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2005-12-28

Kontrolle in Heiligendamm

Eine Gruppe wurde in Heiligendamm von der Polizei kontrolliert.

G8: Exkursion zum Austragungsort 2007

Erfahrungsbericht einer Exkursion Anfang Dezember nach Heiligendamm. Die Exkursion zeigt, dass die Polizei schon jetzt ihre Aufmerksamkeit auf den Widerstand gegen den G8 Gipfel 2007 in Deutschland richtet.
9. 20 Uhr. Gehetzt mache ich mich auf den Weg zum Hauptbahnhof. 20 Minuten zu spät erreiche ich den vereinbarten Ort, wo meine Wandergruppe auf mich wartet. Wir wollen an die Ostsee fahren, das Meer sehen, das salz schmecken. Als Ausflugsziel haben wir das erste deutsche Ostseebad Heiligendamm gewählt, in dem Beweusstsein, dass hier anlässlich des G8- Gipfels 2007 Natur und Umgebung unter massiven Einwirkungen von laufenden und anstehenden Baumaßnahmen nachhaltig an die Bedürfnisse reicher Staatsmänner angepasst werden.
Der Ort soll bald komplett für Zivilisten abgesperrt werden und nur noch von der See einsehbar sein, geschützt von einem hohen Zaun.

Der Wandertag beginnt.
Wir fahren zuerst mit einem Auto nach Bad Doberan- eine Kleinstadt: Kopfsteinpflaster, enge Straßen, Bimmelbahn („Molly“…). Der hiesige Weihnachtsmarkt lädt zum Bummeln ein und hebt vor allem die ansässigen Fleischereibetriebe hervor.
Dann geht es weiter Richtung Heiligendamm. Die erste Abfahrt ist gesperrt. Wir werden von einem silbernen Passat mit Hamburger Kennzeichen verfolgt.
Links rein, Ortsschild Heiligendamm, Ortskreis Bad Doberan, wieder links Besucherparkplatz. Der Passat folgt uns. Raus aus dem Auto, orientieren. Der Passat dreht eine Runde über den Parkplatz direkt an uns vorbei. Wir wissen, dass ihr da seid- und ihr sollt wissen, dass wir auch das sind.. .
Beklemmung macht sich bemerkbar. Wie war das mit der im Grundgesetz festgehaltenen „allgemeinen Bewegungsfreiheit“? Und die Privatsphäre?
Linke Hand eine Kirche, davor Schienen der Bummelbahn Molly, rechte Hand der Weg zum Meer. Vorbei an zwei Wohnblöcken, wohl die einzig belebten hier in Heiligendamm. Wer wird hier wohl wohnen?
Wir laufen die Hauptstraße entlang, die gesäumt ist von schönen, aber leider ungenutzten Villen einer anderen Epoche. Leer, verfallen aber sauber. Ein Haus prächtiger als das andere. Die Straße führt genau auf das Kempinsky- Hotel zu: schneeweiße Mauern, prachtvoller Bau, englischer rasen davor, ein großer alter Baum als Mittelpunkt des Vorgartens. Ein paar Männer sammeln Laub.
All das verhindert jedoch nicht den Eindruck, einer Festung gegenüber zu stehen. Schaut mensch genau hin, lassen sich niedrige Zäune in den grünen Hecken entdecken. Zäune, die jede Überschreitung registrieren, wer weiß, was noch im Verborgenen wartet. Eine Burg ausgestattet, dem wütenden Mob zu widerstehen. Die milliardeschweren Geschütze des Kapitals.
Zwei, Drei Fotos, dann weiter.
Der Straße folgend, einem Schild hinterher Richtung Seebrücke/ Strand. Das Erdreich aufgewühlt, die Straße aufgerissen, Bagger und Kräne überall. Ein weiters Hotel auf der linken Seite, nicht ganz so herrschaftlich. Die Wahrnehmung ist geschärft, weiter Fahrzeuge fahren auffällig oft an uns vorbei. Dieselben Menschen begegnen uns immer wieder, beobachten unser Treiben. Nach links durch einen Laubwald, ca. 500 Meter, dann wieder links. Das Meer liegt offen vor uns. Neben uns fällt uns eine vollbesetzte Wanne auf.
Rauf auf die Promenade. Links die Seebrücke in ca. 300 Meter Entfernung. Der Strand ist schön, sauber, ordentlich. Das Meer leuchtet grün. Auf der Seebrücke Fischer, kurzer Schnack.
Die Wasserqualität ist gut, der Boden scheint zum Greifen nah. Wir laufen zurück zum Strand. Zwei Polizisten in Zivil. Ausweiskontrolle. Ein Security habe sie angerufen: es wurde fotografiert. Na und ?! Soviel zur allgemeinen Handlungsfreiheit. Soviel zur Begründung der Erschließung von Daten einer Wandergruppe. Der Eingriff in Grundrechte gerechtfertigt mit dem Ablichten eines Gebäudes. Quälende Fragen, 20 Minuten in der Kälte stehen.
Wir laufen weiter entlang am Strand. Weitere leere Häuser, umgeben von Mauern. Das Verlangen nach Bewegung und natur erlöschen angesichts der Unfreiheit und ständigen Kontrollen. Durch den Wald zurück, hoffentlich bleibt wenigstens der erhalten..

Indymedia