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2007-06-14

Heiligendamm: „Das war wie im Krieg“

G8GIPFEL Eine Solinger Kriminalbeamtin kümmerte sich um festgenommene Demonstranten.

Kriminaloberkommissarin Martina Menn tauschte ihren Solinger Arbeitsplatz für einige Tage gegen den G-8-Gipfel-Ort Heiligendamm ein.

Mit „kleineren Reibereien“ zwischen Demonstranten und Polizei hatte Martina Menn gerechnet. Das Ausmaß der Gewalt beim G-8-Gipfel in Heiligendamm erschreckte die Kriminaloberkommissarin der Solinger Hauptwache aber „total“. Ein Kollege, der die Angriffe der Autonomen miterlebte, versicherte ihr: „Das war wie im Krieg.“

Nur wenige Kilometer trennten die 38-Jährige vom Tagungshotel. Sie arbeitete in einer der „Gefangenensammelstellen“. Die Beamtin prüfte etwa, ob die Daten der vorläufig Festgenommenen notiert worden waren und sie sich zu den Tatvorwürfen äußern konnten. „Anstrengend“ nennt die durchtrainierte Frau ihren Einsatz. Zusammen mit ihren Kollegen arbeitete sie in derselben Halle, in der auch die Zellen der Festgenommenen standen. Die „Unsauberkeit der Gefangenen“, die oft tagelang in Camps mit mangelnden Waschgelegenheiten gelebt hatten, setzten ihr zu. „Viele unterhielten sich auch laut oder kratzten mit Bechern an den Wänden.“

Die käfigartigen Zellen, in denen die Demonstranten festgehalten wurden, waren bereits vorab in die Schlagzeilen geraten. Das versteht die Beamtin nicht: „Amnesty International sowie eine Delegation der UN hatten sie nicht beanstandet.“ Außerdem hätten die Gefangenen zu jeder Zeit unter Bewachung rauchen und zur Toilette gehen können. Es gab sogar Ess-Pakete für Veganer und Vegetarier, sagt Martina Menn.

„Eine bessere Welt erreicht man nicht durch Gewalt.“

„Die meisten Demonstranten waren friedlich“, betont sie. Trotzdem hätten unter den gut 14 000 Klimagegnern rund 2000 das Treffen „als Plattform für Gewalt“ genutzt. „Das ist vergleichbar mit Hooligans beim Fußball.“ Nach dem Gipfel besichtigte sie die Zerstörung: beschmierte Vekehrsschilder, Straßen, die durch brennende Barrikaden Schaden genommen hatten, oder zertrampelte Kornfelder. „Das passt nicht zusammen“, sagt Menn. „Die Demonstranten fordern eine bessere Welt, hinterlassen aber selbst Müll und verschmutzen die Umwelt.“ Für Menschen, die ihre Ansichten friedlich kundtun, hat die 38-Jährige Verständnis. „Eine bessere Welt erreicht man aber nicht durch Gewalt.“

Der Einsatz habe sich gelohnt. Das Miteinander der Kollegen sei gut gewesen, außerdem konnte sie sich beruflich weiterentwickeln. „Ich bin gerne wieder Gast in Mecklenburg-Vorpommern“, scherzt Martina Menn.

[http://www.solinger-tageblatt.de/index.php?redid=162526]