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2009-09-30

Der G20 Gipfel in Pittsburgh

Der G20 Gipfel in Pittsburgh zeichnete sich nicht nur aus, durch seine nichtssagenden Hohlphrasen, für eine angebliche Änderung der Problematik innerhalb des Wirtschaft- und Kapitalmarktes, sondern auch durch ein brutales Vorgehen durch die ansässigen Polizeikräfte. Zu stark war die Angst einen zweiten G20 Protest, so wie Anfang diesen Jahres in London ( http://de.indymedia.org/2009/04/245952.shtml) erstarken zu lassen, bei dem es sogar gelungen war in die Royal Bank of Scotland einzudringen. In Pittsburgh wurden von den Polizeikräften deswegen allerhand neue Register gezogen, insgesamt gab es unter anderem 190 Verhaftungen.

Pic: G20 Pittsburgh

Verschiedene ReporterInnen verhaftet

Am Freitag den 25. September verhaftete die Polizei Melissa Hill und zerbrach deren Kamera, als diese Polizeiaktionen gegen Studenten, Fußgänger und Journalisten im Bereich der Universität von Pittsburgh dokumentieren wollte. In einem Interview von Twin Cities Indymedia Reporter Nigel Parry erzählt sie am 26. September wie es zu dieser Situation kam ( http://www.youtube.com/watch?v=xRYFuMUkU3U). Auch ein Reporter der Pittsburgh Post-Gazette wurde verhaftet, die Polizei gibt nun an, an diesem Abend insgesamt 110 Menschen im Bereich der Universität festgenommen zu haben. In einem anderen Audio Interview ( http://open-radio.nl/nl/node/12274) mit „Seeds for of Peace“, einer 1993 von dem Journalisten John Wallach gegründeten Organisation, beschreibt ein Mitglied im Blast Furnance Radio die Festnahme eines anderen Mitglieds. Am Donnerstag und Freitag kam es in dem Bereich der Universität außerdem zu Protesten während der Nacht. Auf einer Sonderseite ( http://indypgh.org/g20/#) von Indymedia Pittsburgh ( http://indypgh.org/index.php) kann man weitere Videozusammenschnitte im Zusammenhang mit den Protesten gegen den G20 Gipfel sehen.

Polizei setzt neue Waffe ein

Die Polizei setzte den ganzen Tag über verschiedene Waffen ein, so zum Beispiel auch neue Schallwaffen ( http://www.youtube.com/watch?v=e8NmyUHlFhM), die nicht nur extrem laut und unangenehme Schallwellen aussenden, sondern womöglich auch eine Schädigung des Trommelfells verursachen, wie Gulli.com berichtete. ( http://www.gulli.com/news/g20-polizei-setzt-schall-2009-09-27/). Immer wieder wurden, teils sinnlose, mechanische Durchsagen gegenüber den DemonstrantInnen gemacht ( http://www.youtube.com/watch?v=zFLFWmXdMZY&feature=fvw), so dass man sich oft wie in einem Science-Fiction Comic hineinversetzt sah. Doch auch die in Amerika üblichen Waffen, wie Tränengas, Rauch- und Schockgranaten, oder Gummigeschosse durften im Einsatz gegen die DemonstrantInnen nicht fehlen, ganze Straßenzüge standen des öfteren unter dem Tränengasnebel der Polizei. Am Montag auf einer Pressekonferenz, im Thomas Merton Center, zeigte der 23 jährige Nathan Lanzendorfer die unzähligen Blutergüsse an seinen Beinen und seinem linken Arm. Er sagte, er wurde mit Gummigeschossen attackiert und hätte daraufhin auf schnellstem Weg versucht das Gebiet zu verlassen. Hierbei hätte er vorher keinerlei Aufforderung gehört, dieses vor dem Angriff zu tun.

