2009-07-02
“Alles, was Teil von mir ist wird enden, außer jener letzte Zentimeter Freiheit. Ein Zentimeter ist klein und zerbrechlich, er ist aber die einzige Sache auf der Welt, die es sich lohnt, zu besitzen, wir dürfen ihn nie verlieren, ihn nie zum Verkauf aussetzen und wir dürfen nicht erlauben, dass er uns gestohlen wird”. [Alan Moore]
Die am vergangenen 1. Juni in L’ Aquila abgehaltene Vollversammlung hat – was angemessen war – die Vergabe eines Mandats an die nach dem Erdbeben vom 6. Juli entstandenen Komitees zum Ergebnis* gehabt, damit sie die möglichen Initiativen während der G8 Tage aufzeigen.
In den darauf folgenden Tagen versammelten sich die Komitees, die eine bunt gefächerte Wegstrecke von Initiativen aufgezeigt hatten, denen, am 6. Juli mit einem Fackelzug für “Wahrheit und Gerechtigkeit” beginnend, auch in einem Sozialforum am 7. Juli Leben hätte eingehaucht werden sollen.
Diese bei der zweiten landesweiten Vollversammlung vom 1. Juni eingebrachten Vorschläge wurden mit großer Zustimmung von vielen unter den Teilnehmern angenommen und sie addieren sich nun zu den vielen anderen Initiativen, die zwischen dem 4. und dem 10. Juli stattfinden, wie etwa die Demonstration in Vicenza am Samstag, um einzufordern, dass das Projekt über die Erweiterung des Dal Molin Stützpunktes gestrichen wird, über die Aktionen, die am 7. und 8. Juli in der Hauptstadt stattfinden werden, um die Delegationen, die am G8 teilnehmen werden “willkommen” zu heißen, bis hin zur “Goletta verde”, die in der Adria die abruzzischen Küsten streifen wird.
Der Basispakt (Confederazione COBAS, CUB/RdB, SDL) hat bei der gleichen Vollversammlung eine weitere Initiative einbringen wollen, nämlich die Organisation eines Marsches am letzten Tag des Gipfels, dem 10. Juli, die von einigen anwesenden Gruppen, Parteien und Bewegungen mit Zustimmung angenommen wurde, wobei sie jedoch auf die Opposition der lokalen Komitees und anderer Zusammenhänge gestoßen sind, die sofort erklärt haben, dass sie sich ausschließlich an den Kalender mit den Terminen zu den von den Komitees eingebrachten Initiativen halten wollen und dass sie die Demonstration am 10. Juli nicht unterstützen.
Epicentro Solidale – ein Netzwerk, das Vereinigungen, Bewegungen und soziale Zentren, politische Organisationen und Einzelpersonen in sich vereint, hat sich von der ersten Stunde an den bei der ersten landesweiten Vollversammlug angelegten Prozess beteiligt und zur Definition eben der selben Initiativen, die beim folgenden Treffen eingebracht wurden und deren Voraussetzungen und Ziele vollkommen geteilt. Dies einmal gesagt, haben wir uns vor der Entscheidung des Patto di Base wieder gefunden, der die Anregungen zur Durchführung einer Demonstration, die es schon bei der ersten Vollversammlung gegeben auifgegriffen hatte, und er hat de facto ein neues Element eingebracht, der das Ergebnis einer landesweiten Entscheidung ist, zu der es nicht gemeinsam mit den lokalen Komitees gekommen ist. Es handelt sich um eine mutige Entscheidung, weil sie die Bedeutung einer anlässlich des internatnalen Gipfels durchzuführenden Demonstration behauptet, die aber gerade wegen der Art und Weise, wie sie Zustande kam, die nicht von allen geschätzt wurde, auch risikoreich ist.
Wir sind uns dennoch bewusst, dass es die Entscheidung der Regierung gewsen ist, die ruchlos war! Nämlich die, der Verlegung des G8 von La Maddalena nach L’ Aquila, beim kriminellen Versuch, jeden Protest zum schweigen zu bringen, in dem man den Gipfel in einer durch ein Erdbeben versehrten Stadt organisiert, dabei auf den Schmerz und die Belastungen spekulieren, die die Bevölkerung seit beinahe drei Monaten erträgt. Ein Vorhaben, zu dessen elendigem Scheitern die Demonstration beitragen wird, in dem sie zu den anderen Initiativen hinzu kommen wird, die während der gesamten Zeitspanne der Anwesenheit der Staatschefs stattfinden werden. Berlusconi wird versuchen, das Bild eines G8 mit “menschlichem Antlitz” zu produzieren, um die Verantwortlichkeiten für die Wirtschaftskrise zu verbergen, die Verantwortlichkeiten für das soziale Desaster, das dieser, angefangen bei der Prekarität und der Arbeitslosigkeit im Begriff ist, zu generieren und um die Verantwortlichkeiten für die aquilanische Tragödie und für die Spekulation mit dem Wiederaufbau, die nun in den Startlöchern sitzt, zu verbergen.
Wenn sowohl die von den Komitees eingebrachten Initiativen, als auch die Demonstration gut gehen werden, werden wir alle aus ihnen etwas gestarkt hervorgehen. Wenn auch nur eine dieser Initiativen scheitern sollte, werden wir alle etwas schwächer herauskommen. Es gibt keine Sicherheiten: nur Möglichkeiten. Unserer Meinung nach, ist es angebracht, diese wahrzunehmen. Es ist nicht Berlusconi, der uns sagen kann, ob wir in jenen Tagen nach L’ Aquila ziehen können oder nicht… uns, die wir Aquilaner nicht sind, zumindest nicht alle, die wir uns nicht anmaßen, für die Aquilaner zu sprechen, aber schon seit den ersten 24 an ihrer Seite gestanden haben. Und wir werden nicht gehen, wenn die Flutlichter über den G8 erlöschen werden!
Dieser ist nicht der Augenblick für polemische Auseinandersetzungen, deshalb hat sich Epicentro Solidale darauf festgelegt, alle in jenen Tagen stattfindenden Initiativen zu unterstützen. Epicentro Solidale wünscht den besten Erfolg aller Anlässe die in jenen Tagen auf dem aquilanischen Territorium stattfinden werden, weil diese, trotz allem, von einer gemeinsamen Kritik gegenüber jenen Entscheidungen die von oben herab aufgezwungen werden ausgehen und im Gegensatz dazu nach der Herstellung von Prozessen von Unten streben, die wirklich transparent und partizipiert sind.
E P I C E N T R O S O L I D A L E
A.d.Ü.: