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2009-09-30

Gegendemonstration zum G20 in Pittsburgh

Bericht von Steve Martinez

G20-Bericht von Democracy-Now-Produzent Steve Martinez, Anjali Kamat, Albert Petrarca, Reverend Billy und anderen.

Anjali Kamat:

Während sich die Regierungschefs der reichsten Nationen der Welt in Pittsburgh zum G20-Gipfel trafen, gingen Tausende auf die Straße, um zu demonstrieren. Die Polizei ging massiv gegen sie vor. Es kam zu einer großen Präsens an schwerbewaffneter Antiaufruhr-Polizei. Sie setzten Tränengas, Schockgranaten, Rauchbomben sowie Lärmkanonen ein, die extrem laute, schrille, Töne in eine bestimmte Richtung senden können. Es wird davon ausgegangen, dass dies das erste Mal war, dass in den USA eine Lärmkanone öffentlich zum Einsatz kam. Mehr als 175 Personen wurden im Verlauf der beiden Tage verhaftet.

Steve Martinez, Produzent von Democracy Now!, war in den Straßen von Pittburgh unterwegs, um zu berichten. Er sendet uns diesen Report.

Pic: Pittsburgh

Steve Martinez:

Aktivisten aus dem ganzen Land versammelten sich auf dem Gelände des Arsenal Park, um gegen den G20-Gipfel zu protestieren. Hier einer der Organisatoren der Demonstrationen, Albert Petrarca.

Albert Petrarca:

Wir mussten uns letzte Woche an das Bundesgericht wenden, nur, um die absoluten Mindestgenehmigungen zu erhalten, um dies hier auf die Beine zu stellen. Es handelte sich um eine bewusste Strategie der Regierung – von Bürgermeister Ravenstahl hinauf bis zum West Wing. Sie alle versuchten, zu erreichen, dass möglichst wenig Menschen kommen, denn das Letzte, was Obama jetzt gebrauchen kann, sind Proteste seiner Linken, (Proteste, von Leuten) der Basis.

Reverend Billy:

Heute werden Einige von uns ins Gefängis gehen! Aber wir werden auf euch aufpassen! Wir werden hier sein, wenn ihr wieder rauskommt! Einige von uns könnten heute ihr Leben verlieren! Wir werden euch Respekt zollen! Ihr werdet unsere Helden sein!

Demonstranten (im Chor):

Sag mir, wie sieht Demokratie aus!

Demonstranten (im Chor):

So sieht Demokratie aus!

Demonstranten (im Chor):

Sag mir, wie sieht Demokratie aus!

Demonstranten (im Chor):

So sieht Demokratie aus!

Demonstranten (im Chor):

Sag mir, wie sieht Demokratie aus!

Demonstranten (im Chor):

So sieht Demokratie aus!

Steve Martinez:

Mit Hilfe einer Überwachung vom Hubschrauber aus war es den Behörden möglich, die Bewegungen der Demonstranten (im Park) zu verfolgen. Auf diese Weise gelang es ihnen, alle Ausgänge des Arsenal Parks zu blockieren. Die Demonstranten mussten über eine Uferböschung springen, um mit der Demonstration beginnen zu können.

Polizeiankündigung:

Dies ist eine gesetzeswidrige Versammlung. Ich ordne an, dass sich alle Versammelten sofort zerstreuen.

Demonstranten:

Das Volk, vereint, wird niemals besiegt! Das Vok, vereint, wird niemals besiegt! Das Volk vereint, wird niemals besiegt…

Steve Martinez:

Wir werden mit Tränengas angegriffen. Gerade haben sie Gas versprüht. Bis zu diesem Zeitpunkt ist es zu keiner Gewalt gekommen – nur vonseiten der Polizei. Augen, Nase und Mund brennen total!

Demonstranten:

Das Volk, vereint, wird niemals besiegt!

Albert Petrarca:

Die Demonstration verläuft diszipliniert, friedlich,ordentlich. Wir sind nun an der Ecke 37th und Butler Street angelangt. Die Polizei hat jetzt entschieden, Tränengas einzusetzen.

