2012-07-06
Für schwere Beweisfälschung und andere Vergehen im Rahmen der Gewaltexzesse in der Diaz-Schule in Genua anlässlich der Proteste gegen den G8-Gipfel 2001 hat das Berufungsgericht am 5.Juli 28 teilweise führende Polizeibeamte schuldig gesprochen. Sie werden vom Dienst suspendiert, ihre Haftstrafen sind jedoch schon verjährt. Weniger milde geht das italienische Rechtssystem mit denen um, die damals einfach nur protestiert haben. Am 13.Juli wird das Urteil des Berufungsgerichts über 10 Personen erwartet, die in früheren Instanzen zu Gefängnisstrafen von 7-15 Jahren verurteilt worden waren. Um das zu rechtfertigen, wird ihnen “Verwüstung und Plünderung” vorgeworfen, eine Straftat, die mit dem deutschen Landfriedensbruch vergleichbar ist. Dabei wird der aus der Zeit des Faschismus stammende “Codice Rocco” hinzugezogen, um Personen qua “psychologischer Beteiligung” kollektiv verantwortlich zu machen.
Wie das im Einzelfall aussieht, von weiteren Absurditäten der Beweisführung und wie es sich anfühlt, als Individuum abseits der medienwirksamen No-Global/Tute-Bianche/Social Forum – Netzwerke in die Mühlen der italienischen Justiz zu geraten, erzählt Carlo, einer der Angeklagten im Interview mit Radio Onda Rossa aus Rom. Zunächst schildert er, wie er den Beginn der Proteste erlebt hat.
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Im Vorfeld des Urteils wurde doch noch eine Initiative für die Angeklagten ins Leben gerufen – die Kampagne „10x100“, die Spenden sammeln und breitere Bevölkerungsschichten für das Unrecht rund um Genua 2001 sensibilisieren möchte. Ein internationaler Solidaritätsaufruf findet sich hier.
Radio Onda Rossa aus Rom hat mit RDL in der Genua-Berichterstattung 2001 kooperiert. Das Interview mit Carlo wurde von Onda Rossa am 4.7.2012 gesendet. Auf RDL senden wir es in übersetzter und gekürzter Form.