3. Juni '07: Aktionstag "Globale Landwirtschaft
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Resistance is fertile - Action day global agriculture 3rd of June in Rostock
Resistencia es fértil - DÃa de Protesta ‘Agricultura Global’, 3º de junio, Rostock
Resister est utile - Journée d’action Agriculture Globale le 3 Juin à Rostock
Flyer für den 3.6. inklusive Karten zu den Aktionsorten als pdf-Datei
WIDERSTAND IST FRUCHTBAR
Aktionstag Globale Landwirtschaft am 3. Juni in Rostock
Jedes Jahr sterben weltweit 30 Millionen Menschen an den Folgen von Hunger und Unterernährung. Unterschiedliche Prozesse wie erzwungene Marktöffnungen, Preisdiktate durch Supermarktketten oder die Subventionierung der Lebensmittelproduktion für den Export zerstören systematisch die Existenzgrundlagen unzähliger Kleinbauern und -bäuerinnen insbesondere in den ärmeren Ländern. Monokulturen und Massentierhaltung haben katastrophale Auswirkungen auf natürliche Ressourcen wie Böden, Wasser oder biologische Vielfalt. Und auch die Qualität von Nahrungsmitteln wird hierdurch stark in Mitleidenschaft gezogen. Global agierende Konzerne des Nordens wie Monsanto oder Bayer eignen sich genetische Ressourcen des Südens mit Hilfe so genannter "geistiger Eigentumsrechte" an und versuchen so, die Kontrolle über die Produktion von Nahrungsmitteln zu gewinnen. Aber auch in den industrialisierten Ländern herrschen ruinöser Preisdruck und massive Konzentrationsprozesse in der Landwirtschaft.
Entgegen der Rhetorik der Hunger- und Armutsbekämpfung, die jeden G8-Gipfel begleitet, verfolgen die reichsten Industrieländer eine zerstörerische, neoliberal zugespitzte Agrar- und Fischereipolitik, die zu mehr Vertreibung, Hunger und rasant wachsender Ungleichheit führt. Hiervon profitieren weltweit vor allem transnationale Konzerne und Großagrarier. Dagegen organisieren sich rund um den Globus Kleinbauern und -bäuerinnen, LandarbeiterInnen und Landlose, um ihre Interessen gegen Großgrundbesitzer, Großkonzerne, Regierungen und internationale Institutionen durchzusetzen. Sie besetzen Land, kämpfen gegen die Privatisierung von Wasser, brennen Genfelder ab, gründen Kooperativen sowie Erhaltungsprojekte für ihr traditionelles Saatgut. Sie kämpfen für Ernährungssouveränität, d.h. für das Recht, ihre Landwirtschaft und ihre Ernährung selbst zu bestimmen. In Solidarität mit diesem weltweiten Widerstand und weil Nahrungsmittel und Landwirtschaft Lebensgrundlage für alle sind, tragen wir den Protest zum G8-Gipfel nach Heiligendamm.
Der Aktionstag am 3. Juni lädt mit vielfältigen Aktionsformen möglichst viele Menschen zum Mitmachen ein. Er beginnt mit einer Demonstration mit Traktoren und Großpuppen durch die Rostocker Innenstadt und endet mit einer Veranstaltung beim Agro-Bio-Technikum mit den Gen-Versuchsfeldern in Groß Lüsewitz 15 km östlich von Rostock. Dazwischen findet für Aktive und Mobile eine Rallye über verschiedene Info- und Aktionspunkte statt. Mit dabei sind VertreterInnen von Kleinbauernverbänden, Landarbeiterorganisationen und genkritischen Netzwerken aus Nord und Süd (Via Campesina, Conféderation Paysanne und andere).
Demonstration von der Uni Rostock zum Neuen Markt
10.00 Uhr Vorprogramm (Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät der Uni Rostock)
10.30 Uhr Auftakt (Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät der Uni Rostock)
11.30 Uhr Demo-Beginn
12.30 Uhr Abschlusskundgebung (Neuer Markt)
Rallye von Rostock nach Groß Lüsewitz
13.30 Uhr Start der Rallye am Ort der Abschlusskundgebung vorbei an verschiednen Stationen mit Infos und kreativen Aktionen zum Zusammenhang von G8 und Globaler Landwirtschaft: Genfelder, Großmastanlage, Fastfood-Restaurant, Tierversuchsinstitut, Lebensmitteldiscounter,Rostocker Hafen.
Der eigenen Fantasie bei den Aktionen sind dabei ebenso wenig Grenzen gesetzt wie der Bewegungsenergie bei der Teilnahme an der Rallye: zu Fuß, mit Skatern, Fahrrädern, Traktoren, Autos, Bussen. Es fährt allerdings auch stündlich ein Regionalzug nach Groß Lüsewitz.
