Pressemitteilungen » Heiligendamm 2007 » G8 2007 deutsch » Offizielle Bilanz  
print
2008-05-06

Der Segen des G8-Zauns

Frank Neumann ist durch den Bau und das Aufstellen des Zaunes für den G8-Gipfel in Heiligendamm richtig bekannt geworden. "Mein Ärger wäre riesig, wenn ich diesen Auftrag nicht gemacht hätte", sagt der 46-Jährige. Er sieht sich als einer der Gewinner des Treffens der mächtigsten Staatsmänner der Welt, denn seine Firma MZS Zaunbau GmbH Bargeshagen profitiert noch immer von diesem Jahrhundert-Projekt. "Wir sind mächtig ins Blickfeld gerückt, dürfen viele Angebote machen", so Neumann. Im Gespräch mit Dietmar Tahn erzählt er über diese Zeit, neue Herausforderungen und davon, dass ein Stück des G8-Zauns Ausstellungsstück wird.

Fence

Herr Neumann, wie sehr verfolgt Sie und Ihre Firma der G8-Zaun?

Neumann: Verfolgen kann ich nicht sagen. Für mich überwiegen die positiven Dinge.

Befielen Sie zwischen Bewerbung, Zusage und Umsetzung des Projekts nie Zweifel, ob die Sache zu packen ist?

Neumann: Bereut habe ich es nie, diesen Auftrag anzunehmen. Hätte ich das nicht gemacht, wäre mein Ärger sicher heute noch riesig. Ich wollte dieses Projekt durchziehen, weil es auch ein Beweis für unsere Leistungsfähigkeit ist. Für mich gab es da keinen Zweifel. Deshalb kämpfte ich ja so sehr um diesen Auftrag. Diese Chance nicht zu packen, hätte ich mir selbst nie verziehen. Wichtig ist, dass alles gut lief, dass wir das umsetzen konnten, was der Auftraggeber verlangte. Gemischte Gefühle gab es bei mir nur deshalb, weil wir einen Auftrag in diesem Umfang vorher noch nie gemacht hatten. Aber das spornte nur an.

Ihre Firma hätte es auch ohne den G8 weiter gegeben, aber vielleicht nicht in dieser Stärke?

Neumann: Das kann man so sagen. Dadurch war eine enorme Entwicklung möglich.

Es gab ja wegen der Produk tion des G8-Zauns eine Neueinstellung. Konnte diese Arbeitskraft bleiben?

Neumann: Ja. Wir sind nicht größer geworden, aber wir haben den Bestand gehalten. Das war unser Ziel. Dies gelang jedoch nur, weil wir immer an die Zeit nach dem Gipfeltreffen dachten.

Sie mussten darauf achten, Ihre Stammkunden nicht zu verlieren?

Neumann: Genau darin bestand der Spagat. Denn der Zaun für den G8 forderte natürlich über einen weiten Zeitraum alle unsere Ressourcen, vor allem an Personal. Dennoch oder gerade deshalb blieb bei mir immer der Gedanke daran, was nach diesem Auftrag kommen muss. Denn im Anschluss an eine solch große Sache ist es für ein Unternehmen nicht so leicht, Aufträge zu sichern. Es ließ sich parallel vieles nicht realisieren. Aber sag mal den Kunden: In drei Monaten gern. Für uns war es in der Phase G8-Zaun ganz wichtig, unseren Geschäftspartnern Lieferzeiten zu bieten, als wäre dieser Riesenauftrag nicht da. Das schafften wir zu einem sehr großen Teil. Was sich damit belegen lässt, dass wir in unserem Tagesgeschäft fast auf den Umsatz wie in den Vorjahren kamen.

Wie waren die Reaktionen auf das G8-Projekt in Ihrem persönlichen Umfeld?

Neumann: Im Nachhinein nur positiv. Im Vorfeld und während des G8 schwankte die Stimmung zwischen null und 100. Da war alles vertreten.

Kam da auch mal ein Kunde, der sagte: Du verdienst am G8 so gut, mach mal meinen Zaun preiswerter?

