2009-07-08 

Anti-G8 Proteste: Zwei Fotografen festgenommen. 5 stripteasende Umweltschützer frei gelassen.

Die 5 no global, die auf der Piazza di Spagna verhaftet worden waren, während sie auf kreative Weise gegen das Gipfeltreffen der Großen protestierten, wurden aus dem Polizeipräsidium entlassen. Nach dem sie ein Transparent mit der Aufschrift: “Sorgt für ein Kühles Klima, dann kann sich Berlusconi nicht ausziehen” hatten die Aktivisten, vier Franzosen und ein Grieche, einen Striptease veranstaltet, das die auf dem Platz anwesende Polizia und die Carabinieri aufhielten.

Zwei Fotografen festgenommen

In Schwierigkeiten sind nun zwei von der Polizei festgenommenen Fotografen: einer ist von der Ansa, der andere von einer Tageszeitung. Einigen Zeugen zufolge sollen sie die Flucht der Demonstranten begünstigt haben, die Schaufensterscheiben einer Benetton-Filiale auf der Via Magna Grecia im San Giovanni Bezirk beschmiert hatten. Die Journalisten, die die beiden Fotografen begleiteten und die Szene beobachtet haben erwidern: “Das stimmt nicht. Keine Komplizenschaft mit den Demonstranten. Es hat lediglich ein Wortgefecht mit einigen Passanten gegeben”. Drei Anarchisten (1) vom “V-Strategy” Netzwerk hatten violette Farbe gegen das Schaufenster geworfen (2) und anschließend erfolgreich die Flucht ergriffen.

Pic: Rome

Vor Ort war die Polizei eingeschritten, die die beiden Fotografen festsetzte. Es war nicht die einzige Blitzaktion: eine Gruppe von Anarchisten (3) hat in der Nähe der Haftanstalt von Rebibbia (4) ein Transparent mit der Aufschrift “Burn the State” gezeigt. No global auch gegen zwei Banken auf der Via XX Settembre in Aktion. Fünfzig (5) Aktivisten haben gegen die “Verantwortlichkeiten der Banken bei der Wirtschaftskrise” vor dem Wirtschaftsministerium protestiert. Die in Bereitschaft stehenden Ordnungskräfte haben die Demonstranten bis zur Piazza Fiume eskortiert, wo sich die Demonstration aufgelöst hat.

No global im Polizeipräsidium

Während am Dienstag eine Delegation des “Anti-G8” Netzwerks vom römischen Polizeipräsidenten Giuseppe Caruso empfangen wurde, die Informationen über die acht Personen wollte, die während der Stadtguerilla (6) vom 7. Juli trafen die Großen des Gipfeltreffens in der extrem dicht abgeriegelten Stadt ein, um sich per Hubschrauber nach L’ Aquila zu begeben. “Der Polizeipräsident hat uns gesagt, dass sich die verhafteten Personen im Gefängnis von Rebibbia aufhalten und dass sie schon mit ihren Anwälten gesprochen haben”, erklärten die fünf no global Delegierten am Ende des Treffens. “Wir haben die Rekonstruktion der Ereignisse in Frage gestellt, er hat aber erwidert, dass die Verhaftungen umfassend begründet worden seien und dass nach der Auswertung von Bildmaterial die Lage von zwei Personen entschärft wurde”, fuhren sie fort. Der Polizeipräsident soll den Demonstranten gegenüber zudem bekräftigt haben, dass es notwendig sei, gegen illegale Aktionen vorzugehen, auch wenn diese nicht gewalttätig seien, und er soll den Führern (7) der Bewegung die gemeinsame Besprechung der nächsten Protestinitiativen vorgeschlagen haben. Ein von den Demonstranten als nicht annehmbar gewerteter Vorschlag, die am Ende der Begegnung betonten: “Darüber, wie Dissens zum Ausdruck zum Ausdruck gebracht wird, haben wir eine Vorstellung, die sich von der seinen sehr unterscheidet”. “Die Demonstrationen werden weiter stattfinden, und sie werden nicht unbedingt abgesprochen sein”.

