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05.06.2007

Hamburger Abendblatt: Wie unterbindet man die Gewalt? Attac- Sprecher und Polizei- Gewerkschaftschef im Interview

Von HANNA-LOTTE MIKUTEIT

ROSTOCK - Wie kann der friedliche Protest der G-8-Gegner nach den gewalttätigen Ausschreitungen von Rostock weitergehen? Das Hamburger Abendblatt sprach mit dem Attac-Sprecher Werner Rätz, der auch einer der Organisatoren der Großdemonstration in Rostock war.

ABENDBLATT: Welche Folgen haben die Ausschreitungen in Rostock für die weiteren Aktionen der G-8-Kritiker?

WERNER RÄTZ: Wir müssen noch aufmerksamer sein. Mit den Problemen auf dem Platz haben wir einfach nicht gerechnet. Die Verantwortlichen für die Blockadeaktionen sitzen jetzt zusammen, versuchen andere Konzepte zu entwickeln. Wir müssen sicherstellen, dass der Charakter der Aktionen so friedlich bleibt, wie wir es wollen.

ABENDBLATT: Rechnen Sie mit weiteren gewalttätigen Protesten?

RÄTZ: Nach den Erfahrungen vom Sonnabend müssen wir davon ausgehen, dass es möglich ist. Da sind teilweise Personen und kleine Gruppen beteiligt, die für uns fast nicht erreichbar sind. Was aber auch nicht funktioniert, ist, einfach zu sagen, wir wollen euch nicht, und dann bleiben die weg. Da muss man fantasievoller sein.

ABENDBLATT: Genau das nährt doch aber die Vorwürfe, die friedlichen G-8-Gegner schützten die gewalttätigen Krawallmacher?

RÄTZ: Das weise ich zurück. Wir wollen keine Basis für Krawalle bieten. Es ist umgekehrt. Es geht darum, für alle eine Verbindlichkeit bei den gemeinsamen Aktionen zu schaffen. Sonst gibt es eine Ausgrenzung, und dann ziehen die erst recht ihr Ding durch.

ABENDBLATT: Was erwarten Sie von der Polizei?
RÄTZ: Die Polizei hat sich bei der Demonstration an alle Zusagen gehalten. Das war vorbildhaft. Es wäre gut, wenn sich diese Linie in den nächsten Tagen durchsetzt. Es gibt nämlich auch eine zweite Linie. Die wurde deutlich, als die schwer bewaffnete Polizei nach Beginn der Krawalle am Sonnabend auf den Kundgebungsplatz kam. Ich hoffe, dass nicht diese härtere Linie, sondern die Kooperationslinie des G-8-Polizeistabs "Kavala" die Gesamtlinie wird.
erschienen am 4. Juni 2007

[http://www.abendblatt.de/daten/2007/06/04/749799.html]