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2007-07-04

Interview mit G8-GegnerInnen (aus SWING Nr. 147)

3. Juli 2007 – 10:38 – red.hanau

In den kommenden Wochen wollen wir versuchen auf linksnavigator
verschiedene Einschätzungen aus der Region im Rückbick auf die
G8-Mobilisierung zu dokumentieren. Als Beitrag dazu versteht sich auch
das nachfolgende Interview aus der SWING:

In kleiner Redaktionsrunde sind wir schnell auf unterschiedliche und
widersprüchliche Einschätzungen bei der Bewertung der
Auseinandersetzungen am 2. Juni in Rostock und der Blockaden von
Block-G8 gestoßen. Da sich unsere Einschätzungen auf unsere
unterschiedlichen Zugänge zu Fragen des Einsatzes und der Vermittlung
von Militanz beziehen, fanden wir es sinnvoll, sie in ihrer ganzen
Widersprüchlichkeit zu formulieren, stellenweise auch zu überspitzen und
genauso stehen zu lassen. Wir hoffen, ihr fühlt euch entsprechend
provoziert, um selbst was dazu zu schreiben. Und vielleicht entfaltet
sich ja so auch mal wieder eine regionale Militanzdebatte..?

Um die Positionen und Widersprüche deutlicher zu machen, folgt ein
moderiertes Interview zweier fiktiver ZeitungsmacherInnen:

Mod: Ihr wart beide am 2. Juni in Rostock. Wie habt ihr die Großdemo und
insbesondere die linksradikalen Blöcke empfunden?

Knut: „Die beiden Demos waren wunderbar anzuschauen. Mehrere zehntausend
Menschen in verschiedensten Blöcken mit verschiedenen Schwerpunkten.
Darunter, auf der Bahnhofsroute, die beiden Schwarzen Blöcke der
Interventionistischen Linken und, etwas abgeschlagen am Schluss, des
„..ums Ganze“-Bündnisses. Jeweils mehrere Tausend, vermummt und in
Ketten laufend, haben eine ungewohnte Stärke ausgestrahlt. Es sind
Bilder und Erfahrungen, die wir nicht mehr gewöhnt sind, und die auch
die meisten der Mitgelaufenen so überhaupt das erste Mal erlebt haben.
Diese Power nehmen wir mit nach Hause.“

Conny: „Auch die Cops sind den Umgang damit offensichtlich nicht
gewohnt, und sind wider alle pessimistischen Einschätzungen, nicht in
die Demo reingerockert. Abrahmowski (Gesamt-Einsatzleiter G8) behauptete
später in einer Pressekonferenz, dass sie dies unterlassen hätten, weil
sie befürchteten, dass sie mit einem Angriff auf die Demo eine Situation
geschaffen hätten, in denen größere, unkontrollierbare Demosplitter in
die Rostocker Innenstadt gelangt wären.“

Knut: „Ich glaube, dass er mit dieser Einschätzung völlig richtig
gelegen hat. Bei einem Angriff, während die Demo auf der Route lief,
hätte es richtig geknallt. Es hätte zu einer viel umfassenderen
Auseinandersetzung als später am Hafen geführt. Es hätten sich dann
nämlich die gesamten Blöcke und auch noch die Leute, die ihr Tuch oder
ihre Haube noch in der Tasche hatten, an der Randale beteiligt.“

Conny: „Die Schwarzen Blöcke selbst waren mit dieser Situation
allerdings auch überfordert. Erst relativ spät kam es aus dem IL-Block
zu Angriffen auf Sparkassen und Discounter. Am spannendsten Punkt, dem
Hotel, in dem ein Teil der US-amerikanischen Delegation untergebracht
war, wurde allerdings nicht angegriffen. Obwohl hier doch das Ziel klar
vermittelbar gewesen wäre. Ob sich der IL-Block tatsächlich an den
Konsens hielt, dass von der Demo keine Angriffe auszugehen hätte? Ich
weiß nicht. Ich glaube eher, dass dies damit zusammenhing, der Situation
und der eigenen Stärke nicht zu vertrauen. Und das finde ich eigentlich
Banane; denn wenn schon mal mehrere Tausend in einem Schwarzen Block
zusammen kommen und vermummt laufen können, dann müssen sie auch gezielt
angreifen. Alles andere ist Pose.“

Mod: Für mich kam es überraschend, dass es dann zur Auseinandersetzung
am Abschlusskundgebungsort am Hafen kam. Wie bewertet ihr das Verhalten
der beteiligten Militanten?

