Hier eine erste Zusammenfassung der Ereignisse vor dem G20 Gipfel in Seoul/Südkorea. Ich bemühe mich das Ganze regelmäßig zu updaten.
07.November 2010: Am Sonntag fand die erste große Demonstration gegen den G20 Gipfel in Seoul statt, welcher vom 11.-12. November gehen wird. Mehr als 30.000 ArbeiterInnen und StudentInnen protestierten gegen die Politik des Neoliberalismus und die Politik von Südkorea. Insbesondere die Verschärfung der Ausbeutung von (migrantischen) ArbeiterInnen durch die aktuelle Regierung wie auch dessen Sicherheitswahn – 50.000 Polizisten alleine in Seoul um den Gipfel zu schützen, wie auch der Einsatz des Militärs und das Verbot von Demonstrationen – waren die Hauptthemen.
Der Seoul Plaza, an welchem die Kundgebung stattfand, war von ca. 8.000 Riot-Cops hermetisch abgeriegelt. So scheiterte nach der Kundgebung auch ein Durchbruchsversuch in Richtung Innenstadt, wobei zahlreiche DemonstrantInnen durch CS-Gas Verletzt wurden – aber auch die Polizisten mussten Verletzte in Kauf nehmen.
Die Kundgebung ging bis spät in den Abend und wurde als Erfolg für eine Auftaktdemonstration gewertet.
Heute findet bezüglich der Abweisung von mehr als 200 AktivistInnen an der Koreanischen Grenze eine Pressekonferenz von internationalen AktivistInnen statt, auch das Mediacenter von Indymedia Korea wird heute eröffnet.
09.November 2010:
Seit heute ist nun das Media Center von Indymedia Korea offen und AktivistInnen können dort die neusten Nachrichten bekommen
und sich vom Stress ausruhen. Die genauen Anreisedaten findet Ihr auf der Indymedia Korea Homepage.
Auch gab es in den letzten zwei Tagen weitere Aktionen und Proteste:
- AktivistInnen von der Democratic Labor Party haben einen Sit-In gestartet um gegen die Geheimverhandlungen zwischen den USA und Südkoreas im Bezug auf die kommende FTA (Free Trade Agreement) zu protestieren. Am Abend gesellten sich weitere AktivistInnen dazu und so nehmen momentan rund vierzig Leute an dieser viertägigen Aktion (egal ob Regen oder Minusgrade) teil. Die Polizei ist massiv vor Ort präsent.
- AktivistInnen der Gewerkschaft KCTU wie auch verschiedene linke Parteimitglieder haben heute vor dem Ministerium für Auslandskontakte und Handel gegen die FTA Abkommen und den G20 Gipfel protestiert. Ein Versuch zu der nahe gelegenen US-Botschaft zu gelangen wurde durch ein massives Polizeiaufgebot, inklusive eines gepanzerten SWAT (Spezialeinsatzkräfte, vergleichbar mit der KSK) Fahrzeuges, verhindert
- Es gab eine Protestaktion von PETA Aktivistinnen, welche halbnackt und mit Farbe bemalt direkt vom dem COEX Center protestierten. Sie wurden umgehend verhaftet
- Ab Morgen gilt die höchste Sicherheitsstufe in ganz Korea, an fast jedem U-Bahnhof sind Polizisten, teils mit MGs, zu finden. Das COEX Center, welches der Austragungsort des Gipfels ist, wird ab Morgen mit einem Zaun weiträumig abgesperrt.
Aussicht auf die kommenden Tage/Proteste:
Morgen werden zwei weitere größere Demonstrationen parallel im Stadtzentrum stattfinden, u.a. von der Arbeitergwerkschaft und den AktivistInnen gegen das so genannte Vier Flüsse Projekt organisiert. Am 11. November wird es dann die Großdemonstration gegen den G20 Gipfel geben, inklusive den Versuch direkt zum COEX Center zu kommen. Rechte Militärveteranen haben angekündigt selber militante Proteste zu starten um so für eine Lohn- und Pensionserhöhung zu streiten. BeobachterInnen gehen davon aus, dass ca. 200 dieser extrem militanten und kampferfahrenen Militärs das Chaos im Stadtzentrum am Tag des Gipfels erhöhen werden.
Anarchistische und undogmatische Gruppen wollen am 11. November auch parallell zur Großdemonstration eigene Aktionen starten. Inwiefern sich dies bei der Anzahl von 50.000 Polizisten verwirklichen lässt wird man dann sehen.
Einreisebeschränkungen/Abschiebungen:
Über 200 AktivistInnen wurden mittlerweile von der koreanischen Grenze abgewiesen. Die Personen standen auf einer “Black List”, welche u.a. Daten von DemonstrantInnen, welche an den Gipfeln in Toronto, Japan und Europa teilgenommen hatten, beinhaltete. Dabei wurden auch sieben philippinische AktivistInnen, welche ein gültiges Einreisevisum hatten wieder aus Südkorea abgeschoben. Weitere Fälle sind zu erwarten.
Nationale Propaganda und Sauberkeitswahn:
Im Zuge des Gipfels hat der amtierende Präsident wie auch die Regierung eine Propagandaschlacht ohne Gleichen ausgelöst. An jeder Straßenecke werden die Bewohner von Seoul dazu aufgefordert die Stadt sauber zu halten, während des Gipfels keinen Müll nach draußen zu tragen und kein Auto zu fahren. Auch Höflichkeit und Rücksicht auf Besucher wie auch eine Anpassung an europäische kulturelle Normen wird eingefordert. Das Ganze verbunden mit einem tagtäglichen Kulturnationalismus, in welchem Korea sich in eine Reihe mit anderen “großen” Kulturnationen stellt und einen unbedingten Patriotismus der BürgerInnen einfordert. Viele progressive Kräfte äußerten die Sorge, dass Südkorea auf dem Weg zu einer neuen Autokratie ist.
10. November 2010:
Am Endpunkt der morgigen Großdemonstration, der U-Bahn Station Namyeong, liegt auch ein US-Amerikanischer Militärstützpunkt. Daher wurden schon am frühen Morgen massive Polizeikräfte in der Gegend zusammen gezogen um eventuelle Aktionen gegen die Militärbasis im Voraus zu unterbinden. Es wird erwartet das Morgen alle 50.000 Polizisten im Einsatz sein werden.
Heute haben gibt es zwei Demonstrationen; zum einen eine Kerzendemonstration/Kundgebung der ArbeiterInnenbewegung wie auch eine Aktion vor dem Rathaus am Seoul Plaza, primär gegen den umstrittenen Bau des “Vier Flüsse Projektes” wie auch dem G20 Gipfel.
Links:
Auf meinem Blog werden regelmäßige Updates von meinen Fotografien zu den diversen Protesten um den G20 Gipfel, aber auch über andere gesellschaftliche Probleme zu finden sein:
http://blog.benjamin-hiller.com
Weitere Informationen zu den Protesten und Organisationen finden sich hier:
http://korea.indymedia.org/
http://en.putpeoplefirst.kr/ppf_home_en
http://www.labourstart.org/cgi-bin/show_news.pl?country=Korea&langcode=en
Source: http://linksunten.indymedia.org/de/node/28187