2009-06-28 

WIR SIND STUDIERENDE, WIR WOLLEN DAS UNMÖGLICHE!

Acht Jahre sind seit dem G8 in Genua vergangen. Einige von uns waren dort, andere waren praktisch noch Kinder. Aber niemand hat die dreihunderttausend Personen vergessen, die aus der ganzen Welt gekommen waren, um für eine andere mögliche Welt zu demonstrieren, für die Freiheit von der Sklaverei des Profits, für die Gerechtigkeit und den Frieden. Niemand hat den Mord an Carlo vergessen, das Massaker an Hunderten von Demonstrierenden, die Folterungen in Bolzaneto, das Gemetzel in der Diaz-Schule und auch nicht den Sadismus der Ordnungskräfte, die Willkür einer Macht, die sich selbst vom Unrecht freisprach, die verfolgten und ungerecht verurteilten Genossen…

Acht Jahre sind lang und viele Dinge haben sich verändert. Die Agenda der Weltpolitik, die wir den Sekretären des Kapitals beinahe entrissen haben, hat wieder begonnen, dieselben Termine zu verzeichnen: Krieg, Ausbeutung, Hunger, Zerstörung des Planeten, „Kampf gegen den Terrorismus“. Afghanistan, Irak, Palästina, die offenen Adern Lateinamerikas, Asiens, Afrikas, der banlieue und unserer Vororte, der vielen „Süden“, die uns belagern: Das Blut von Milliarden von Personen, das sinnlos Tag für Tag vergossen wird, einzig für den Reichtum von immer wenigeren, für die Ignoranz und Gleichgültigkeit von zu vielen.
Auch wir haben uns verändert. Ein bisschen schwächer, ein bisschen unsicherer. Ein bisschen verängstigter, vielleicht. Aber auch gereifter, uns der Tatsache bewusst, dass unser Kampf ein langwieriger ist, immer mehr davon überzeugt, dass wenn diese andere Welt nicht möglich ist – der Sozialismus – wird es die Barbarei. Mittlerweile erwachsen, verleugnen wir unsere Kindheit nicht. Wir sehen in die Gesichter unserer Gegner und wissen, dass es dieselben wie in Genua sind.

Bild: Plakat

Wir wissen auch, dass sie gewalttätiger, aggressiver geworden sind. Dass sie gefährlich sind, denn jetzt mehr denn je wissen sie nicht, was sie tun.

2009 kehrt der G8 nach Italien zurück. Er kommt passend zur Krise, zu einem Zeitpunkt, an dem das BIP im Westen auffällig sinkt, die Arbeitslosigkeit steigt und kein Ausweg in Sicht scheint. Er kehrt zurück in ein sozial und kulturell verwüstetes Land, mit den niedrigsten Löhnen in Europa, einem blockierten politischen System, Kontrolle von Informationen; ein Land verbittert von einem Krieg, der, ausgelöst von Oben, ein Krieg zwischen Armut, Rassismus, Sexismus, Homophobie und Ablehnung von jeglicher Andersartigkeit geworden ist. Der G8 kommt nach Abruzzen, ein Gebiet, das mit dem eigenen Blut genau diese Logiken bezahlt hat. Die Logiken des Profits, der Spekulationen, der Korruption, die den Kapitalismus überall regulieren. Ein Gebiet, in dem seit fast drei Monaten unbekannte Formen von Kontrolle und Militarisierung ausprobiert werden.
Die Regierung hat alles versucht, um uns vom Kommen abzuhalten. Sie hat den Gipfel unterteilt in viele, zu viele Treffen.
Schwer zu verfolgen für alle, die studieren, arbeiten, sich um das tägliche Überleben kümmern müssen. Unmöglich zu protestieren für die, die schon auf die Straße gehen müssen, um ihre eigene Arbeit zu verteidigen. Dennoch hat es in diesen Monaten eine Bewegung gegeben. In Rom gegen den Abbau der Wohlfahrt, in Siracusa gegen die Zerstörung der Umwelt, in Turin für eine Universität, die nicht privaten Interessen unterworfen ist; noch einmal in Rom gegen eine „Sicherheit”, die Abschiebung von Migranten, Strategie der Angst und Repression der Kämpfe bedeutet. Und schließlich in Lecce, als die Wirtschaftsminister sich trafen, um die Entscheidung für weiteres Geld für die Banken zu fällen und ihr altes Scheitern als ein neues rettendes Rezept auszugeben Jetzt ist es Zeit, das was geteilt wurde wieder zu vereinen. Es ist Zeit, sich zu treffen, alle dort zu sein. Das letzte Wort nicht dem zu lassen, der mit einer Tragödie wie dem Erdbeben spekuliert und dabei Personen in Stimmen verwandelt, schmutzige Geschäfte macht und gleichzeitig den Aufbau bis 2033 aufschiebt. Es ist eine zerstörte und verlassene Bevölkerung, auf der die „Großen” ihren Laufsteg betreten werden. Vor den Fernsehkameras, um uns zu sagen, dass alles in Ordnung sei. Doch wir wissen, dass es nicht so ist. Und das müssen wir laut schreien.
Sie haben gesagt, wir werden es nicht übers Herz bringen, dort zu sein. Doch auf der Seite derer zu stehen, die kämpfen und leiden, werden wir immer übers Herz bringen. In diesen Tagen werden wir die Straßen in Aufruhr versetzen. Und am 10. werden wir zum landesweiten Umzug kommen, um unsere Gründe aufzuzeigen, die der Unterdrückten und der kämpfenden Bevölkerungen. Um zu zeigen, dass sie uns nicht klein gekriegt haben; um ihnen ihren Laufsteg zu ruinieren. Wir sind größer geworden, aber die Zukunft ist immer noch unsere Angelegenheit. Wir sehen uns in L’Aquila.

Collettivo Autorganizzato Universitario – Napoli (Italy)
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