Knut: „Unabhängig davon, ob die Bullen mit dem Abstellen des SixPacks am
Rande der Demo die Militanten provozieren wollten oder nicht: Das Auto
wurde von uns angegriffen. Die Initialzündung der Randale war somit eine
bewusste Entscheidung von Militanten in der Demo. Es war somit ein
bewusster Bruch mit dem Konsens der Demoorga, dass von der Demo keine
Angriffe ausgehen sollten. Die Reaktion der Bullen, die sich bis zu
diesem Zeitpunkt zurück gehalten hatten, war bewusst in Kauf genommen
worden. Das ist als politischer Fehler zu sehen.“

Conny: „Da geht´s mir aber ganz anders. Der Bruch des Konsens war
folgerichtig. Absprachen, die dazu dienen, linksradikale Aktionsformen
zu beschränken, müssen gebrochen werden. Und es war auch klar, dass ein
solcher „Konsens“ gebrochen wird. Bei einer Gipfel-Demo muss es krachen.
Das macht die Attraktivität und die Bekanntheit der Proteste der
Globalisierungsbewegung aus. Wer etwas anderes erwartet oder gewollt
hat, ist politisch bestenfalls naiv.“

Knut: „Mir schien es eher naiv, am Samstag und damit gleich zu Beginn
der Aktionstage die Konfrontation zu suchen. Wir gingen davon aus, dass
die Bullen Rückenwind bekommen würden und dass dies die eigenen
Spielräume begrenzen würde, wenn es um unsere eigenen inhaltlichen
Aktionstage und die tatsächlichen Blockaden gehen würde. Ersteres traf
dann zu, letzteres nicht. Die Aktionstage wurden teilweise übelst
drangsaliert. Die Vorkontrollen und Absperrungen zu den Blockadepunkten
waren dagegen von gelangweilten bis höchst höflichen Bullen durchgeführt
worden. Insoweit glauben wir, dass die Bullen durch die Vermittlung der
Randale nur wieder ihre Deutungshoheit über die legitime Form des
Widerstandes gewonnen hatten, die sie durch ihre Maßnahmen vor Beginn
des Gipfels weitestgehend verloren hatten. Und die sie im Zuge des
Bekanntwerdens ihrer zahlreichen Lügen und der Agent Provocateurs wieder
aufs Spiel setzten. Daher bewerten wir den 2.6. als: Mit einem blauen
Auge davon gekommen!“

Conny: „Die Einschätzung hätte ich vorher auch nicht so daneben
gefunden. Allerdings ist doch dann eher das Problem gewesen, die
Großdemo auf den Samstag vor Gipfelbeginn zu legen. Es ist doch klar,
dass zu einer Großdemo tausende Leute zum Teil international anreisen,
die dann dort die Konfrontation suchen. An allen anderen Tagen, auch den
Blockade-Tagen, sind wir doch wieder marginalisierter. Währenddessen auf
einer Großdemo das Potential von mehreren tausend Militanten nicht
vergeben werden sollte.“

Mod: Die Terminierung der Großdemo war ja umstritten. Aber für einen
bestimmten Teil des Vorbereitungsbündnisses ergab sich eine ganz andere
Logik als die Anreise der Militanten, nämlich die reformistische
Ausstrahlung der Demo auf den G8-Gipfel. Am Samstag danach wäre der
offizielle G8-Gipfel schon vorbei gewesen und ein anderer Tag als
Samstag fiel flach. Aber unabhängig von der Demo mal zu den
Auseinandersetzungen. Knut du könntest doch sagen: Ok. Mit blauem Auge
davon gekommen – Schwamm drüber. Wo siehst du weiterhin
Auseinandersetzungsbedarf?

