2011-04-07
daß der kapitalismus schlecht ist, muß nicht mehr bewiesen werden, denn nach jahrzehnten politischer analysen und unendlicher debatten wissen wir über seine immensen auswirkungen für menschen und umwelt bescheid. die ökonomischen und politischen führungskräfte haben ein system aufgebaut und seitdem aufrecht erhalten, das nur ihren eigenen interessen dient. das system wird immer mächtiger, es gibt wenig, was es daran hindert, uns auszubeuten.
wir spüren immer mehr den willen, gegen diese ordnung anzukämpfen, die nicht mehr unseren bedürfnissen entspricht.
in diesem kampf gegen die kapitalistische unterdrückung brauchen wir mehr als zuvor die kraft und energie derjenigen, die erkennen, daß dieses system nicht lebenswürdig ist und die die situation ändern möchten.
wir laden euch ein, euch mit uns die zeit zu nehmen um sich gemeinsam gedanken zu machen und sich für die planung eines camp zu organisieren, das diesen sommer stattfinden wird.
unser kampf gegen den kapitalismus steht nicht mehr in seinen anfängen. Jenseits einzelner und lokaler kämpfe hat dieser schon oft ausdruck in zahlreichen internationalen versammlungen und camps gefunden. tausende von menschen in zahlreichen antikapitalistische gruppen sammelten hier und da unterschiedlichste erfahrungen in handlungsweisen.
1999 wurde in seattle der gipfel durch den überraschungseffekt von blockaden stark behindert. 2003 haben wir in einem selbstverwalteten camp in evian versucht, alternativen zum kapitalismus aufzuzeigen.
2007 haben in rostock gruppen mit unterschiedlichem politischen hintergrund es geschafft, gemeinsam zu mobilisieren; das netz, das daraus entstand, hat sich im kampf für spätere kämpfe als sehr nützlich erwiesen.
parallel zu diesen gegen-gipfeln hat sich in ganz europa eine campkultur entwickelt: no-border-camps, die camps action climat...
das aus den gegen-gipfeln gewonnene fazit zeigt uns, daß der zeitdruck und die strafrechtliche verfolgung uns daran hindern, unsere ziele verfolgen zu können. Seit einiger zeit wird der wille stärker, aus dem klassischen kampfschema auszubrechen. Wir müssen uns unsere eigenen zeitlichen und örtlichen bedingungen schaffen anstatt die der regierungen anzunehmen um so ein internationales zusammenkommen und den austausch von handlungsweisen zu ermöglichen und um unser netzwerk zu stärken.
die reine konfrontation mit dem feind ist nicht zufriedenstellend. während der no-borde-camps in calais und brüssel und während der anti-nato mobilisierung in strasbourg standen wir einer einkesselungsstrategie gegenüber, die unsere politische botschaft vollständig erstickt hat. viele verspüren die notwendigkeit sich die nötige zeit zu geben um gemeinsam über neue strategien zu diskutieren, um die repressionen zu umgehen und wieder aktiv handeln zu können.
aus diesen gründen und auch nach einem kritischen fazit vergangener mobilisierungen, wollten die teilnehmer der vorbereitungstreffen für die g8- und g20-gegen-gipfel (dijon im november 2010 und paris im februar 2011) die art der organisation verändern und ein projekt ins leben rufen, das anders ist als die vorherigen gegen-gipfel oder camps.
hiervon ausgehend haben wir beschlossen, die mobilisierung in 3 abschnitte einzuteilen:
um nicht allesamt in deauville in eine falle zu tappen, wollen wir zuerst dezentrale aktionen durchführen: am 26. und 27. mai.
anschließend das camp, das uns die möglichkeit geben soll ohne zeitdruck neue strategien zu überdenken.
zuletzt können im camp aktionen gegen den g20-gipfel im november geplant werden.
die prioritäten für diesen alternativen freiraum sind also folgende:
uns die zeit und den raum geben, um unsere politischen handlungsweisen und lebensweisen auszutauschen...
wir wollen jedem die möglichkeit bieten am camp teilzunehmen und dauerhafte kontakte zu knüpfen. Jeder kann seine lebens- und kampferfahrungen, seine fragen und seine grenzen mit einbringen, die sich im politischen Alltag stellen.
die grundidee ist die, daß die ersten bausteine einer dauerhaften strategie erarbeitet werden sollen, die die `sans-papiers´, prekär beschäfftigte, partypeople, autonome, radikale ökos, queer, feministen, anrchisten, antispeziisten... und alle menschen, die lust haben daran teil zu haben, vereinen.
ziel ist es, eine realistische perspektive für den kampf zu schaffen und den austausch über unsere art und weise den kampf zu führen, zu ermöglichen. dies sollte, wenn möglich, unser netzwerk stärken und uns aus der politischen isolation führen.
bereichern wir die art und weise, unser leben selbstzubestimmen...
das übereinstimmen vieler menschen verschiedenen ursprungs und verschiedener kultur, auf lange sicht hin, stellt die frage nach der art und weise, wie wir gemeinsam leben können und zu gemeinsamen entscheidungen kommen können. daß ein camp geplant ist, das dauerhaft existieren kann, fordert eine gemeinschaftliche organisation heraus. Wie kommen auf lange sicht entscheidungen zustande, die strikt „auf einer ebene“ getroffen werden und nicht von „oben herunter“? Wie knüpft man verbindungen zwischen unterschiedlichen gruppen und wie kann der nötige informationsfluß zwischen den gruppen drei wochen lang funktionieren? Wie kann man die arbeit verteilen, ohne daß immer diesselben sich abrackern?
neue möglichkeiten des handelns finden...
innerhalb des camps wollen wir unser verhältnis zur „aktion“ hinterfragen: wie verwirklichen wir die vielfalt und komplementarität der strategien? wie begegnen wir repression oder wie umgehen wir sie? betrachten wir das selbstverwaltete camp als eine eigenständige politische aktion?
innerhalb des camps wollen wir auf die dezentralen aktionen, die während des g8-gipfels geplant sind, zu sprechen kommen um so ein kritisches fazit ziehen zu können und gemeinsam die aktionen gegen den g20-gipfel im november organisieren zu können.
während des camps ist keine aktion geplant, da das camp nicht der polizeilichen repression ausgesetzt werden soll, die eine aktion auslösen würde. das camp wird sich aber selbstverständlich solidarisch zu den lokal geführten kämpfen zeigen.
...ein bischen kultur
neben zahlreichen workshops und diskussionen, werden auch viele konzerte, aufführungen, austellungen, performances stattfinden ( wobei natürlich die ruhezonen eingehalten werden). für eine utopische alternative zu dieser kranken und miesen gesellschaft.
konkret gesagt:...
...haben wir beschlossen, daß das camp ende juni beginnen und mindestens 3 wochen andauern soll. es soll die möglichkeit bestehen, das camp ohne terminiertes ende weiterzuführen und jeder einzelne, jede gruppe und jede organisation wird aufgefortdert, sich für die realisierung und durchführung dieses freiraums einzusetzen.
wir suchen noch nach einem ort für das camp und entsprechendem material (großes veranstaltungszelt, rohre, leitungen, küche, stühle, tische etc....) und handwerkliche kompetenz in elektrik und schreinerei.
die nächste versammlung wird vom 1.-3. april 2011 stattfinden.
kontact/info :
nog2011@riseup.net
https://nog2011.noblogs.org/