Wir fordern seit Jahren auf, dass jeder und jede sich des Schicksals der Verfahren wegen dem G8 in Genua annimmt. Die Arroganz der genuesischen Staatsanwälte gegen 25 Demonstranten wegen Verwüstung und Plünderung scheint endlich das Gewissen der 300.000, die In Genua versucht haben, sich dem vom G8 repräsentierten Einheitsdenken, zu widersetzen. Wir denken, dass es nicht der richtige Moment für Sektierertum und kindische Unterscheidungen ist. Es ist vielmehr Zeit für eine Massendemonstration und eine Beteiligung ohne wenn und aber an alle Initiativen, die bestrebt sind, Druck zu machen, damit das Urteil im Verfahren wegen Verwüstung und Plünderung nicht zum Abziehbild der Strafanträge der Staatsanwälte wird. Deswegen hoffen wir, dass jeder und jede auf die Aufrufe und Mobilisierungen, die es geben wird reagiert, mit Intelligenz und der Lust, jene fernen Tage vom 20. und 21. Juli 2001 herauszuschreien und sich zu diesen zu bekennen.
DIE GESCHICHTE SIND WIR
Ein Aufruf zur Mobilisierung Aller am 17. November
„Die Geschichte sind wir“ ist keine Parole. Es ist ein klar umrissener Ansatz: einerseits, die soziale Geschichte, auf der anderen, die Geschichte der Macht. Wer in den vergangenen Jahren diesen Satz gesprochen hat, der hat es mit dem Instinkt desjenigen getan, der weiß, dass er ein wichtiges Stück Geschichte erlebt hat, ob amtlich oder nicht diese auch sein möge. Und er hat es getan, weil er an Genua 2001 dachte. Mit allen nötigen Mitteln.
Vom 21. Juli 2001 an haben Justiz und Politik mit der Revision der Geschichte begonnen, die jeder von uns auf der eigenen Haut erlebt hat: jene, die in den Straßen von Genua die Panik entfesselt haben, sind zu Paladine von Ordnung und Justiz aufgestiegen. Sechs lange Jahre hat sich all das durch die Gerichtssäle gewunden, während unsere Stimme schwächer wurde, in einem kollektiven Prozess der Verdrängung, der dazu geführt hat, dass viele vergessen haben, dass Genua nicht nur der Terror in Uniform gewesen ist, sondern auch – und vor Allem – die Kraft und die Energie von Hunderttausenden von Personen, die wenigstens für wenige Tage gedacht haben, dass die Welt anders sein könnte, als das, was sie uns immer erzählt und vorgeführt haben.
Sechs lange Jahre haben sich die Schauspielbuden der Strafkammern der Ergreifung des Wortes der Lebenden vorgeschoben, in der Hoffnung, dass juristische Wahrheit und historische Tatsache irgendwie konvergieren würden, in der Hoffnung, dass alles wie auch immer in Ordnung gehen würde, und es nicht Wenige sein würden, die für die verschnupfte Rache der Macht bezahlen würden.
Die Anklagereden der Staatsanwälte Anna Canepa und Andrea Canciani im Verfahren, das 25 Personen der Anklage wegen Verwüstung und Plünderung aussetzt, haben eine Operation vollendet, die eine Revision der Geschichte vornimmt, die am Tag nach den Mobilisierungen gegen den g8 2001 begonnen und mit dem 225 Jahre Haft schweren Strafantrag geendet hat. Wir denken, dass die Zeit gekommen ist, erneut das Wort zu ergreifen, und mit aller Kraft herauszuschreien, dass die Ereignisse im Juli 2001 uns allen gehören, und sich massenhaft zu bewegen, um dafür zu sorgen, dass 25 Personen nicht für etwas bezahlen müssen, das uns alle, ohne Ausnahme, zu den Akteuren zählt.
Wir wollen mit Nachdruck die Massenmobilisierung nach Genua zum 17. November bekräftigen, und alle Initiativen, die bestrebt sind, uns unsere bewusste Erinnerung wieder anzueignen und den Sinn von jenen mittlerweile sechs Jahre zurück liegenden Tagen, die aber durch das, was sie bedeutet haben, noch absolut lebendig sind.
Wir möchten, dass alle diesen Aufruf ohne Unterzeichnerliste weiter verbreiten, ohne Identität, ohne wenn und aber, weil Genua nicht vorbei ist, Genua ist immer noch hier, heute, alle betreffend, so dass alle sich ihrer annehmen müssen, ohne Ausnahme.
Für den Anfang, einen ersten Termin in Genua: 17. November 2007
SupportoLegale
http://www.supportolegale.org/?q=node/1164
Das Kollektiv Supportolegale hat – wie das Genoa Legal Forum – die bisherige Abwicklung der Verfahren hautnah erlebt. Ihnen ist wesentliche Unterstützungs- und Dokumentationsarbeit zu verdanken. Im Folgenden wird ihr Aufruf zur Demonstration am 17. November dokumentiert, der aber, wie auch die anderen Aufrufe, mehr tut, als zur Beteiligung an Protesten am besagten Stichtag zu bitten. Genua ist nicht vorbei und auch über den Protesttag hinaus etwas, das uns alle angeht.
Hinweis zur Weitergabe: Die Weiterverbreitung des Materials ist ausdrücklich erwünscht. Um klare Nennung der Quellen [Also sowohl des Originals als auch der Übersetzung] wird ebenso ausdrücklich gebeten.
Source: www.supportolegale.org