04.02.2007 - 06:00 Uhr
Leipzig (ots) - Die angekündigten Protestkundgebungen anlässlich des in Heiligendamm stattfindenden G-8-Gipfels der führenden Industrienationen Anfang Juni sind "der Jahreshöhepunkt" der globalisierungskritischen Bürger. Die globale Protestbewegung Attac rechnet mit 50 000 Teilnehmern und damit, dass abgesehen von einigen Farbbeuteln und Pflastersteinen, "nichts Großes" an Gewalt passieren werde. Das sagte die Geschäftsführerin von Attac Deutschland, Sabine Leidig, in einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung"
"Die Ungerechtigkeit nimmt zu. Die zunehmende Spaltung zwischen Arm und Reich gibt es, ganz konkret spürbar. Weltweit, aber auch in Deutschland, in unserer Gesellschaft." Dem müsse man sich als Demokratin entgegenstellen. Der mit den Gipfel stets verbundene "Medienrummel" werde gerne und gezielt genutzt, um eigene Ideen und Themen in die Öffentlichkeit zu bringen, so die Attac-Geschäftsführerin. "Wir versuchen natürlich, den Medienrummel zu nutzen, um für unsere Forderungen und Alternativen zu werben. Wir weisen das ganze Jahr auf die negativen Folgen der Globalisierung, auf die Auswirkungen der Klimakatastrophe oder auf die soziale Ungerechtigkeit hin. Aber gehört und gefragt werden wir im Grunde nur, wenn die Mächtigen die Themen aufgreifen und sie in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit stellen."
Die Warnungen von Verfassungsschützern und Politikern vor drohenden Anschlägen anlässlich des G-8-Gipfels und der parallelen Demonstrationen wies die Aktivistin als "Stimmungsmache" zurück. "Sicherlich wird es auch ein paar Irrationale geben, die vielleicht nicht davon abzubringen sind, mit Farbbeuteln oder mal mit einem Pflasterstein zu werfen. Aber da wird garantiert nichts Großes ablaufen." Attac habe viel Erfahrung mit der Organisation von Demonstrationen und Protesten. "Von der ganz großen Masse der Demonstranten wird keine Gewalt ausgehen." Sie vermute, "dass mit den vielfältigen Warnungen vor angeblich drohender Gewalt beabsichtigt wird, einen Keil zwischen die Aktivisten zu treiben". Klar sei, "dass das zentrale Ereignis die internationale Demonstration am 2. Juni in Rostock sein wird, bei der Demonstranten aus vielen Ländern ihren Protest friedlich, aber deutlich sichtbar machen werden". Für diese Demonstration sei die Mobilisierung aber schwierig. "Rein logistisch ist es schwierig in Rostock, bei den beengten Verhältnissen, die schon am Bahnhof beginnen, Massen zu versammeln. Und der Tagungsort ist sehr abgelegen. Wenn 50 000 zusammenkommen, wäre das schon ein ziemlich großer Erfolg", meinte Frau Leidig. Die gewerkschaftlichen Spektren hätten dieses Datum nicht so im Blickpunkt. "Aber das ändert sich vielleicht noch, wenn sich die innenpolitischen Auseinandersetzungen zuspitzen. Auch bei den Gipfeln in Genua oder Paris mobilisierten immer auch innenpolitische Konflikte." Für jene, die sich kritisch mit der Globalisierung beschäftigten, und den vielen, die über die bundesdeutschen Probleme hinaus blickten, "ist der G-8-Gipfel schon ein Mobilisierungs-Höhepunkt".
Sie kündigte zugleich an, dass man auch versuchen werde, mit einer Protestaktion bis unmittelbar zu den eingeplanten Sicherheitszonen vorzudringen, die das G-8-Tagungsgelände umgeben werden. "Wir von Attac planen eine Künstlerinitiative, aus der heraus in 20 Städten Kunstwerke entstehen sollen, die Alternativen zur Globalisierung darstellen werden. Zusammen mit 100 Großplakaten wollen wir das alles an dem Zaun ausstellen. Ob das gelingt, wird man sehen."
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