Knut: „Mich ärgert die Verantwortungslosigkeit, mit der Teile der
Militanten ihren Kurs gefahren sind. Das betrifft mehrere Ebenen.
Erstens politisch: Denn mit dieser Aktion wurde das gesamte
Aktionsbündnis für die gesamten Gipfeltage in Frage gestellt. Mit dieser
Aktion wurde den GenossInnen in der Vorbereitung von dissent! und der
IL, die jahrelang face-to-face mit den anderen Spektren gearbeitet
hatten, in den Arsch getreten. Die hatten dann den Ärger am Bein, weil
es sich Leute nicht nehmen lassen konnten, zwei Streifenbullen
anzugreifen. Für uns ist so was unverhältnismäßig und unverantwortlich.“

Conny: „Da stellen sich natürlich zwei Fragen: Was ist Bündnisarbeit
tatsächlich wert, wenn sie insbesondere die Gewaltdebatte nicht aushält.
Und zweitens, ob die angesprochenen GenossInnen tatsächlich einen
Vertretungsanspruch für die autonomen Gipfelgegner hatten. Der
ausgehandelte angebliche „Konsens“ für die Demo, war ja offensichtlich
für Teile der Autonomen nicht gewollt.“

Knut: „Wenn das mit dem Vertretungsanspruch so ist wie du sagst, dann
frage ich mich, warum es im Vorfeld nicht mehr thematisiert worden ist?
Mich bestärkt das Nicht-Verhalten im Vorfeld in Verbindung mit dem
Agieren auf der Demo eher in der Überzeugung, dass es sich manche Leute
ganz schön einfach machen. Von Verantwortlichkeit keine Spur, weder zu
einem politischen Prozess, noch in der konkreten Konfliktsituation. Denn
es kommt ja noch hinzu, dass die Militanten auch ansonsten
unverantwortlich drauf waren. Die Auseinandersetzung konnte definitiv
nicht nur von denen getragen werden, die sie wollten. Die Bullen sind
immer wieder in die Kundgebung rein, haben Leute gejagt. Da hilft auch
nicht die Ausrede, dass man für das Verhalten der Bullen nicht
verantwortlich sei. Diese Reaktion der Bullen war zu erwarten! Und wenn
die ach so inkonsequenten Peaceniks nicht immer wieder mit erhobenen
Händen auf die Bullen zu gelaufen wären, wären die Bullen
zwischenzeitlich überhaupt nicht mehr aus der Kundgebung zu drängen
gewesen. Die Militanten waren dazu jedenfalls nicht in der Lage.“

Conny: „Die Randale hätte halt an einem Punkt abgebrochen werden müssen,
an dem die Bullen den Druck verstärkten. Es kam halt immer wieder zu
wellenförmigen Auseinandersetzungen, weil die Demos ja noch am ankommen
waren. Zum Teil haben die Bullen dann Demoteile angegriffen die sich
wehren mussten, oder es kam beispielsweise der „… ums Ganze“-Block an
und hatte wohl das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Und dass sich einige
unverantwortlich bei einem Krawall verhalten, ist nichts neues. Das
betrifft zum einen die berüchtigten aus der hintersten Reihe-Werfer, die
die vorderen an den Hinterköpfen treffen, was es zuhauf gab. Und
natürlich die Teilnahme von Nicht-Linken. Ich weiß gar nicht mehr, wie
viele Fußball-Hools ich in Rostock während der Auseinandersetzungen
gezählt habe. Eine Menge jedenfalls.“

Knut: „Ich finde, dass es einfach unverantwortlich war, an diesem Ort zu
dieser Zeit die Konfrontation zu eröffnen. Es gibt meines Erachtens ein
Recht für Demonstrierende, sich das Konzert anzuschauen, an der
Abschlusskundgebung oder am Flüchtlingsblock des entgegenkommenden
Demozuges teilzunehmen, ohne in die Konfrontation verwickelt zu werden.
Der Kundgebungsplatz hat sich wahnsinnig schnell geleert. Und das nicht
nur, weil viele zu ihren Bussen mussten. Viele hatten einfach Schiss und
wollten nicht in die Auseinandersetzung reingezogen werden. Das halte
ich für legitim. Einer Vielzahl der Militanten ist das egal und die
setzten ihren individuellen Drang nach Randale drüber. Das hat für mich
mehr mit Hooliganismus, mit individualisierten Gewaltphantasien, als mit
politischer Militanz zu tun.

