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2007-06-05

NDR: Chemische Flüssigkeiten gegen Polizisten?

Bei Protestaktionen gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm sind am Montag in Rostock 50 Polizisten leicht verletzt worden. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, mussten acht Beamte zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden. Militante Demonstranten sollen den Angaben zufolge chemische Flüssigkeiten gegen die Polizisten versprüht haben. "Dies ist ein in Deutschland bislang unbekanntes Vorgehen der militanten Szene", sagte Polizeisprecher Axel Falkenberg. Verursacher seien Mitglieder einer Gruppe namens "Clown's Army", die aus Spritzpistolen eine bislang unbekannte Flüssigkeit versprüht hätten. Bereits am Sonnabend hätten mehrere Polizisten mit schmerzhaften Hautreizungen medizinisch behandelt werden müssen. "Spiegel Online" meldete am Dienstagabend, zwei im Uni-Klinikum eingelieferte Beamte seien ambulant behandelt und anschließend sofort wieder entlassen worden. Der Verdacht, sie seien mit einer ätzenden Flüssigkeit bespritzt worden, habe sich nicht bestätigt. Auch im zweiten Rostocker Krankenhaus, dem Südstadt-Klinikum ließ sich der Verdacht, dem Bericht zufolge, nicht bestätigen. Nach Angaben des Hospitals sind dort keine Beamten mit Hautreizungen behandelt worden.

Insgesamt war die Nacht zum Dienstag in Rostock jedoch ruhig verlaufen. Zahlreiche Beamte seien dennoch im Einsatz gewesen, um auf Zwischenfälle vorbereitet zu sein. Eine erneute Demonstration in der Stadt von Gegnern des G8-Gipfels war am Montagabend aufgelöst worden. Die Organisatoren hätten auf die sicherheitsbedingte Änderung der Marschroute nicht eingehen wollen und den Protestzug für beendet erklärt, berichtete ein Polizeisprecher.

Bis zum Morgen zählte die Polizei 201 Festnahmen, vor allem wegen Vermummung, Helmen oder so genannter Schutzbewaffnung. Die Demonstranten berichteten dagegen von 322 Festnahmen. Die Polizei war bei den Demonstrationen am Montag mit einem massiven Aufgebot vor Ort, um Ausschreitungen gleich im Keim ersticken zu können und zog anschließend ein positives Fazit ihrer geänderten Strategie: "Die Demonstranten haben begriffen, dass sie nicht mehr an der langen Leine laufen", so ein Sprecher der Sondereinheit Kavala.

Protestzug ins Stadtzentrum verboten

Die nach Polizeiangaben knapp 8.500 Demonstranten waren unter dem Motto "Für globale Bewegungsfreiheit - gleiche Rechte für alle" am späten Nachmittag von einer am Morgen kurzzeitig blockierten Ausländerbehörde am Stadtrand in Richtung Innenstadt gezogen. Nach den ersten Zwischenfällen entschied die Einsatzleitung jedoch, dass der Protestzug nichts ins Stadtzentrum führen dürfe. Nach Beendigung der Demonstration fand unter massiver Polizeipräsenz im Stadthafen noch eine Abschlusskundgebung mit etwa 1.500 Teilnehmern statt.

"Schwarzer Block" tritt erneut in Erscheinung

Vor der Ausländerbehörde in Rostock haben sich Demonstranten versammelt. Die Polizei ist im
Einsatz.

Die Polizei sprach von etwa 2.500 Demonstranten, die dem "Schwarzen Block" zuzurechnen seien. Wie NDR 1 Radio MV berichtete, wurden die gewaltbereiten Autonomen nach Beendigung der Demonstration zunächst festgehalten. Überall in der Stadt patroullierten weitere Einsatzkräfte. Von einigen kleineren Rangeleien abgesehen, blieb es in der Hansestadt aber offenbar ruhig.

Die Veranstalter der Demonstration hatten die Teilnehmer immer wieder aufgefordert, Ruhe zu bewahren und sich nicht zu vermummen. Die Polizei stoppte zwischenzeitlich den Protestzug mit der Begründung, dass mindestens 2.000 der Teilnehmer vermummt seien. Zudem seien nicht alle Demonstranten kontrolliert worden.
Erste Rangeleien am Vormittag

Rangeleien zwischen Polizisten und Demonstranten

Bereits am Vormittag hatten bis zu 300 Mitglieder des gewaltbereiten "Schwarzen Blocks" an der Demonstration gegen die Asylpolitik der G8-Staaten zum Thema "Flucht und Migration" teilgenommen. Am Rande dieser ansonsten friedlichen Protestaktion kam es zu Rangeleien zwischen den vermummten Autonomen und mehreren Hundertschaften der Polizei. Vereinzelt wurden Flaschen geworfen. 49 Demonstranten seien am Vormittag fest- oder in Gewahrsam genommen worden, so die Polizei. Ein Fotojournalist wurde leicht verletzt.
"Mehr Bewegungsfreiheit für Migranten" gefordert

Der dritte Demonstrationstag, der unter dem Motto "Flucht und Migration" stand, hatte am Morgen in Rostock vor der städtischen Ausländerbehörde begonnen. Dorthin waren nach Polizeiangaben rund 1.000 Demonstranten gezogen, um auf das Schicksal von Flüchtlinge und Migranten hinzuweisen. Grund dafür sei, dass diese in Behörden "täglich schikaniert und verfolgt" würden, so die Veranstalter. Die Demonstranten zogen anschließend weiter zu einer Filiale einer Supermarktkette, um dort gegen die aus ihrer Sicht unfairen Praktiken internationaler Handelskonzerne in Entwicklungsländern zu protestieren. Auf das Problem von Ausländern in Deutschland sollte eine Kundgebung in Rostock-Lichtenhagen hinweisen. 1992 hatten dort Neonazis unter dem Beifall von Anwohnern tagelang vietnamesische Flüchtlinge angegriffen und den Plattenbau in Brand gesetzt. Vor dem "Sonnenblumenhaus" forderten die Demonstranten mehr Bewegungsfreiheit für Migranten und eine Umkehr in der Asylpolitik.

Bürger und Geschäftsleute voller Sorge

Bei den Einwohnern der Hansestadt ist aus dem anfänglichen Entsetzen über die Ausschreitungen vor ihrer Haustür ein tiefes Misstrauen gegen alle Demonstranten geworden. In der Innenstadt waren am Montag die meisten Geschäfte zwar wieder geöffnet - von normalem Alltag konnte aber noch längst keine Rede sein. Die meisten Ladeninhaber ließen ihre Schaufenster aus Angst vor weiteren Ausschreitungen verbarrikadiert. Zahlreiche Geschäftsleute engagierten zudem private Sicherheitsdienste, um sich vor weiteren Ausschreitungen zu schützen.
Stand: 05.06.2007 21:32

[http://www1.ndr.de/nachrichten/g8/demorostock62.html]