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2011-07-12

Diskussionsbeitrag #1

Folgender Beitrag wurde uns zugeschickt:

„Am Rande einiger Textbeiträge zur Demonstration kam es zu öffentlich geführter Kritik an den Organisator_innen.Trotz einiger Imageprobleme des DIY-Labels (Do it yourself) sind dessen Grundsätze wichtig für eine libertäre Bewegung. Deshalb ist der Begriff Organisator_innen bei dieser Demo entweder unangebracht oder sollte auf alle angewendet werden, die sich in irgendeiner Weise an dieser Beteiligen. Als Bezugsgruppe, die sich mit dem Demonstrationskonzept identifiziert, wollen wir einige Kritikpunkte aufgreifen.

Pic: Grafitti

Es wurde uns vorgeworfen, dass wir die Verantwortung für die Teilnehmer_innen tragen würden und im Falle einer Eskalation durch die Polizei ebenso dafür. Dem wollen wir entschieden entgegenhalten: es ist für uns keine Selbstverständlichkeit und wir finden, so sollte es sein dass eine Demonstration angemeldet und damit für einen möglichst friedlichen Verlauf gesorgt wird. Bei manchen Themen mag es Sinn machen, die Staatsmacht zu besänftigen, um gewisse Ziele besser verfolgen zu können.
Bei einer Demonstration aber, deren Basis die Kritik an der staatlichen Repression ist, finden wir eine Anmeldung schwer nachvollziehbar. Für den Fall eines Konfliktes, der bei dieser Demo zwangsläufig von der Polizei provoziert würde, glauben wir an unsere Konfliktfähigkeit. Nicht, dass wir eine Schlacht gewinnen könnten; aber den richtigen Weg gehen wir um die letzte Schlacht zu gewinnen. Diese Option besteht nur, wenn wir keine Kompromisse mehr mit der Staatsmacht eingehen.
Es wurde kein Hehl daraus gemacht, dass die Demonstration unangemeldet bleibt und wir fordern alle Teilnehmer_innen dazu auf, dieses Konzept zu tragen.
Ein anderer Kritikpunkt war, die Organisator_innen würden nicht ansprechbar. Dazu sagen wir nur: sprecht euch selbst an! Ihr wisst, wo ihr Hilfe findet, wenn ihr sie braucht. Es übernimmt niemand Verantwortung für euch oder für das Handeln der Bullen. Es gibt zig Wege, öffentlich zu kommunizieren.
Die Akzeptanz des Mottos Rache für Carlo fiel recht schlecht aus. Wir finden das Motto auch nicht passend. Rache kann seine Berechtigung im Persönlichen haben, jedoch mit der Forderung nach Rache in die Öffentlichkeit zu treten ist weder taktisch klug, noch wollen wir die Gewalt zum Selbstzweck werden lassen. Wir gehen zwar auch auf die Straße, um den Schweinen zu zeigen, dass es Grund gibt, vor den Konsequenzen des eigenen Handelns Angst zu haben; im Mittelpunkt aber steht das Ziel, eine libertäre und kommunistische Gesellschaft aufzubauen, die ohne Gewaltherrschaft existieren kann. Unsere pure Freude über brennende Bullenstationen können wir angesichts der permanenten staatlichen Gewalt dennoch nicht verbergen.
Wollen wir Carlo Giuliani zum Märtyrer machen? Nein! Mit der Erinnerung an Carlo Giuliani hängt noch viel mehr zusammen. Allen, die die Ereignisse von 2001 verfolgt haben ist klar, dass sein Tod kein Zufall oder Resultat eines heldenhaften Kampfes war. Von der Falschheit des herrschenden Systems überzeugt reisten damals hunderttausende Aktivisten nach Genua, um dem Ruf nach einer anderen Welt Ausdruck zu verleihen. Die Staatsmacht der G8-Staaten sah sich durch die junge Globalisierungskritische Bewegung einer tatsächlichen Gefahr ausgesetzt. Mit der Erkenntnis über Aufstandsbekämpfungen war die knallharte Repression die logische Konsequenz staatlichen Handelns. Je früher eine Bewegung bekämpft wird, desto leichter ist sie aufzuhalten. Dass Europa zu noch größeren Massakern in der Lage und Willens ist, sie aber in Zeiten der proaktiven Aufstandsbekämpfungen nur zunächst nicht mehr braucht, sollte uns allen klar sein. Wir Erinnern uns im Gedenken an Carlo Giuliani also auch der Gewaltbereitschaft und Gewalttätigkeit des kapitalistischen Systems, dessen Machtzentrum die G8 bzw. G20 Staaten darstellen.
Wir fordern auf zum aktiven Widerstand gegen diesen Staat, wir fordern auf, aus dem Gedenken an Carlo Giuliani Kraft für weitere Kämpfe zu ziehen. Wir fordern auf zu wütendem Protest am 16.07. in Kreuzberg und zu entschlossenem Widerstand gegen jegliche Polizeigewalt. Wir fordern die Selbstorganisation der Menschen fern von staatlicher Gewalt und damit den libertären Kommunismus.
Wann legen wir endlich los?

Bezugsgruppe13″

Source: http://rachefuercarlo.blogsport.de/2011/07/10/diskussionsbeitrag-1/#more-22