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2006-08-12

Schwerin: - Arno Breker -Ausstellung geschlossen

AktivistInnen des Anti-G8-Camps in Steinhagen haben heute die Arno Breker Ausstellung in Schwerin geschlossen. Breker war Hitlers Lieblingsbildhauer und das Schleswig-Holstein-Haus erdreistete sich diese Nazi-Kunst öffentlich auszustellen. Die Aktion stand im Rahmen des Antifa Aktionstags des Camps.

Um 11:20 Uhr wurde heute die Arno Breker-Ausstellung geschlossen. Die BesucherInnen wurden freundlich aus den Ausstellungsräumen gebeten, mit Megaphondurchsagen und Flugblättern informiert. Mit Umgestaltungsaktionen wurde deutlich gemacht, dass die Ausstellung von Brekers Nazi-Kunst nicht weiter geduldet wird. Viele Besucherinnen freuten sich über die spontane Aktion und fanden sie “lustig“, andere zeigten ihr Unverständnis, als sie aus den Ausstellungsräumen hinausgebeten wurden. Einige forderten sogar ihre Eintrittsgelder zurück.

Das Flugblatt hatte neben einem Foto mit Hitler, Speer und Breker vor dem Eifelturm 1940 folgenden Inhalt:
Die Arno Breker-Ausstellung in Schwerin ist ab heute geschlossen!
Schluss mit der Nazi-Kunst in der Öffentlichkeit!
Mit einem abschließenden Diskusssionbeitrag zur Ausstellung “Arno Breker - zur Diskussion gestellt!“ erklären wir, Aktivistlnnen derAnti G8- Bewegung, heute die Ausstellung für den Altnazi Arno Breker für beendet. Mit der Schließung der Breker Ausstellung protestieren wir gegen die erste Personalsausstellung in öffentlicher Initiative des Nazi-Künstlers und Altnazis Arno Breker. Die Kulturpolitik der Stadt Schwerin und des Landes Meckpomm wollen hier erreichen, was bisher immer wieder an empörten Protesten scheiterte.
Schluss damit!
Liebe Ausstellungsbesucherlnnen, wir werden Sie gleich höflich, aber bestimmt aus dem Museum bitten. Die Nazi-Skulpturen gehören umgestaltet und das Schleswig- Holstein-Haus mit einer Kette und einem dicken Vorhängeschloss versperrt.
Wir hoffen auf baldigsten Abtransport der Nazi-Kunst, die schnelle Einschmelzung der Objekte für einen guten Zweck macht großen Sinn: der Bronzepreis ist wegen der Streiks der chilenischen Bergleute in ungeahnte Höhe gestiegen.
Mit der Schweriner Ausstellung wird die aktive Rehabilitierung eines der bekanntesten NS-Künstler betrieben. Brekers Nazikunst und seine braune Ästhetik wer- den hier verharmlost und als Teil eines pluralistischen Kunstverständnisses banalisiert. Das passt perfekt in die nach wie vor statt- findende Schlußstrichdebatte in der BRD. Heute,61 Jahre danach müsse man doch mit dem nötigen Abstand über alles reden dürfen. Faschismus aber ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!
“Zur Diskussion gestellt“ lautet der Titel dieser Ausstellung.
Das kann nicht funktionieren! Wir sehen Brekers Werk als die Verkörperung der nationalsozialistischen Ästhetik das lässt sich nicht mal eben neutral betrachten und bewerten.
Brekers gelungener Entnazifizierungscoup von 1948 wird in der mit öffentlichen Geldern finanzierten Ausstellung wieder lebendig. Der Dekorateur der Hitler- Barbarei? wird zum Mitläufer und Retter von NS-Verfolgten stilisiert, seine Freundschaft mit homosexuellen Künstlern zur Widerstandshandlung umgelogen.
Keine Frage, NS-Grössen wie Breker konnten durch persönliche Fürsprache bei den Mördern für bedrohte Freunde und Bekannte manches herausholen, die Nazigrößen hatten alte ihre jüdischen Nachbarn und es gibt viele Beispiele, dass sogar die Verantwortlichen der „Endlösung“ für Bekannte mal eine Ausnahme beim Massenmord machten.
Besonders frech ist die Masche der Ausstellungsmacher in Schwerin, auf der Basis eines zensierten Zugangs zum Breker Nachlass Arno Breker als unpolitischen Mitläufer darzustellen, der tragischerweise für Hitler gearbeitet hatte und ungerechtfertigterweise in Nachkriegsdeutschland nicht mehr Fuß fassen konnte, weil er als NS-Künstler diffamiert wurde.
In Wirklichkeit hat Breker sehr schnell wieder Anschluss an die Mächtigen gefunden. Unternehmerfiguren wie Giradet, Henkel, Abs und Gerling, genauso wie Spitzenpolitiker wie Ludwig Erhard und Konrad Adenauer bestellten beim NS Künstler Breker für großzügige Honorare zahlreiche Büsten und andere Plastiken.
Die weitere zentrale Lüge von Brekers Rehabilitierungs-Ausstellung ist die Behauptung, Breker hätte sich nach dem Krieg aus seinen Nazi-Verstrickungen gelöst. Brekers halbherzige Distanzierungen von seiner Nazivergangenheit stehen im Gegensatz zu seinem vielfältigem Engagement für rechtsradikale Gruppen in der Zeit nach 1945. Er war nicht nur Ehrenmitglied des neonazistischen “Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes“ (DKEG) und Preisträger der Naziorganisation “Gesellschaft für freie Publizistik“, er verfasste sogar für die Nazipostille “Deutsche Monatshefte“ Leserbriefe und Beiträge. Breker war zudem Leser der Nazizeitung “Die Bauernschaft“, die vom Holocaust-Leugner und SS-Mann Thies Christophersen herausgegeben wurde.
Anfang der Achtziger Jahre erlaubte Breker der rechtsradikalen Ulrichsberg-Gemeinschaft die Aufstellung seines Herrenmenschen-Reliefs “Kameraden“ in der Kärntner Gedenkstätte für Waffen-SS und Wehrmachtssoldaten.
Es ist also wahrlich kein Zufall, das Nazis wie die NPD in Meckpomern sich positiv auf die Schweriner Ausstellung beziehen.
Es ist also höchste Zeit - Schluss damit!
Antifaschistische Grüße von der Museumsfront an die Kampagne “Keine Stimme für die Nazis“ in McPomm!
Wir grüßen mit unserer Aktion die Aktivistlnnen in Berlin, die heute gegen die neue Vertriebenenausstellung protestieren!
Solidarität mit dem Streik der chilenischen Bergleute! Für die sofortige Einschmelzung von Brekers Herrenmenschen! Der Erlös geht an die Streikkasse.
Internationale Aktivistlnnen gegen das G8-Treffen in Heiligendamm