Neumann: Mehrfach. Dumme Sprüche mussten wir uns einige anhören. Wenn Leute heute kommen und sagen: "Ihr seid doch die …", dann ist das immer mit Hochachtung vor der Leistung verbunden.

Es wurde ja teilweise rund um die Uhr gearbeitet. Hieß es nach dem Abbau des Zaunes dann Überstunden abbummeln?

Neumann: Nein, wir haben diese Stunden für den Winter aufgespart, denn wir arbeiten ja auch mit Arbeitszeitkonten. Aber es ging teamweise in Urlaub.

Würden Sie ein Projekt in einem ähnlich großen Rahmen wieder annehmen?

Neumann: Hier in Mecklenburg-Vorpommern sofort. Wenn es etwas weiter weg wäre, müsste ich genauer prüfen. Aber generell jederzeit. Eigentlich sind wir aus wirtschaftlicher Sicht sogar in der Pflicht, mittelfristig wieder einen solchen Auftrag durchzuziehen.

Beste Werbung für Ihre Firma war dieses Projekt aber allemal?!

Neumann: Natürlich. Wir sind mächtig ins Blickfeld gekommen, durften viele Angebote machen und sind bei einigen auch noch im Gespräch. Die Anfragetätigkeit hat sich mit dem G8-Zaun verdreifacht. Wir mussten bremsen, weil es einfach nicht mehr zu schaffen war. Ich kann aber definitiv sagen, dass wir regional Aufträge wegen des G8-Zauns abschließen konnten. Wir werden jetzt auch mehr in Bauvorbereitungen einbezogen. Da ruft schon jemand mal nach einem halben Jahr an und sagt, ich habe da wieder was. Die Wirkung ist schon sehr nachhaltig.

Welche Objekte nach dem G8 sind die umfangreichsten?

Neumann: Im Rostocker Überseehafen sind wir sehr aktiv. Wir haben gerade das Rohrwerk eingezäunt. Jetzt sind wir dabei, das Heizkraftwerk mit einem Zaun zu versehen. Wir stellten in diesem Zuge die größten Toranlagen her, die wir je gebaut haben. Da sprechen wir von Dimensionen, wo ein Torblatt 17 bis 25 Meter lang ist.

Ist der berühmte G8-Zaun in alle Winde verstreut?

Neumann: Wir haben bestimmte Abschnitte verkauft und andere verschrottet. In Mecklenburg-Vorpommern stehen 500 Meter beim Piraten-Open-Air in Grevesmühlen. Drei Zaunteile gingen nach Süddeutschland. Insgesamt sind vier von zwölf Kilometern verkauft worden.

Es gab aber doch so viele Angebote, auch aus einem Scheichtum…

Neumann: Stimmt. Letztendlich ist die Geschichte so, dass der Zaun nur temporär war. Also, er hatte keine hochwertige Beschichtung. Schon allein deshalb kam er für Objekte, die sich im Ausland unter ganz anderen klimatischen Voraussetzungen befinden, gar nicht in Frage. Viele hatten nur das Wort Sicherheitszaun als Orientierung, da gab es falsche Vorstellungen. Was das Scheichtum anbelangt, reichte einfach die Höhe unseres Zauns nicht aus, und er hätte eine andere Langlebigkeit nachweisen müssen.

Haben Sie denn ein kleines Zaunfeld auf dem Hof als Andenken zu stehen?

Neumann: Nein. Wir haben mehr als genug Bilder, das reicht. Eine Chronik wollen wir machen. Es ist noch alles in Kartons sehr gut verpackt. Man sagt ja immer, Weihnachten ist eine gute Zeit, um so etwas zu machen. Wir haben uns das vorgenommen. Aber zehn laufende Meter des G8-Zauns werden aufgearbeitet und verzinkt. In Kürze wird dieses Stück in die alte Zauntrasse montiert. Es soll in Heiligendamm ein Anlaufpunkt für Touristen werden. Vor der Urlaubssaison wollen wir das realisiert haben.

[http://www.nnn.de/lokales/rostock/artikeldetails/article/218/der-segen-des-g8-zauns.html]

Source: www.nnn.de