen hält der nationalsozialistischen Ideologe ein begrenzten Austausch für durchaus legitim. Unklar jedoch womit dieses Öl bezahlt werden soll, schließlich wird ja teilweise auch das "jüdische Geld" abgelehnt. Bevor ihr uns allzu lange mit dem Gedanken aufhalten, wie der deutsche Recke jetzt mit einem Kofferraum voll Äpfel bei einem saudischen Prinz um 2 Liter Sprit schnorrt, wenden wir uns lieber einem anderen großem Kampfgebiet zu, den Zinsen.

[Brechung der Zinsknechtschaft, Brechung des gesunden Menschenverstandes]

Egal wie ruhig und besonnen der durchschnittliche nationale Sozialist auch sein mag, bei einem Thema stellen sich schnell die Nackenhaare auf. Die Zinsen - moralisch empört ist der Kamerad bei dem Gedanken, dass er hart arbeiten muss, während ein anderer einfach da sitzt und das Geld für sich arbeiten lässt. Schluss muss doch endlich damit sein.
Freilich kann man gerne sich darüber aufregen, dass der eine Geld mit Geld verdient. Man kann aber auch die Frage stellen warum jemand in einem klimatisierten Raum der ein wenig in seinen Laptop schreibt das zigfache von dem verdient was ein Bergarbeiter in einer chinesischen Hinterland erhält. Man kann über vieles moralisch empört sein, sicher. Wer sich aber ausgerechnet über Zinsen aufregen will, dem scheint jegliche wirtschaftliche Sachkompetenz völlig abhanden gekommen sein. Zum einen sind Zinsen zunächst nichts anderes als der Preis für Geld. Wenn niemand Geld nachfragt, gibt es auch keinen Zins und niemand kann "ohne Arbeit" verdienen. Wenn also jemand am Zins verdient ist also in aller erste Linie der Schuld, der das Geld haben will und einen entsprechenden Preis dafür zahlen will. Somit kann zunächst festgehalten werden, dass man sich also in jedem Fall zunächst freiwillig in die Zinsknechtschaft begibt. (Auch wenn man aufgrund einer wirtschaftlichen Notlage einen Kredit aufnehmen muss, zahlt man die Zinsen freiwillig man könnte schließlich ja auch sein Geschäft aufgeben. Der Kreditgeber nebenbei geht in der Regel davon aus, dass der Kreditnehmer auch seinen Kredit zurückzahlen kann, denn ansonsten wäre dass ja für ihn ein Verlustgeschäft. Banken verdienen nicht am Platzen von Krediten, sondern an der ordnungsgemäßen Rückzahlung.)
Warum aber will jemand einen Kredit aufnehmen? Nun offensichtlich weil er sich etwas kaufen will (Konsumtionsgüter, Investitionsgüter) wofür er momentan nicht über die notwendigen Mittel verfügt. Im Falle eines Unternehmers dürfte es sich dabei im wesentlich um Investitionsgüter handeln. Durch den Kauf dieser Güter verspricht er sich einen zusätzlichen Einnahmen für die Zukunft, von denen er a) die Zinsen / Tilgung bestreitet und b) einen zusätzlichen Gewinn erhält.
Mit Beginn der Industrialisierung stiegen die Ausgaben für Maschinen (eine Chipfabrik oder Autofabrik kann schnell einige Milliarden Euro kosten), Marx würde sagen, dass die organische Zusammensetzung des Kapitals verändert hat. Ein Arbeiter kann notfalls auch tagweise bezahlt werden (Tagelöhner waren insbesondere zu Beginn des 20 Jahrhunderts in Europa noch weit verbreitet) Maschinen müssen dagegen in der Regel komplett bezahlt werden. Das heißt für Betriebserweiterungen ist ein viel höherer Kapitalbedarf notwendig. Dies erklärt warum mit der Industrialisierung die Finanzwirtschaft zunehmend an Bedeutung gewann. Anders als in der Wahrnehmung der extrem Rechten war dies notwendige Folge der Industrialisierung und nicht etwa Teil eines Geheimplanes die germanische Herrenrasse zu unterjochen. Wenn man in Deutschland ein Verbot der Zinsnahme aussprechen würde, gäbe es keinen Grund Geld zu verleihen. Deutsche Unternehmen könnten somit keine Investitionen mehr ausreichend finanzieren, weil sie dabei ausschließlich auf ihr Eigenkapital angewiesen wären. Der Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft wäre die Folge. Würde man dies global würde es zu einem weltweiten Rückgang der Wirtschaftsleistung kommen. (Man beachte etwa, dass ohne Börse Projekt wie die Eisenbahn im 19/20. Jahrhundert schlicht nicht durchführbar gewesen wären.)
Man sollte also eher vom Segen der Kreditwirtschaft sprechen, als von der Zinsknechtschaft. Diese Einsicht hatte sich zwar unter Hitler bereits praktisch durchgesetzt in die Köpfe seiner geistigen Enkel ist es jedoch bisher nicht vorgedrungen.
[Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass]