Gerade für die Militanten muss die in Aktionsbündnissen wichtige
Vereinbarung: Keine unterschiedlichen Aktionsformen zur gleichen Zeit am
gleichen Ort! ein Maßstab sein. Wenn sich Militante nicht an diese
Vereinbarungen halten, können sie von anderen Spektren keine Integration
fordern und werden dauerhaft isoliert werden.“

Conny: „Bündnis hin oder her. Die Randale hat intern auf jeden Fall die
Bewegung gestärkt. Tausende haben erlebt, dass auch die hochgerüsteten
deutschen Bullen angegriffen und in die Flucht getrieben werden können.
Dass auch die zugekoksten Berliner Prügelbullen Angst in den Augen
haben, wenn sie durch massiven Steinhagel eingedeckt werden und die
Situation für sie uneinschätzbar bleibt. Die Bullen nehmen uns seit dem
2.6. wieder ernster und wir uns auch. Auch diese Erfahrungen nehmen wir
mit in die kleineren, lokalen Kämpfe.“

Mod: Soviel vielleicht zum 2.6.. Wie bewertet ihr die Blockadetage
Mittwoch bis Freitag? Von „größter Sieg der Globalisierungsbewegung seit
Seattle“ bis zu „Alles Hippiekacke“ reichen bisher Einschätzungen die
uns zu Ohren gekommen sind.

Knut: “Da ich bisher so kritisch über die Militanten vom Leder gezogen
habe, muss ich erst mal sagen, dass eben der Mittwoch und der Donnerstag
für mich die Tage der Konfrontation waren. In der Tradition der
bisherigen Gipfel sind die Eröffnungstage des Gipfels die Tage, an denen
die entschlossenen und entschiedenen Symboliken transportiert werden
müssen. Entsprechend hatte sich meine Gruppe auch in bezug auf das
Paula-Konzept vorbereitet.

Dass alles ganz anders kam, hing mit dem unerwarteten Erfolg der
Block-G8- Aktion zusammen. Eher aus Neugier mitgegangen standen wir vor
der Wahl, unsere geplanten Materialblockaden durchzuziehen oder in die
zerfallende Block-G8- Struktur quer einzusteigen, um die Sitzblockade
auf der Straße zu halten. Da haben wir uns entschieden, dass angesichts
der veränderten Situation unsere bis dahin geplante Aktionsform
überflüssig geworden ist und dass wir besser die Block-G8- Blockade
unterstützen.“

Conny: „Das finde ich ja ziemlich schade. Wir sind ebenfalls bei
Block-G8 mitgelaufen, sind aber, als es Zeit wurde, zurückgelaufen und
haben unsere geplante Kleingruppen-Blockade mit Reifen und Baumstämmen
durchgezogen. Für uns stand es überhaupt nicht zur Debatte, bei der
Block-G8-Blockade zu bleiben. Wir fanden es zwar gut, dass sie gemacht
wurde und haben ein solidarisches Verhältnis dazu. Aber wichtig ist uns,
dass unsere eigenen, radikalen Aktionsformen mit ihrer viel
entschiedeneren und unversöhnlicheren Symbolik sichtbar werden. Ich habe
am Donnerstag morgens Radio gehört und es genossen, wenn dort Berichte
über solche militanten Blockaden von anderen Gruppen durchgesagt wurden.
Diese Aktionsformen haben für mich eine eigenständige Bedeutung und
Symbolik, die sich nicht durch Nützlichkeitskriterien wie Knuts Gruppe
sie anstellt, aushebeln lassen.“

Mod: Welche Symbolik wurde für euch denn in den Block-G8- Blockaden
transportiert?

