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2008-02-15

Potsdam: Prozess um Gewalt bei G8-Demo

Polizist: „Wir waren personell unterbesetzt“

Polizisten, die sich in Unterzahl massiv bedroht fühlen. Und eine offenbar nicht genügend bekannte Marschstrecke einer angekündigten Demonstration. Bei einem gestern begonnenen Prozess am Amtsgericht Potsdam um die Proteste zum G8-Außenministertreffen in Potsdam sind erstmals Hintergründe des damaligen Polizeieinsatzes bekannt geworden. Angeklagt in dem Verfahren ist der 27-jährige Alexander S. aus Berlin, der auch wegen anderer Straftaten der linksautonomen Szene zugerechnet wird. Im Zusammenhang mit der Demonstration in Potsdam werden ihm Landfriedensbruch, versuchte Körperverletzung und Sachbeschädigung vorgeworfen – unter anderem soll der große und kräftige Mann mit einer Fahnenstange versucht haben, zwei Polizisten in Kopf und Hals zu stechen. Alexander S. bestreitet die Vorwürfe, sagte aber zum Geschehen selbst gestern nicht aus.

Bild: Potsdam

Dafür belasteten die beiden Beamten aus Berlin den arbeitslosen Angeklagten schwer – und frischten noch einmal die Erinnerungen an die Anti-G8-Demonstration am 30. Mai vergangenen Jahres auf. Damals hatten mehrere hundert Menschen am Bahnhof eine Demonstration gegen das Treffen der G8-Außenminister begonnen – beide Polizisten sagten aus, schon da sei der Zug eigentlich zu früh losgelaufen, so dass die Gefahr von Verkehrsunfällen bestanden habe. An der Ecke Yorck- / Friedrich-Ebert-Straße spitzte sich die Situation zu, weil der Protestzug stoppen musste. „Eine große Baustelle verengte die weitere Route, weswegen der weitere Verlauf zunächst entschieden werden musste“, sagte der 23-jährige Polizist Thomas K. – doch habe der plötzliche Stopp die Demonstranten offenbar sehr erregt. Beleidigungen folgten, erinnert sich der Polizist: „Danach versuchten sie uns zu überrennen.“ In der bedrängten Polizeikette stand auch der 31-jährige Michael G.: „Wir waren personell unterbesetzt, die Situation war mehr als brenzlig.“ Knapp fünf Minuten sollen die massiven Rangeleien gedauert haben. Dabei soll denn auch Alexander S. mit seiner Fahnenstange versucht haben, die beiden Beamten zu verletzen. Die Polizisten identifizierten den Beschuldigten gestern eindeutig, auch weil er offenbar oft bei Demos der linken Szene gesehen wurde. Am 30. Mai 2007 wurde er kurz nach Auflösung der Demonstration festgenommen – die Polizisten hatten nach eigenen Angaben vorher darauf verzichtet, um die Stimmung nicht weiter aufzuheizen. Der nächste Verhandlungstermin ist für den 28. Februar angesetzt.

Source: www.tagesspiegel.de