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29.05.2007

Liebe GenossInnen im Convergence Centre, Liebe BesucherInnen,

Seit Mitte Mai gibt es hier einen Stern, der den ganzen Hof bedeckt. Das ist nicht nur ein Mosaik. Es ist außerdem ein Geschenk: für Euch von KommunistInnen aus Russland. Als Beschenkte steht Euch frei es anzunehmen oder nicht anzunehmen. So oder so, wir haben diesen Stern für Euch gemacht, weil wir sehr dankbar sind für die Gastfreundschaft und die Unterstützung, die wir von Euch hier bekommen haben. Wir haben darin das ausgedrückt was uns am wichtigsten schien. Der Stern – egal ob rot oder schwarz ist eines der Symbole, das uns gemeinsam ist. In unserem Mosaik haben wir jeden der 5 Teile unseres Sterns als einen der bewohnten Kontinente unserer Welt gedeutet. In jedem dieser Kontinente leben unsere GenossInnen, die sich bewaffnen gegen den Angriff des Globalen Kapitals.

CC HRO

Bei unserer Arbeit entstand in der Mitte ein Symbol, das gleich Diskussionen angestiftet hat: Sichel, Hammer und Buch. Von GenossInnen aus Deutschland und anderen Ländern wurde deutlich gemacht, dass man so ein Symbol hier nicht will. Wir hätten mit der Diskussion anfangen sollen bevor das Mosaik fertig ist. Das war unser Fehler. Wir konnten uns aber dann so weit verständigen dass zumindest eines klar wurde: wir hatten es nicht aus Versehen gemacht.

Wir haben verstanden, dass bei vielen Leuten Hammer und Sichel nur mit kommunistischen Parteien und ihrem gescheiterten Sozialismusversuch in der UdSSR, der DDR und anderen Ländern in Verbindung gebracht wird. O.K. wir stellen uns der Vergangenheit. Wir wollen diese Erfahrungen nicht in Abschiebehaft nehmen wie es die bürgerliche Propaganda tagtäglich empfiehlt. Ohne wie auch immer unvollständige und unbefriedigende Erfahrungen aus der Vergangenheit können wir doch auch mit unserer Zukunft herzlich wenig anfangen, oder?

Hammer und Sichel tauchte bereits vor dem Ersten Weltkrieg. Ja, sozialistische Parteien begannen es auch zu benutzen. Vor allem solche, die sich später kommunistisch nannten. Über sie schrieben Karl Marx und Friedrich Engels im gleichnamigen Manifest: „Die Kommunisten sind keine besondere Partei gegenüber den anderen Arbeiterparteien. Sie haben keine von den Interessen des ganzen Proletariats getrennten Interessen. Sie stellen keine besonderen Prinzipien auf, wonach sie die proletarische Bewegung modeln wollen.“ Hammer und Sichel stand von Anfang an für den Kampf abhängig Beschäftigter gegen die Gewalt kapitalistischer und feudaler Ausbeutung in der Stadt und auf dem Land. Hammer und Sichel stifteten an zur Vereinigung Arbeitender gegen die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und durch den Staat. Mit dieser Bedeutung kamen zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele Spektren linker Bewegung dazu, von Hammer und Sichel Gebrauch zu machen: SozialistInnen wie AnarchistInnen. Wir finden, dass Sie recht hatten: ohne die gemeinsame Sache der Arbeitenden kann es die neue, klassenlose Gesellschaft nicht geben. Die Befreiung der Arbeit könnte vielleicht beschrieben werden als unser gemeinsames Ziel.
Das Verständnis gesellschaftlicher Zusammenhänge entwickelt sich unter uns in dem Masse, in dem wir selber uns entwickeln und die Gesellschaft um uns. Auch abhängig Beschäftigte in der kapitalistischen Ökonomie der Information und des Wissens unterliegen der systemeigenen Ausbeutung. Die Gedanken im Kapitalismus sind nicht frei, weil die materiellen Ressourcen für intellektuelle Arbeit hochgradig vermachtet sind. Deshalb findet sich seit den 90er Jahren in Russland zusammen mit Hammer und Sichel oft ein Buch. Für viele von uns ist Hammer Sichel und Buch zusammen also gar nicht ein Symbol der Vergangenheit. Es ist aufgekommen als die Sowjetunion selber schon mausetot war. Für uns ist es ein Symbol der Zukunft, an der wir mit Euch allen gemeinsam bauen wollen.
Dazu kommt noch ein anderer Aspekt, der vielen, die aus Russland gegen den G8-Gipfel angereist sind ganz besonders am Herzen liegt. Hammer und Sichel sind das Zeichen unter dem der deutsche Faschismus besiegt wurde. Und das ist für uns nicht eine Sache der Vergangenheit, sondern hochaktuell und unschätzbar wichtig. Gerade in diesem Jahr gab es einen Versuch der rechten Parteien an der Macht in den Feiern zum 8./9. Mai die Fahnen von Hammer und Sichel zu reinigen: Zensur für ein zukünftiges Vergessen. Es ist ihnen nicht gelungen. Dank dem Einsatz vieler AntifaschistInnen und VeteranInnen konnten wir einmal noch gewinnen in dieser russischen Auseinandersetzung um das Vermächtnis des 2. Weltkriegs. Putin und sein Regentschaftsrat mussten einlenken. Es ist übel, dass heute in Russland rechte Querfrontstratege, wie die unsäglichen „Nationalbolschewisten“ Hammer und Sichel mit dem deutschen Hakenkreuz gleichzusetzen versuchen. Es soll ihnen nicht gelingen! HAMMER UND SICHEL DENEN, DIE SIE WIRKLICH BENUTZEN… z.B. morgen IM ANGRIFF AUF DEN ZAUN UM HEILIGENDAMM.

Eure KommunistInnen aus Kirov und dem Altaj, Rostock, 25. Mai 2007


Images:

CC HRO
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