A.d.Ü.:

(1) Der Hinweis auf die politische Zugehörigkeit klingt mehr als tendenziös. Die “V-Strategy” Initiative ist eine Initiative mit freier Beteiligung, die Personen wohl nicht bekannt, da ihnen die Flucht gelang. Es sei denn, etwaige Digos-Beamte haben die Information gestreut, weil sie meinen, die Personen erkannt zu haben, was auch keinerlei Gewähr für die Richtigkeit der Information bietet.

(2) Andere Medien berichten von einer Parole: “Benetton=Impregilo”

(3) Auch hier stellt sich die Frage, auf welcher Grundlage der Berichterstatter den Personen die angegebene politische Zugehörigkeit zuweist.

(4) Die bisherigen G8 Gefangenen werden, in den Haftanstalten Regina Coeli (Männer) und Rebibbia Frauen festgehalten. Nach Angaben der sie betreuenden Anwälte geht es allen den Umständen entsprechend gut, mit Ausnahme von einer Frau, die gestern auf besonders heftige Weise festgesetzt wurde.

(5) Die Zahl differiert stark von den Angaben von Korrespondenten freier Radios. Ihren Angaben nach protestierten etwa dreihundert Personen, darunter 63 Familien, die von akuter Wohnungsnot betroffen sind.

(6) Der Behauptung steht entschieden das entgegen, was die an der betreffenden Initiative beteiligten Personen u.a. bei einer Pressekonferenz vehement bekräftigt haben, wie u.a. folgender Meldung zu entnehmen ist:

Rom: Die welle wehrt sich: Friedliche, von der Finanzpolizei gestürmte Demonstration

7. Juli 2009

Die Demonstration, erklärt Valerio vom sozialen Zentrum Acrobax, ist vom Fachbereich Architektur losgezogen. Von dort aus hat sie sich in Richtung Piazzale della Piramide bewegt. “Wir sind nur einige Minuten an der Porta San Paolo stehen geblieben, die Demonstration war ruhig und frielich, wie man auch in den Bildern erkennen kann, die bereits im Internet und in den Tageszeitungen die Runde gemacht haben. Als wir auf dem Piazzale della Piramide angekommen sind, haben wir uns in Richtung des Eingangs zum U-Bahnhof bewegt. Die Finanpolizei ist uns aber zuvor gekommen. Sie hat die Eingänge blockiert und uns anschließend gestürmt. Da sind wir auf die andere Seite des Platzes gezogen, aber die Militärs haben uns wieder gestürmt. Bis dahin war die Demonstration absolut friedlich gewesen. Kein Wurf von Gegenständen, keine Sachbeschädigung, nur einige Sprechchöre. Es ist erst auf dem Rückweg so gewesen, dass der eine oder andere Müllcontainer umgeworfen wurde, während wir wieder zum Fachbereich Architektur flüchteten.
Die Finanzpolizei hat uns mit den Jeeps bis in das Testaccio Viertel hinein verfolgt, wo sie uns mindestens drei mal weiter gestürmt hat”.

“Da hat die Menschenjagd begonnen”, ergänzt ein weiterer Demonstrant. “Beamte, die sowohl in Uniform als auch in Zivil waren, haben uns bis in Bars und Restaurants verfolgt, mancher ist auch in die Wohnungen von Anwphnern, die uns geholfen haben geflüchtet. Ich habe gesehen, wie jemand von sich aus dem dem fahrenden Jeep hinauslehnenden Polizisten gepackt wurde, um ihn während er rannte, zu blockieren”.

“Es ist uns nicht bekannt, wieviele den 35 Verhaftungen am heutigen Vormittag in Haftbefehle umgewandelt werden. Die Anwälte sagen uns dass voerst alles möglich ist. Vielleicht wird es einer sein, vielleicht alle”, erklärt Valerio. Momentan ist von 10 Haftbefehlen die Rede.

http://www.diariodelweb.it/Articolo/Italia/?d=20090707&id=92007

(7) ausgesprochen willkürlich klingende Aussage. Die Bewegung hat keine Führer (Leader)