Chaos auf dem Campus

Zunächst sprach die Presseagentur Reuters in diesem Fall von etwa 40 Demonstranten, welche die Polizei auseinander treiben hätte wollen. Sie hätten sich auf einem Platz des Campus zusammengefunden, um gegen „Brutalität der Polizei“ zu protestieren, so die Presseagentur weiter. Hunderte von Studenten hätten das Geschehen nur beobachtet und seien aus Neugier aus ihren Wohnheimen gekommen. Sie hätten gar nicht gewusst, worum es ginge. Am Tag waren mehr als 10000 Menschen ( http://www.youtube.com/watch?v=xlymtfurFLg&feature=related) durch die Stadt gezogen um gegen den Gipfel zu protestieren. Am Donnerstag gab es Auseinandersetzungen mit der Polizei und ca. 300 DemonstrantInnen, dabei gingen Schaufensterscheiben zu Bruch, so zum Beispiel bei einer Filiale der PNC Bank, einem BMW Händler und einem Boston Market Restaurant, aber auch die Frontscheibe eines Polizeiwagens splitterte. Ein weiterer Demonstrationszug von ca. 2000 DemonstrantInnen versammelte sich zunächst im Arsenal Park und zog vor das David L. Lawrence Convention Center, wo der Gipfel stattfand.

Vielfältiger Protest

Gern berichtete die Presse von vermeintlich gewalttätigen DemonstrantInnen, so wurden die verschiedenen schwarz gekleideten Gruppen, welche Transparente wie „No borders, no banks“ (keine Grenzen, keine Banken) oder, „No hope in capitalism“ (keine Hoffnung für den Kapitalismus in den Händen hielten eifrig abgefilmt. Einige DemonstrantInnen trugen Helme und Vermummungsgegenstände. Der größte Teil der Proteste war vielfältig und blieb friedlich, so gab es zum Beispiel eine kleine Zeltstadt, auf einem Hügel in Pittsburgh mit ca. 90 Zelten, denen der Pfarrer einer nahen Kirche sein Grundstück überlassen hatte. Auch die Gruppe „Code Pink“ hatte sich bei Gericht durchgesetzt: Sie hatte im nahen Point State Park eine Zeltstadt errichtet, um einen stärkeren Einsatz für den Umweltschutz und gegen soziale Ungerechtigkeit zu fordern. Die Gewerkschaft der StahlarbeiterInnen veranstaltete ein Rockkonzert, dem vierhundert ZuschauerInnen lauschen. Die Polizei hatte die gesamte Downtown wie eine Festung abgesperrt, überall konnte man Blaulicht, Betonblöcke und Eisengitter sehen. Mehrere Demonstranten kamen zusammen, um gegen Menschenrechtsverletzungen in China zu protestieren. Buddhistische Mönche wiederum demonstrierten in der Innenstadt gegen die Militärjunta in Birma. Die Hilfsorganisation Oxfam America machte mit einer Aktion auf den Hunger in der Welt aufmerksam

Positive/Negative Resonanz auf allen Seiten

Trotzdem es diesmal kein direktes Durchkommen für die DemonstrantInnen gab, der Protest war dennoch da. Alles in allem zog der President von „VisitPittsburgh“ nach dem Gipfel seine eigene positive Resonanz: Zwei Gruppen seien interessiert das Convention Center künftig zu buchen. Dies sei ein Ergebnis des G20 Gipfels und er schätzte auch, der Gipfel habe der Region 35 Millionen Dollar gebracht. Bill Flanagan, der die „Pittsburgh G-20 Partnership's“ Webseite betreibt, schätzte es sei allerdings 100 Millionen dafür ausgegeben worden, um eine positive Medienresonanz gegenüber dem Gipfel zu erzielen. Der in der Stadt entstandene Sachschaden belaufe sich hingegen auf etwa 50000 Dollar, gab der Polizeichef Nate Harper in einer ersten Bilanz nach Abschluss des Gipfeltreffens am frühen Samstagmorgen bekannt. Die PolitikerInnen waren über sich selbst sehr begeistert, der Gipfel selbst wird nicht allzu große Änderungen in der Wirtschaft vollziehen, meint WDR Korrespondent Ralph Sina in einem Kommentar( http://www.tagesschau.de/multimedia/audio/audio44178.html).

Videozusammenschnitt von AktivistInnen die sich gegen den G20 Gipfel in Pittsburgh organisiert haben (Englisch):

Teil 1
http://www.youtube.com/watch?v=xYgBf3NSV18

Teil 2
http://www.youtube.com/watch?v=Qsz2wfLKJl0

Teil 3
http://www.youtube.com/watch?v=9TXDuHx-754

Source: http://de.indymedia.org/2009/09/262226.shtml