Edoardo Parodi stirbt nach den Protesten gegen das World Economic Forum in Zürich vom 2. Februar
An der Piazza Alimonda wurde neben dem Namen von Carlo Giuliani ein weiterer angebracht. Es ist der von Eduardo Parodi, 22 Jahre alt und bester Freund von Carlo Giuliani. Er starb am 2. Februar, nachdem er an den Protesten gegen das World Economic Forum in Zürich teilgenommen hatte. Sein Tod scheint auf den ersten Blick nicht erklärbar und es bestehen Zweifel über die Gründe, die ihn verursachten.
Als ein möglicher Verursacher gilt das Tränengas Typ CS. Es enthält Ortoclorobenzalmalonitril, eine kristalline Substanz, die sich in ein für Haut und Lunge schädliches Gas verwandelt. Während des G8 wurde es mehrfach eingesetzt.
Die Chronik berichtet, dass die schweizer Polizei während der Proteste gegen diejenigen einschritt, die das Forum attackierten. Das Szenario ist von Göteborg, Nizza, Genua bekannt: eine knüppelnde Polizei mit dichtem Rauch und Tränengasschwaden in den Straßen.
Nach den Protesten fährt Edoardo nach Lugano, wo er bei seinem Freund Mattia Vassalli Zwischenstation macht, um zu übernachten. Dem Freund gegenüber äußert er, besonders müde zu sein und unter Atembeschwerden zu leiden. Und sein Freund Mattia findet ihn am darauf folgenden Morgen leblos im Bett. Das Kissen ist voller Blut, das aus Nasen und Ohren quoll.
Die schweizer Behörden sprechen von einem möglichen Aneurysma als Todesursache. Die Hypothese Selbstmord wird ausgeschlossen und der tote zur Autopsie überstellt. Die Nachricht erreicht auch Italien, wo von einer mysteriösen Todesursache und von einer Überdosis die Rede ist. Es kreisen Gerüchte, welche die Reaktion von Heidi Gaggio, der Mutter Carlo Giulianis, hervorrufen: "Edo starb nicht an einer Überdosis, er hat in seinem Leben noch nie zur Nadel gelangt." Heidi ist überzeugt, dass der Tod des Freundes missbraucht wird, um den Namen ihres Jungen in den Schmutz zu ziehen: "Ich habe nie etwas wegen der vielen Unwahrheiten unternommen, die über meinen Sohn verbreitet wurden, jetzt aber wehre ich mich wegen der Unwahrheiten, die über Edo im Umlauf sind."
Die Hypothese der Überdosis wird darauf tatsächlich offiziell fallen gelassen. Die Untersuchungsbehörden sprechen von einem möglichen noch nicht weiter geklärten traumatischen Ereignis, um sich die Todesursache zu erklären. Jedoch Edo hatte während der Proteste am 2. Februar keinerlei Konfront mit der Polizei und sein Körper wiesen keine Zeichen von Verletzungen auf. Das ist für die Staatsanwaltschaft von Lugano Anlass, sich mit halben Erklärungen nicht zufrieden zu geben. Sie entschließt sich für weitere Nachforschungen, um zu verifizieren, ob das von der Polizei anwandte Gas mit der Todesursache in Zusammenhang stehe. Die Nachforschungen gestalten sich jedoch etwas schwierig, denn der Leichnam wurde bereits eingeäschert.
Wenn zwar eine Verbindung zwischen dem Tode von Edo und der hohen Giftigkeit des Tränengases noch zu beweisen wäre, ist letztere jedoch schon seit geraumer Zeit bekannt. Das bestätigt der Senator Francesco Martone von den Grünen. Zu diesem Thema hat er bereits eine Untersuchung in Carta veröffentlicht: "Es gibt einen Bericht des Wissenschaftszentrums beim Europaparlament mit dem Ergebnis, dass über einen kurzen oder langen Zeitraum mögliche Gesundheitsschäden einstellen können. Fälle von Personen jedoch, die aufgrund der Berührung mit CS-Gas Schäden erlitten haben, sind nur wenige bekannt. Da ist der eines Mädchens, das sich über mehrere Monate hinweg in Behandlung begeben musste." Martone erklärt weiter: "...und ich habe auch von Journalisten erfahren, die am G8 teilnahmen, dass sie danach unter Beschwerden litten."
Was Edoardo Parodi anbelangt, untersucht die Staatsanwaltschaft weiter, spricht auch davon, dass er aus der Mace besprüht wurde, aus einer Gaspatrone zur Selbstverteidigung. Die Wahrheit jedoch ist schwerlich herauszufinden, denn nun ist nicht einmal mehr die Möglichkeit einer Autopsie gegeben.
[http://www.ilmanifesto.it/- Augusto Boschi/Genua, Übersetzung: Roberto Greco, eMail: postmaster@megraphics.de, Homepage: http://www.megraphics.de]