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2009-12-03

Parasitismus - Kommentar in Le Courrier

Die resignierten Gesichter der gestrandeten Demonstranten am Samstag Nachmittag auf der place des Alpes haben schon alles ausgesagt. Wieder einmal wurde eine als friedlich angekündigte Demo von einigen Hundert Autonomen auf der Suche nach einer Ausgangssbasis für einen urbanen Scheinkrieg vereinnahmt. Trotz einer breiten Mobilisierung blieb die politische Botschaft wieder einmal ungehört.

Es ist schwer zu glauben, dass elf Jahre seit den anti-WTO Protesten von Mai 1998 und sechs seit dem G8 Gipfel vergangen sind, so identisch sieht die Sackgasse aus. Zwischen Suche nach Einheit und gegenseitiger Störung, bleibt die 'Bewegung für eine andere Welt' auf der Stelle stehen. Zwischen Radikalisierung der einen und Müdigkeit der anderen, steuert sie auf ihre Auflösung hin.

Pic: Geneve

Selbstverstänelich muss Mensch den Medienlärm relativieren, den ein Dutzend kaputte Schaufenster von Banken und Luxusläden auslösen. Diese Schäden werden von Milliarden der Konjunkturpaketen zurückerstattet werden, die neulich den armen Börsianern aus der öffentlichen Kasse überwiesen wurden. Mensch wünscht sich, dass die Tausenden Opfer ihrer Börsengeschäfte eine ähnliche Empörung auslösen würden. Ausserdem wollen wir an dieser Stelle Politiker und Medien, die sich seit Samstag pausenlos über die Randale ärgern und den „als Geisel genommenen“ guten Demonstranten eine Träne nachweinen, daran erinnern, dass sie die ersten gewesen wären, die eine komplett friedliche Demo ignoriert hätten, auch wenn diese massiv ist.

Auch wenn als dies stimmt, wäre es politischer Selbstmord bei dieser Feststellung stehen zu bleiben. Die „Bewegung für eine andere Welt“ entkommt nicht einer tiefen Selbstreflexion. Mit der Freude ihres „Erfolges“ von Samstag sollten die Anhänger des schwarzen Blockes sich folgende einfache Frage stellen: wen schwächen sie am meisten mit ihren Aktionen, die Banken oder die gewaltfreien AktivistInnen, die zur Demonstration aufgerufen hatten?

Ohne in die moralische Debatte zu verfallen, den „gemeinsamen Feind“ zum Fall zu bringen – um einen Ausdruck eines Maori-Aktivisten aufzugreifen – implizert eine strategische Reflexion, der

Grundvorstellungen von Solidarität zwischen allen gesellschaftlichen Bestandteile zu Grunde liegen. Für eine Strömung, die sich als „autonom“ bezeichnet, adoptiert der schwarze Block paradoxerweise ein parasitaires Verhalten.

Was die Anhänger der Gewaltfreiheit angeht – sie müssen das wachsende Gewicht des schwarzen Blocks analysieren. Auch wenn knapp Hundert am Samstag die Aktionen durchgeführt haben, so haben ihre drei schwarzen Blöcke gut 500 SympathisantInnen gezählt. Hauptsächlich junge TeilnehmerInnen. Danach, da der Dialog mit den Autonomen zur Zeit noch nicht möglich ist, muss Mensch über andere Formen nachdenken sich zu versammeln und die Bevölkerung zu sensibilisieren. Weder dem Fatalismus nachgeben, noch der Entmutigung.

Benito Perez

Übersetzung aus dem Französischen

Le Courrier - Kommentarrubrik zum Artikel

"la manif anti-OMC laissera des traces" (die anti WTO Demo wird Spuren hinterlassen)

Le Courrier ist eine linke Zeitung aus Genf. Sie hat 1998 die anti-WTO Proteste wie keine andere inhaltlich begleitet.

Source: http://linksunten.indymedia.org/de/node/13970