Das ist jedoch bei weitem nicht der einzige Widerspruch. Amüsant ist vor allem wie man Lehren anhängt, die sich teils explizit widersprechen. So schafft man es auf der einen Seiten die Golddeckung der Währung zu fordern (etwas was übrigens schon Hitler als absurd betrachtete) und sich gleichzeitig für die Freiwirtschaftslehre von Gesell einzusetzen, der jene Kopplung vehement ablehnte. Warum die Golddeckung des Euros oder wie teils gefordert des gesamten Geldes der Welt hanebüchener Unsinn ist, darauf soll hier nicht weiter eingegangen werden. Stichpunktartig sei an dieser Stelle darauf verwiesen, dass dies Geld unglaublich teuer machen würde, man die Geldmenge nicht ausweiten kann. In der Wirtschaftwissenschaft geht man nämlich davon aus, dass die Geldmenge immer mindestens um die zusätzliche Wirtschaftsleistung der Periode wachsen muss (unter der Vorrausetzung einer gleichbleibenen Kapitalumlaufgeschwindigkeit), dann herrscht ein Inflation von 0, sonst gäbe es ein deflationäres Umfeld. Dies wäre jedoch ein Katastrophe und da sind wir dann wieder bei Gesell. Er postulierte, dass Geld künstlich verfallen müsse. Also z.B. alle 2 Wochen 20 % des Wertes einbüssen müsste. Die Folge davon wäre ein hochinflationäres Umfeld, was dazu führt, dass die Neigung Geld zu horten stark abnehmen würde. In einem deflatorischen Umfeld macht dies durchaus Sinn. Da die Menschen dort Geld horten, weil es in nächsten Periode ja mehr Wert sein würde. Eine künstliche Inflation würde dem abhelfen. Tatsächlich versuchen die Zentralbanken einen Zinskorridor von 1,5 - 2,5% Inflation zu erreichen. Sinkt die Inflation darunter nimmt die Neigung der Kapitalhortung zu. Steigt sie über den Wert, neigen die Unternehmen zu einer erhöhten Ausgabetätigkeit. Die Möglichkeit der langfristigen Kapitalakkumulation um etwa neue Anschaffungen zu finanzieren wird reduziert. Was dämpfenden Einfluss auf die Konjunktur hat. Um den gewünschten Inflationsrahmen zu erreichen, werden aber die Theorien von Gesell nicht benötigt. Nazis hingegen fordern sogar teilweise eine Inflation von mehreren Dutzend Prozent pro Woche. Unklar ob die Auswirkungen der Hyperinflation in der Weimarer Republik ihnen nicht bekannt sind, oder billigend in Kauf genommen werden. Fakt ist jedoch, dass ihre Abneigung gegenüber Geld im Allgemeinen und Zins im besonderen groteske Ausmaße annimmt.

[Kapitalismus für Anfänger...]

Keines der aber von den Nazis vorgeschlagenen Instrumente: Raumorientierte Volkswirtschaft, Brechung der Zinsknechtschaft, Golddeckung der Währung, Freigeld ist in der Lage wirtschaftliche Probleme zu bekämpfen. Im Gegenteil, all diese Maßnahmen wären absolut kontraproduktiv. Wenn diese Leute sich also antikapitalistisch gerieren, nun dann haben sie nicht Unrecht. Tatsächlich würden ihre Maßnahmen jedwede kapitalistische Wirtschaft innerhalb kürzester Zeit ruinieren. Nicht nur das, jedwede bisherige Wirtschaftsordnung wäre der "Wirtschaftskompetenz" der "nationalen Sozialisten" chancenlos ausgeliefert. Jede frühere, da ihre Mittel an Stellen ansetzen deren Bedeutung zwar teils im Kapitalismus zugenommen haben, von ihm aber bereits zuvor völlig unabhängig existieren (Das kanonische Zinsverbot galt etwa im Mittelalter, lange also bevor es den Kapitalismus überhaupt gab).
Kapitalismus definiert sich nicht durch Globalisierung oder Zinswirtschaft. Er definiert sich durch das Verhältnis der Menschen zum Produktionsmittel. Kennzeichnend für den Kapitalismus ist die Existenz zweier Klassen, der Proletarier und Kapitalisten. Antikapitalismus muss sich also auf diesen Gesichtspunkt konzentrieren. Auf das Ungleichgewicht, was durch die unterschiedlichen Zugriffsmöglichkeiten auf die Produktionsmittel beruht. Neben den radikalen Sozialisten die das Privateigentum an Produktionsmittel abschaffen wollen um den den Klassengegensatz damit aufzuheben, galten früher auch jene als Sozialisten die jedwede Form der Sozialpolitik unterstützten. Insofern können sich Nazis tatsächlich als Sozialisten bezeichnen, auch wenn sie streng genommen nur eine stärkere Umverteilungspolitik befürworten. Damit sind sie aber keinesfalls antikapitalistisch, denn sie bewegen sich innerhalb des kapitalistischen System. Das sie dabei auch noch völlig untaugliche Mittel einsetzen wollen und dabei sogar noch weit hinter den Kenntnisstand der nationalsozialistischen Regierung zurückfallen ist schon erstaunlich. Das sie dies noch als revolutionär und antikapitalistisch bezeichnen ist geradezu wahnwitzig. Andererseits, als vor mehr als einem Jahr die "Antikap"- 'Kampagne'losgetreten wurde, fehlten auf der Weltnetzseiten des nationalen Widerstandes gegen den Kapitalismus unter dem Punkt Theorie die Punkte: Begrifflichkeiten, Analyse, Symptome, Alternativen. Bisher ist nur der Punkt Begrifflichkeiten etwas gefüllt wurden. Der Rest steht bisher noch aus, so kann es eigentlich auch kaum verwundern, dass die nationale Opposition beim Thema Globalisierung plötzlich viel zu erzählen hat, inhaltlich aber sehr einsilbig bleibt.

Interessante Lektüre:
Wer sich mehr für wirtschaftliche Hintergründe interessiert dem sei: Avraham Barkai. Das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus. Ideologie, Theorie, Politik 1933-1945 empfohlen.
Etwas aktueller Bezug: http://projekte.free.de/lotta/inhalt/nr26.htm
Bildnachweis: Nazidemonstration in Arnstadt

[http://de.indymedia.org/2007/05/178893.shtml]