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2010-06-17

Texte aus aktuellen Stategiedebatten emanzipatorischer Politik

Download unter www.gipfelsoli.org/static/Media/friends_of_dissent_reader.pdf

Source: https://we.riseup.net/militant_reflection
2009-09-22

10 jahre nach Seattle

Bild: Strasbourg

Strategien und Perspektiven linksradikaler Politik in der Anti-Globalisierungsbewegung

Viel ist passiert, seit im Herbst 1999 tausende AktivistInnen in Seattle / USA ihren Widerstand gegen den WTO Gipfel auf die Straße trugen und das Treffen massiv behinderten. Weltweit hat seither die sog. “Anti/Alter-Globalisierungsbewegung” ihre Spuren durch die Zeitgeschichte des vergangenen Jahrzehnts gezogen. Die Schüsse in Goeteborg, der Mord an Carlo Giuliani, und die vielen Verletzten und Gefangenen dieser Bewegung sind uns dabei genauso präsent, wie die vielen Momente der Solidarität, gemeinsamer politischer Prozesse und des kollektiven Widerstands, die sie hervorbrachte. Die Geschichte der “Anti-Globalisierungsbewegung” ist von Anfang an auch die der linksradikalen, autonomen und anarchistischen Gruppen die sich in ihr organisierten. Obwohl es im Rahmen von Gipfelmobilisierungen immer wieder gelang, Kristallisationspunkte zu schaffen und verschiedene politische Strömungen und Teilbereiche zusammenzubringen, verschwanden die Bündnisse und Netzwerke oft ebenso schnell wieder von der Bühne, wie sie entstanden waren. Über das „Event“ hinaus gelang es dabei kaum, die Gipfelproteste in soziale Bewegungen und Alltagskämpfe einzubetten. Gerade im Umgang mit der Weltwirtschaftskrise und den viel beschworenen “sozialen Unruhen” zeigt sich die undogmatische, radikale Linke schlecht vorbereitet, um in dieser Situation der Möglichkeit einer emanzipatorischen Gesellschaftsalternative neuen Raum zu schaffen.

Stattdessen betreibt sie business as usual, steckt in alten Gewohnheiten und Abwehrkämpfen fest. Die Gipfelproteste werden immer mehr zu einem berechenbaren Ritual und zum willkommenen demokratischen Beiprogramm der Veranstaltungen selbst.
Wir denken, es ist an der Zeit, sich die Entwicklungen, Aktionsformen und Erfahrungen der letzten Jahre in Ruhe anzuschauen und auch Kritik daran zu reflektieren, um daraus gemeinsam neue Strategien und Perspektiven zu entwickeln. Wir hoffen dabei auf einen offenen und hierarchiefreien Diskussionsprozess, der möglichst viele Aktivist_innen miteinbezieht.

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2009-09-21

dissent! Network of resistance

tauchte als Name erstmals in der Vorbereitung der Gegenaktivitäten zum G8-Gipfel 2005 in Gleneagels als Werkzeug zur Koordinierung des radikalen Widerstands gegen den Gipfel auf. Seitdem sind eigenständige dissent!-Strukturen in verschiedenen Ländern entstanden – mal zu einem ganz bestimmten Zweck und zeitlich begrenzt wie zum G8-Gipfel in Heiligendamm, mal auf längere Sicht und weniger spezifisch angelegt.
dissent! Netzwerke haben kein zentrales Büro, keine Sprecher_innen, keine Mitgliederlisten oder bezahlten Funktionsträger_innen. Sie sind ein Mittel zur Kommunikation und Koordination zwischen lokalen Gruppen und Arbeitsgruppen innerhalb des linksradikalen und anarchistischen Widerstands. dissent! Netzwerke stehen allen offen, die bereit sind, auf der Grundlage der peoples global action (PGA) Eckpunkte zusammenzuarbeiten.

friends of dissent!

Wir sind Gruppen und Einzelpersonen aus dem Umfeld bestehender und ehemaliger dissent!-Zusammenhänge aus mehreren europäischen Ländern. Wir haben uns zusammengesetzt, um die in den letzten Jahren entstandenen Freundschaften und temporären Vernetzungen zusammenzubringen; eine gemeinsame Struktur zu finden, um Tips, Gedanken, Erfahrungen auszutauschen, Perspektiven zu entwickeln und gemeinsam handlungsfähig zu werden. Dabei geht es uns nicht darum, zu einer “Wiedergründung” von dissent! aufzurufen, sondern einen Raum zu schaffen bzw. eine Form zu finden, in einen kontinuierlichen Diskussionsprozess miteinander zu kommen, der nicht durch den von außen vorgegebenen Rhythmus von Gipfelfahrplänen bestimmt wird. Zu diesem Zweck wollen wir eine Veranstaltungs- und Diskussionsreihe mit dem Arbeitstitel „militant reflection“ anschieben. Wir denken dabei nicht an eine abgehobene Theoriedebatte, sondern an eine praxisorientierte Auseinandersetzung, bei der aus guten wie schlechten Erfahrungen frische Ansätze für zukünftigen Widerstand aber auch internationale Vernetzung weiter entwickelt werden können.

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