Polizeiankündigung:

Sollten Sie sich nicht zerstreuen, können Sie verhaftet werden und/oder polizeilichen Aktionen unterworfen. Weitere Polizeimaßnahmen können sein: körperlicher Abtransport, der Einsatz von Aufruhrkontrollagenten und/oder der Einsatz minder tödlicher Munition. Wer bleibt, setzt sich diesen Verletzungsrisiken aus.

Steve Martinez:

Als Akt des zivilen Ungehorsams setzte sich der Organisator der Proteste – Albert Petrarca – auf die Straße und blockierte ein Fahrzeug der Staatsgewalt. Er wurde sofort verhaftet. Dann setzte die Polizei ihre neue Waffe ein, um die Menschen auseinanderzutreiben: die Lärmkanone.

Insgesamt wurden mehr als 25 Menschen verhaftet, darunter mindestens ein legaler Beobachter von der Nationalen Anwaltskammer (National Lawyer Guild). In der Nacht wurden die Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten heftiger. Es gab zahlreiche Verhaftungen und Schäden an lokalen Geschäften. Die überwältigend massive Präsens der offiziellen Staatsgewalt veranlasste die Friedensaktivistin Cindy Sheehan zu bloggen: “So also sieht ein Polizeistaat aus”.

Am Freitag herrschte auf den Straßen von Pittsburgh bedrückende Stille. Tausende versammelten sich zum Marsch des Volkes. Die DemonstrationsteilnehmerInnen kamen quer aus allen Bereichen – Aktivisten von Menschenrechts- oder Friedensgruppen, GewerkschaftsvertreterInnen und Aktivisten für soziale Gerechtigkeit.

Jon Delanao (eingeblendet):

Was sagen Sie zu denen, die demonstrieren und die gegen den Gipfel sind?

Präsident Barack Obama (eingeblendet):

Ich bin fundamental anderer Ansicht als diese (Leute) und glaube nicht, dass der freie Markt die Quelle allen Übels ist. Es ist schon ironisch, denn, würden sie dem Aufmerksamkeit schenken, was auf dem Gipfel selbst vor sich geht, hätten sie von der breitesten Palette an unterschiedlichen Regierungschefs in der Geschichte sehr deutlich zu hören bekommen, dass es wichtig sei, den Markt – für die normalen Leute – am Funktionieren zu halten.

Steve Martinez:

Präsident Obama charakterisierte die Demonstranten als Krawall machende Antikapitalisten, die sich nicht für das interessierten, was auf dem Gipfel tatsächlich vor sich geht. Allerdings hatten die meisten, die bei den Demonstrationen am Donnerstag und Freitag dabei waren, das Gefühl, die Botschaft des G20 laut und deutlich zu vernehmen. Sie hatten ihre eigene Meinung über dieses Treffen der Weltführer. Hier die Meinung des Aktivisten und Musikers David Rovics:

David Rovics:

Der G20 ist… er repräsentiert generell die reichen Länder, denen die Interessen der Armen nicht am Herzen liegen.

Reverend Billy:

Diese 20 Premierminister und Präsidenten operieren nicht in Erdgeschwindigkeit.

Demonstrant:

In welcher Geschwindigkeit denn?

Reverend Billy:

Sie operieren gemäß einer Art von Konzern-Geschwindigkeit. Und ihr Metabolismus – der kommt von ihren energiegeladenen Militärberatern! Sie werden die Dinge sehr langsam umsetzen. Sie werden versuchen, es ihren Investoren recht zu machen! Ich würde sagen, sie wollen es dem Teufel recht machen. Werfen wir diese Teufel hinaus!

Steven Martinez:

Das war Steve Martinez für Democracy Now! aus Pittburgh!
Steve Martinez

Produzent bei Democracy Now!

Source: http://zmag.de/artikel/gegendemonstration-zum-g20-in-pittsburgh