2010-01-31 

Aggressionen an Anti-WEF-Demonstrationen

300 Personen haben in Basel gegen das World Economic Forum in Davos und den Kapitalismus protestiert. Zur Kundgebung aufgerufen hatte das Überregionale Anti-WEF-Bündnis Basel. Die bewilligte Demonstration dauerte rund anderthalb Stunden und verlief weitgehend friedlich. Es gab jedoch vereinzelte Sachbeschädigungen. Am WEF-Tagungsort Davos demonstrierten derweil rund 130 Personen.

Die Kundgebungsteilnehmer zogen vom Barfüsserplatz in die Innenstadt. Angeführt wurde der Demonstrationszug von meist jungen, vermummten Protestierenden. Im hinteren Teil des Zugs marschierten auch ältere Leute mit, darunter viele Kurden sowie Gewerkschafter.

Gegen Kapitalismus «Den Widerstand auf die Strasse tragen - WEF und Kapitalismus zerschlagen» hiess es unter anderem auf einem Transparent. «Für eine Welt ohne Kapitalismus und Ausbeutung» stand auf einem anderen. Derweil skandierten die Kundgebungsteilnehmer etwa «Hinter Krieg und Krise steht das Kapital - bekämpfen wir es hier und international».

Vereinzelt Beschädigungen an Autos und Häusern

Die Kundgebung verlief nach Polizeiangaben weitgehend geordnet. Die Polizei hatte sich laut einem Sprecher auf alle Eventualitäten vorbereitet, musste aber nicht einschreiten. Sie hielt sich diskret im Hintergrund, hielt jedoch drei Demonstranten an und unterzog sie einer Personenkontrolle.

Vereinzelt kam es zu Sachbeschädigungen. So wurden Hauswände verschmiert und bei fünf Personenwagen sowie am Hauptsitz der Basler Kantonalbank Scheiben eingeschlagen.

In einem Fall musste die Feuerwehr einschreiten, weil Demonstranten in einem der beschädigten Personenwagen eine heisse Signalfackel hinterlassen hatten. Die Fassade des Nobelhotels «Trois Rois» wurde zudem mit Eiern und vollen Robidog-Säckchen beworfen.

Schliesslich mauerte eine Gruppe von vermummten Demonstranten am Petersplatz den Eingang eines Verwaltungsgebäudes symbolisch zu. In der Liegenschaft haben das Rektorat der Universität Basel und die Interpharma, der Verband der forschenden Pharmaindustrie, ihren Sitz.

Videoschaltung mit Chomsky geplant

Parallel zur Demonstration findet in Basel die zehnte Auflage der Anti-WEF-Veranstaltung «Das andere Davos» statt. Die Gegen-Tagung zum Weltwirtschaftsforum hat am Freitag im Kollegiengebäude der Universität begonnen und dauert bis heute Samstagabend.

Auf dem Programm stehen Podien und Workshops unter anderem zur Migration, zu neuen Gewerkschaftsbewegungen oder zu Kämpfen lohnabhängiger Frauen. Zu dem von Attac Schweiz zusammen mit weiteren Organisation und Gewerkschaften organisierten Anlass sollte per Video auch der US-Philosoph, Autor und Sprachwissenschaftler Noam Chomsky zugeschaltet werden.

Davoser Polizei setzte Wasser ein

Rund 130 Personen haben derweil in Davos gegen das Weltwirtschaftsforum WEF demonstriert. Die erneut von den Grünen organisierte und der Davoser Regierung bewilligte Kundgebung verlief friedlich.

Der Umzug führte vom Rathaus Davos Platz nach Davos Dorf. Dabei kamen die Demonstranten auf 150 Meter zum Kongresszentrum, dem WEF-Tagungsort, und die Sicherheitszone beim Hotel Seehof in Davos Dorf heran.

Eine Gruppe von Demonstranten drang dabei gemäss Angaben der Kantonspolizei Graubünden vor dem Hotel Seehof zu weit vor. Darauf setzte die Polizei mit einem Schlauch Wasser ein. Im Übrigen verlief die Kundgebung friedlich.

Die Schlusskundgebung fand beim Bahnhof Davos Dorf statt. Dort forderten die Redner - darunter JUSO-Präsident Cédric Wermuth und Grünen-Vizepräsidentin Aline Trede - eine nachhaltigere Wirtschaftspolitik.

WEF-Gegner hatten bereits vor einer Woche in Luzern gegen den Davoser Gipfel protestiert. Auch dieser Demonstrationszug von rund 120 Personen verlief friedlich.