Knut: „Für mich war das ein sehr gelungener Versuch, in einer
Aktionsform die klassische Spaltung zwischen den Etiketten „militant“
und „friedlich“ aufzuheben. Für mich war das eine militante Blockade,
wobei ich einen Militanzbegriff benutze, der jenseits autonomer
Steineschmeißerei liegt. Militant nicht etwa deshalb, weil wichtige
Teile der Block-G8- Struktur am Mittwoch von Personen gestellt wurden,
die am Samstag in Rostock noch im Schwarzen Block der IL mitgelaufen
sind. Sondern deshalb, weil tausende Menschen ihr vielstimmiges Nein zur
globalen, ausbeuterischen Politik der G8 Ausdruck gegeben haben! Sie
haben sich nicht von den Bullen aufhalten lassen und es wurde nicht auf
ein reformistisches Einwirken auf die Mächtigen gesetzt. Das sind für
mich Bedeutungen von Militanz, von Entschiedenheit. Es hat mich positiv
überrascht, dass dies in Deutschland mit so vielen Menschen gemeinsam
möglich war – und ich setze drauf, dass wenn es möglich sein kann, es
weiterhin möglich sein wird.“

Conny: „Mich hat der aufgeladene „friedliche Aktionskonsens“ gestört,
wie er für alle möglichen Sitzblockaden üblich ist und leider auch bei
Block-G8 angewendet wurde. Wir wurden von GenossInnen entschieden
angegangen, als es mal darum ging, einen Jägerzaun umzudrücken, weil
dies den Aktionskonsens verletzen würde. Ich verstehe nicht, was das
tatsächliche Problem gewesen wäre, wenn Leute etwas abseits der
Block-G8-Blockade versucht hätten, noch etwas mehr Chaos zu stiften und
die Bullen auf Trab zu halten. Von daher schwebte für mich schon die
ätzende Peaceniksymbolik über Block-G8, die sich als politischer Akteur
auf die Opfersymbolik des Von-uns-geht-keine-Gewalt-aus verlässt und
somit die Bullen als legitime gewalttätige Instanz nicht auch praktisch
in Frage stellt. Umso besser, dass es Leute entgegen des beschränkenden
Aktionskonsens am Rande einer Blockade doch noch geschafft haben, eine
russische Delegation anzugreifen und eine Limousine teilweise zu
entglasen. Mehr davon!“


Soweit erst mal unser Interview. An manchen Stellen ist es zu
polarisiert und gewisse Nuancen bleiben unausgeführt. Es gibt
beispielsweise keine pur vernunftgesteuerten und verantwortungsvollen
Mustermilitanten denen dann Randale- Hools gegenübergestellt werden
könnten – denn Widersprüche verlaufen meist auch in den Einzelnen
selber. Auch sind die Eigendynamiken, die bei solchen massenhaften
Auseinandersetzungen wie denen am 2.6. wirken, nicht zu unterschätzen –
und die werden im Interview nur kurz gestriffen.

Nichtsdestotrotz denken wir, dass die organisierten Militanten vor der
Aufgabe stehen eine Diskussion über Kriterien für ein
verantwortungsvollen Umgang mit dem Mittel Militanz zu führen. Eine
Diskussion, die zwar längst nicht alle am Szenerand erreichen wird und
an deren Ende auch nicht die makellose, fehlerfreie Randale stehen wird.
Die aber einen Prozess anschieben könnte in Richtung eines
verbindlicheren und bewussteren Handelns, das mehr Sicherheit für die
AktivistInnen selbst bringen könnte – und nicht zuletzt auch das
Vertrauen anderer DemonstrantInnen in den Black-Block erhöhen könnte,
und das scheint nach der Demo vom 2.6. auch dringend nötig.

Die G 8-Woche mit ihrer Fülle an Aktionen und den Camps hat für die
vielen Teilnehmenden jedenfalls eine Menge an sozialen und politischen
Erfahrungen ermöglicht, die im Alltag mit seinen Arbeitsteilungen nur
selten gemacht werden können. Nicht oft kommen so viele Leute spektren-
und themenübergreifend in so großer Zahl zusammen und können über
gemeinsam Erlebtes streiten. An Material für die Auseinandersetzung
fehlt es also nicht.