Kundgebung und Dorffest in Groß Lüsewitz
ab 13.00Uhr Bunter Protest gegen das hier ansässige Agro-Bio-Technikum und dessen umstrittene Genforschung und Freilandversuche. Kundgebung, Bühnenprogramm, Info-, Aktions- und Essstände, Straßentheater, Spiele, Musik u.v.m.
Infos und Kontakt: Aktionsnetzwerk G8 und Globale Landwirtschaft, www.g8-landwirtschaft.net
Rallye
Rallyestation: Rostocker Hafen
Im globalisierten Kapitalismus werden Nahrungsmittel weltweit gehandelt. So auch im Rostocker Hafen. Bis zu 10.000 Tonnen Getreide werden pro Tag auf Schiffe geladen. 50.000 Tonnen Zucker können hier gelagert werden, bevor dieser weltweit verschickt wird. Der Export von Lebensmitteln wird von der EU stark subventioniert, so dass sie die landwirtschaftliche Produkte des Südens niederkonkurrieren und dort die landwirtschaftlichen Strukturen zerstören. Die Folgen sind die Zunahme von Landflucht, Verarmung, Hunger.
Doch nicht nur die Exporte sind kritikwürdig. So arbeitet in Rostock eine Tochter der Atlanta-Gruppe, die beim Import von Früchten europäischer Marktführer ist. Die katastrophalen Arbeitsbedingungen und Löhne auf den Obstplantagen garantieren den Gewinn der am Handel beteiligten Konzerne und die niedrigen Preise in den Supermärkten.
Ein neues Problem ist die Zweckentfremdung von Nahrungsmitteln zur Energieproduktion. Insgesamt 3 riesige Bioethanolanlagen sind rund um den Rostocker Hafen geplant. Für die Produktion von Bioethanol eignen sich z.B. Zuckerrohr, Mais und Soja, dass im Süden produziert und mit Schiffen in den Norden transportiert wird. Im Hafen gibt es auch eine Anlage für die Produktion von Biodiesel. Hier gibt es Pläne statt Raps billiges Palmöl aus Indonesien oder Afrika zu verwenden. Der Anbau und Import von „Energiepflanzen“ aus dem Süden für den Energiehunger des Nordens ist ein Beitrag zu noch mehr Hunger, Landvertreibung und Waldabholzung.
Rallyestation: Joey´s Pizza
In der Gastronomie setzten Fastfood-Ketten negative Standardtrends, indem sie u.a. Lohndumping betreiben. Ihre Unternehmensführungen setzten auf Franchising und verlagern die Unternehmensrisiken auf die „selbstständigen“ Filialleiter vor Ort. Diese wiederum pressen die ArbeiterInnen ganz unten in der Hierarchie aus. Für die ArbeitnehmerInnen "bleiben" prekäre Beschäftigungsverhältnisse.
Die Fast-Food-Kette Joey´s, die sich auf den Dirketverkauf und Lieferservice von Pizza spezialisiert hat, ist dafür ein gutes Beispiel: In den letzten Jahren expandierte das Unternehmen auf 127 Branchenbetriebe (v.a. in Norddeutschland) und verzeichnete riesige Umsatzgewinne. Obwohl ihr Umsatz 2006 satte 52 Millionen Euro betrug, erhalten die PizzaausfahrerInnen in Rostock nur magere 4,50 Euro die Stunde!
Rallyestation: FBN Dummerstorf
Das Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) in Dummerstorf führt Tierexperimente an ca. 450 „Großvieheinheiten“ durch, das heißt es gibt über 1300 Plätze für Rinder, Schweine, Pferde, Ziegen und Schafe und ein „Maushaus“, in dem Ratten, Kaninchen und in großem Umfang Mäuse für „Modelluntersuchungen“ gehalten werden.
„Technischer Fortschritt“ in der Landwirtschaft bedeutet nicht nur größere, bessere und schnellere Maschinen, die sich oft negativ auf die Bodenverhältnisse auswirken und die Schaffung von Agrarwüsten provozieren, sondern auch die Zucht von Pflanzen und Tiere die immer höhere Erträge bringen sollen. Neben künstlicher Besamung und der Embryonenzucht im Reagenzglas wird dabei auch die Klon- und die Gentechnik eingesetzt. So stammt die weltweit erste transgene Kuh aus Dummerstorf, zur Zeit wird hier aber nicht an genmanipulierten Tieren gearbeitet. Ein wichtiges Prinzip ist, dass die Haltungsformen nicht an den Bedürfnissen der Tiere orientiert werden, sondern die Tiere an die Bedürfnisse der Massentierhaltung und der industriellen Landwirtschaft.
