Mehr Spenden, mehr Mitglieder - Razzien und Postkontrollen haben Attac zu unerwartetem Aufwind verholfen
BERLIN taz Der bevorstehende G-8-Gipfel in Heiligendamm hat schon jetzt einen Gewinner: Attac. Im Mai traten dem globalisierungskritischen Netzwerk mehr Leute bei als in den ersten vier Monaten des Jahres. Und auch an Spenden hat die Organisation inzwischen über die Hälfte mehr eingenommen als erwartet.
“Die übertriebenen Sicherheitsmaßnahmen der Polizei machen viele Menschen auf uns aufmerksam”, glaubt Sven Giegold vom Koordinierungskreis von Attac. Es sei den Behörden nicht gelungen, die Globalisierungskritiker in Deutschland einzuschüchtern. “Sie haben vielmehr viele Menschen ermutigt, sich mehr zu engagieren.”
Im Mai traten mehr als 700 Menschen bei Attac ein - darunter auch der CDU-Sozialpolitiker Heiner Geißler. Außerdem nahm der Verein 160.000 Euro an Spenden ein, gerechnet hatten die Globalisierungskritiker mit etwa 100.000 Euro. “Wir sind zwar bei weitem nicht die einzige Organisation, die gegen den G-8-Gipfel protestiert, aber eine der bekanntesten”, sagt Giegold. “Darum profitieren wir als sichtbares Symbol des Widerstandes am meisten vom Unmut über die Arbeit der Polizei.”
Viele begründeten ihren Neueintritt bei Attac mit Besorgnis über die Razzien, Postkontrollen und das Sammeln von Geruchsproben von G-8-Gegnern. Damit scheinen sich Prognosen von Experten wie dem Bewegungsforscher Ansgar Klein zu bestätigen. Dieser hatte nach den Razzien der Polizei Anfang Mai gesagt, dass die scharfen Sicherheitsmaßnahmen mehr Menschen veranlassen könnten, sich dem G-8-Protest anzuschließen. Organisationen wie Attac seien dann in der Lage, nicht nur das Lager der klassischen Globalisierungskritiker zu erreichen, sondern auch jene zu mobilisieren, die sich “große Sorgen wegen der Verschärfung der Sicherheitsdebatte und der damit verbundenen Gefährdung der Bürgerrechte machen.”
Die zusätzliche Finanzspritze kommt Attac nicht ungelegen. Neben der Linkspartei ist das Netzwerk der Hauptfinanzier des Gegengipfels. Insgesamt 300.000 Euro investiert die Organisation laut internen Unterlagen in die Protestveranstaltungen um Heiligendamm und in Rostock. Allein gegenüber der Bahn mussten die Globalisierungskritiker mit 83.000 Euro dafür bürgen, dass die drei Sonderzüge nach Rostock auch voll werden.
Für die Protestcamps steuert Attac 15.000 Euro bei. Und 90.000 Euro wiederum sind für das Kulturprogramm fällig, Bühnen und Technik müssen gemietet werden. Außerdem wurde der Sampler “Move against G 8″ produziert. DANIEL SCHULZ
[http://www.taz.de/dx/2007/05/29/a0051.1/text]