2010-05-26
Von Jörg Michel
Der G-8-Gipfel in Kanada wird teuer: Die Regierung hatte mit etwa 180 Millionen Dollar für den Schutz vor militanten Protesten gerechnet. Nun sind es mehr als 830 Millionen Dollar geworden. Und die Terror-Angst scheint nicht unbegründet zu sein.
In einem Monat treffen sich in Kanada die mächtigsten Männer und Frauen der Welt. Da ziehen sich die Staats- und Regierungschefs der acht wichtigsten Industrieländer ins luxeriöse „Deerhurst Resort“ zurück, um beim jährlichen G8-Gipfel über die Lage der Welt zu beraten.
Nach der exklusiven Abgeschiedenheit in der Seenlandschaft des kanadischen Nordens geht es dann weiter in die 250 Kilometer entfernte Millionenmetropole Toronto. Dort werden weitere zwölf Gipfelteilnehmer aus den Schwellenländern hinzustoßen und die illustre Runde der so genannten G20 komplettieren.
Der Preis ist hoch: Der Doppelgipfel G8 / G20 in Huntsville und Toronto dürfte zur einer der teuersten internationalen Zusammenkünfte werden, die es jemals gegeben hat.
Rund eine Milliarde Dollar (770 Millionen Euro) wird das Spektakel kosten. Diese Zahl legte gestern die kanadische Regierung erstmals vor. Damit wird der Gipfel vom 25. bis 27. Juni mindestens dreimal so kostspielig wie ursprünglich geplant. Das liegt vor allem an den ausufernden Sicherheitskosten. Ursprünglich hatte die Regierung mit etwa 180 Millionen Dollar für den Schutz der Gipfelteilnehmer vor Terroranschlägen oder militanten Protesten gerechnet. Nun sind es mehr als 830 Millionen Dollar geworden.
Das entspricht in etwa der Summe, die bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver Anfang des Jahres für die Sicherheit ausgegeben wurden. Die freilich dauerten zwei Wochen – der Doppelgipfel dagegen nur drei Tage.
Damit sind die Kosten im Vergleich zu den Gipfeln der letzten Jahre geradezu explodiert. Beim G8-Gipfel in Heiligendamm im Jahre 2007 etwa beliefen sich die Sicherheitskosten am Ende auf etwa 100 Millionen Euro. Auch damals hatten Staats- und Regierungschefs aus wichtigen Schwellen- und Entwicklungsländern zeitweise teilgenommen.
Die kanadische Ministerin für Innere Sicherheit, Vic Toes, rechtfertigte die Ausgaben. Ihre Sprecherin betonte am Dienstag in Ottawa, die Regierung sei verpflichtet, die Sicherheit der Gipfelteilnehmer, Delegationsmitglieder, Journalisten und internationalen Besucher zu garantieren. Vor wenigen Wochen hatten militanten Gipfelgegner einen Brandanschlag auf die Filiale einer Bank in der Hauptstadt Ottawa ausgeübt, was eine neue Debatte über die Sicherheit ausgelöst hatte.