Karte von Dummerstorf als pdf-Datei
Rallyestation: Tierfabrik Dummerstorf
In Dummerstorf/Pankelow befindet sich eine Tierfabrik mit 40.000 Hühnern und 2000 Schweinen für die Fleischproduktion. Gefüttert werden die Schweine vor allem mit Soja, oft genmanipuliert. In Südamerika werden für riesige Sojaplantagen Regenwald und Steppe gerodet und die Landbevölkerung wird vertrieben. Die Bevölkerung verarmt und leidet unter Spritzmittelvergiftungen.
Mecklenburg-Vorpommern und die G8 unterstützen den Aufbau von Tierfabriken mit bis zu 100.000 Schweinen, was hierzulande zum Sterben kleiner Höfe führt. In der Nähe der Mastbetriebe sinkt die Lebensqualität, weil die Fabriken furchtbar stinken und der Verkehr, aufgrund von Futtermittel-, Gülle- und Tiertransporten, massiv zunimmt. Die Entsorgung der Unmenge von Gülle wird durch übermäßiges Ausbringen auf umliegende Felder gelöst, was Wasser, Boden und Luft stark belastet.
Die intensive Haltung so genannter Nutztiere wie Schweine, Rinder, Gänse und Hühner ist in der heutigen Landwirtschaft gängige Praxis. Massentierhaltung, im Fachjargon „Tierproduktion“ genannt, hat nichts mit artgerechter Tierhaltung in ländlicher Idylle zu tun. Ganzjährige Stall- bzw. Käfighaltung auf engstem Raum, Spaltenböden ohne Einstreu, nicht artgerechte Konzentratfuttermittel, Futtermittelzusätze, separate Haltung sowie das Fixieren von hochsozialen Tieren, Kupieren von Schnäbeln und Schwänzen, Abkneifen von Zähnen und Enthornungen, sind die traurige Realität.
Die Tiere werden dem Haltungssystem angepasst um maximalen Profit herauszuholen. Aber auch die VerbraucherInnen und die Supermärkte tragen durch den Drang nach immer billigerem Fleisch zu solchen Entwicklungen bei.
Karte von Dummerstorf als pdf-Datei
Rallyesation: Genfelder
Das transnationale Agrobusiness versucht weltweit die Landwirtschaft endgültig und vollständig in den kapitalistischen Markt zu integrieren. Wenn die Konzerne hier wirklich Geld verdienen wollen, müssen sie darüber bestimmen können, wer was wie auf den Feldern anbaut. Auch die Verarbeitung und der Handel müssen unter Kontrolle gebracht werden.
Ein wesentlicher Baustein hierbei ist die Agrogentechnik. Durch die Manipulation von Pflanzen und Tieren ist es möglich diese Lebewesen zu patentieren und damit den gesamten Produktionsprozess vom Saatgut bis zur EndverbraucherIn zu beherrschen. Der hochindustrialisierten Landwirtschaft soll weltweit zum Durchbruch verholfen werden, auf Kosten der Natur und der auf dem Land lebenden Menschen.
Hier findet ihr eine Übersichtstabelle für die Genfelder in Mecklenburg-Vorpommern. Detailkarten gibt es bisher von:
Eine Überblickskarte über den Genmaisanbau in Deutschland gibt es von Greenpeace. Detailiertes Kartenmaterial gibt es z.B. beim gis-gvo, für Brandenburg beim Barnimer Aktionsbündnis, für Nordrhein-Westfahlen beim BUND und für Giessen bei der Projektwerkstatt Saasen.
In einem Interview auf Indymedia rufen Unbekannte für den 3. Juni zu "Feldbefreiungen" auf Genfeldern in ganz Deutschland auf.
Der Flyer für den 3.6. als pdf-Datei
Aktion am 4. Juni
10 Uhr Protestaktion vor einem Lidl-Supermarkt –unter Beteiligung eines Aktivisten der andalusischen LandarbeiterInnengewerkschaft SOC: Lidl ist nicht nur für seine miesen Arbeitsbedinungen bekannt geworden. Lidl zeichnet sich auch (zusammen mit anderen Supermarktketten) durch ruinöse Preisdiktate aus. Auf diese Weise werden insbesondere die Preise für landwirtschaftliche Produkte in den Keller getrieben. Häufig sind es vor allem (papierlose) MigrantInnen, die sich gezwungen sehen, die miesen Lohn- und Arbeitsbedinungen in der Landwirtschaft zu akzeptieren – etwa als TagelöhnerInnen im Plastikmeer von Almeria oder als SpargelstecherInnen in Mecklenburg-Vorpommern.
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