Noch weiterhin 3 in Hausarrest in Genua und Torino!
Am heutigen 3.10. sind zu aller Freude die 3 letzten Leute, die nach dem G8-Gipfel noch in Untersuchungshaft sassen, freigekommen.
Michael, Peter und Michael aus Leipzig sind heute um ca. 19.30 Uhr aus dem Gefaengnis Marassi nach ueber 10 Wochen U-Haft rausgelassen worden, nachdem die Staatsanwaltschaft nach der gestrigen Befragung der 3 die Gruende fuer die Fortfuehrung der U-Haft ebenso wie der Richter nicht mehr fuer gegeben gesehen hat.
Bei der Freilassung wurde ihnen lediglich der richterliche Beschluss, dass sie so schnell wie moeglich das Land zu verlassen haben, ueberreicht. Allerdings wurde in ihrem Fall von der Anwendung des Zwangsmittel der Abschiebung, im Gegensatz zu den meisten anderen Faellen, abgesehen und sie konnten selbstaendig aus Italien ausreisen.
Zwar sind mit dieser Freilassung zur Zeit keine der im Zuge des G8-Gipfels Festgenommenen mehr im Knast, aber 3 Leute sitzen noch in ihren Wohnorten aufgrund schwerer Anschuldigungen im Hausarrest- in Genua und Torino. Ihre Anklagen reichen von illegalem Besitz von bombenfaehigen Materialen, Bewaffnung der Demo am 21.7. bis zu Mordversuch, bei einem Weiteren aus Genua laeuft ein Strafverfahren wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt. Nach offiziellen Ankuendigungen der Staatsanwaltschaft und der Polizei sowie nach Einschaetzung der italienischen AktivistInnen ist aber in den naechsten Wochen und Monaten mit massiven Repressalien gegen AktivistInnen und politische Strukturen in Italien zu rechnen.
Einen kleinen Vorgeschmack darauf hat die groesste Durchsuchungswelle der letzten Jahre, die in ganz Italien gestartet wurde, geliefert, in deren Verlauf ca. 60 Personen verhaftet und nun gegen ueber 30 Leute wegen der Anschuldigung, Mitglied in einer "subversiven Assoziation" zu sein, anhand verschiedenster Tatvorwürfe ermittelt wird.
Der Widerstand und die Soliarbeit gehen weiter!
Hunderte Fotos von PolizistInnen auf der Procura in Genova
Unter diesen ca. 300 Fotos sind etwa 100 vom Gefängnispersonal, das während den G8-Demos und -Polizeiübergriffen im Polizeigefängnis Bolzaneto gearbeitet hat.
Beim Pool der StaatsanwältInnen, die die Polizeiübergriffe untersuchen, gibt es zwar Zweifel am Erinnerungsvermögen der Opfer Monate danach und auch eine gewisse Furcht vor Verwechslungen. Mittlerweile sind auch die Vorwürfe und Anzeigen von G8-Opfern aus halb Europa eingetroffen. Die StaatsanwältInnen werden sehr wahrscheinlich in verschiedene europäische Länder reisen (z.B. Deutschland), um mit Hilfe der o.e. Fotos Opfer zu befragen und TäterInnen zu eruieren. Im Falle der "Nacht der Schlagstöcke", dem Überfall auf die Scuola Diaz untersucht der Pool gerade wer an der Seite der Chefs des römischen Squadro del reparto mobile stand. Einige weitere Dutzend G8-Einsatzleiter aus ganz Italien wurden von der Procura vorgeladen. Die Rifondazione Communista von Genova fragt sich unterdessen, für was es eine Studiengruppe zu den Gefängnissen in Ligurien gibt, wenn dieselbe Studiengruppe es ablehnt, die Übergriffe in den Gefängnissen während und nach dem G8 zu untersuchen. Die RC hatte den Antrag gestellt, zu untersuchen, ob und wie es in genuesischen Gefängnissen zu schwerwiegenden Übergriffen gegen G8-Gefangene kommen konnte. Die Übergriffe waren von deutschen Gefangenen, die im Gefängnis Marassi misshandelt worden waren, publik gemacht worden.
[Quellen: Il Seccolo XIX, Repubblica, 2.10.01; Zusammenfassung einer schweizer Soligruppe]
Der Oberstaatsanwalt von Genua sucht InformatikspezialistInnen zum Visionieren von Video- und Fotomaterial
Oberstaatsanwalt Francesco Meloni sucht Hilfe bei Bürgermeister Giuseppe Perìcu. Freiwillige sind nötig um die ca. 600 Stunden G8-Filmmaterial zu visionieren und zu klassifizieren. 6 Stunden Arbeit für eine Stunde Film auf den Computer zu speichern - macht nach Adam Riese ca. 3600 Arbeitsstunden. Meloni sucht deshalb dringend InformatikspezialistInnen. FilmerInnen sind nachwievor aufgefordert Kopien ihres Filmmaterials bei der Procura abzugeben. Ob die auf Video oder Zelluoid gebannten unfreiwilligen HauptdarstellerInnen daran ihre Freude haben, ist eine andere Sache. Es werden nämlich alle "StraftäterInnen" angezeigt, egal ob PolizistIn oder DemonstrantIn.
[Quelle Repubblica 2.10.01; Zusammenfassung einer schweizer Soligruppe]
Dritte Anzeige gegen Luca Casarini von Tute Bianche
Nach "Widerstand gegen Beamte" (2000, Anti-Biotech-Demo) und " Anstiftung zum Verbrechen" (2001, G8) wird der Pressesprecher von Tute Bianche mit einer dritten Anzeige beglückt: "Anstiftung zur Gewalt". Dies aufgrund der Aussagen von Casarini in Zeitungen im Vorfeld des G8. Eine dicke Akte, vollgestopft mit Aussagen Casarinis in Tages- und Wochenzeitungen wurde der Staatsanwaltschaft übergeben.
[Quelle: Repubblica, 2.10.01; Zusammenfassung einer schweizer Soligruppe]