2007-08-08 

Stellungnahme der Sektion Stadt- und Regionalsoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie zur Verhaftung des Stadtsoziologen Andrej H.

Wider die Kriminalisierung von Wissenschaft 1

8.08.2007/ 21.8.2007

Sektion Stadt- und Regionalsoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
Mit dem Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung nach § 129a StGB
ist am 31. Juli ein geschätztes und anerkanntes Mitglied unserer Sektion verhaftet worden.
Das Sprechergremium der Sektion Stadt- und Regionalsoziologie ist über die Begründung der
Verhaftung entsetzt und verurteilt die Begründung des Haftbefehls. Dieser steht für eine
Ausweitung der Terrorismus-Ausnahmegesetzgebung auf wissenschaftliche Stadtforschung.
Der Sprecherrat der Sektion Stadt- und Regionalsoziologie kritisiert insbesondere, dass die
langjährige, anerkannte wissenschaftliche Tätigkeit von Andrej. H. als Begründung für den
ergangenen Haftbefehl herangezogen wird:

Mit dieser Begründung für einen Haftbefehl wird sozialwissenschaftliche Forschung
unmittelbar dem Terrorismusverdacht ausgesetzt. Dies ist eine Beleidigung für
wissenschaftlich Tätige. Wenn die bekannt gewordene Begründung als Indiz für die
Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ausreicht, wird die Stadtforschung an
Hochschulen und Instituten unter Generalverdacht gestellt.

Der Sprecherrat der Sektion Stadt- und Regionalsoziologie in der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie fordert die Verantwortlichen auf, wissenschaftliche Forschung nicht mit
Terrorismus gleichzusetzen. Wenn kritische Forschung ausreichen soll, jemanden in Haft zu
nehmen, liegt die Vermutung einer Verletzung rechtsstaatlicher Prinzipien nahe. Vor diesem
Hintergrundhaben wir den Eindruck, dass die Behörden mit der Untersuchungshaft überzogen
reagiert haben und fordern, Andrej H. auf freien Fuß zu setzen und das Verfahren ‚zivilisiert’
durchzuführen.
Für die Sektion Stadt- und Regionalsoziologie:

1 http://www.sektion-stadtsoziologie.de.

[http://www.soziologie.de/aktuelles/Wider_die_Kriminalisierung_von_Wissenschaft_Finis.pdf]