2009-11-30
Der weltgrößte Wirtschaftsgipfel zieht Protestierer aus ganz Europa an. Dänische Sicherheitsbehörden sind nervös und drohen mit bis zu 40 Tagen Haft. VON FELIX LEE
Ökonomen bezeichnen den Kopenhagener Klimagipfel vom 7. bis 18. Dezember bereits als größten Weltwirtschaftsgipfel, den es je gegeben hat. Den wollen auch UmweltaktivistInnen und GlobalisierungskritikerInnen nicht verpassen. Wenige Tage vor Beginn des UN-Klimagipfels in Kopenhagen mobilisieren sie bundes- und europaweit auf Hochtouren.
“Allein aus Deutschland werden sich uns etwa 2.000 Aktive anschließen”, berichtet Ines Koburger, organisiert im Climate Justice Action (CJA), ein bundesweites Netzwerk von UmweltaktivistInnen, das eigens für die Proteste in Kopenhagen entstanden ist. Der Umweltverband BUND will mit “mindestens 500 Demonstranten” in der dänischen Hauptstadt vertreten sein.
Die CJA-AktivistInnen kündigten an, dass sie vor allem in der zweiten Woche des Gipfels Flagge zeigen wollen. Gemeinsamer Auftakt aller Gipfelkritiker wird eine Großdemonstration am 12. Dezember in der Kopenhagener Innenstadt sein. Das Netzwerk “Never trust a Cop”, in dem sich europaweit vor allem linksradikale Autonome und Anarchisten zusammengeschlossen haben, rufen zu einer “symbolischen Hafenblockade” am 13. Dezember auf. Themenbezogene Aktionstage zu Landwirtschaft und Grenzregime sollen am 14. und 15. Dezember stattfinden. Höhepunkt der Proteste wird nach Angaben der AktivistInnen aber die “Erstürmung des Konferenzgeländes” am 16. Dezember sein, dem Tag, an dem auch die Staats- und Regierungschefs an den Verhandlungen teilnehmen wollen. “Wir werden für einen Tag den Gipfel unterbrechen”, kündigte CJA-Aktivist Simon Straub an, “mit Mitteln des konfrontativen friedlichen zivilen Ungehorsams”. Konkret heißt das: Die AktivistInnen wollen die Zäune überwinden und bis zum Konferenzzentrum vordringen, um sich “hoffentlich mit den Delegierten von innen” zu treffen. Die dänischen Sicherheitsbehörden sind bereits alarmiert. Erst am Donnerstag hat das dänische Parlament mit einer Mitte-Rechts-Mehrheit das sogenannte “Lümmelpaket” verabschiedet. Demnach können Straßenblockierer bis zu 40 Tage inhaftiert werden.
Auch europaweit wird eifrig mobilisiert. 60 AktivistInnen aus dem globalen Süden wollen sich am Mittwoch von Genf aus auf dem Weg nach Kopenhagen machen. “Caravan from WTO to Cop15” lautet ihr Motto. In Genf findet derzeit der Gipfel der Welthandelsorganisation statt. Mit Veranstaltungen wollen die Aktivisten auf ihrer Tour zeigen, wie sich Klimawandel und Handelsliberalisierung auf die Menschen aus dem armen Süden auswirken und wie sie sich dagegen wehren. In Deutschland wird die Karawane unter anderem in Freiburg, Frankfurt/Main, Köln und Hamburg Halt machen.