2009-06-26 

Aus Alessandria gegen den G8 der Krise

24.6.2009

Acht Jahre sind seit den absolut außergewöhnlichen Tagen des G8 in Genua vergangen, als Hunderttausende in jenen Straßen die Notwendigkeit einer anderen Welt behaupteten. Auf dieser Piazza [1] haben wir uns gefreut und gelitten, wir haben den Tod von Carlo beweit und uns den Gewalttaten der Polizei widersetzt. Aus jenen Tagen ging eine neue politische uns soziale esperienza [2] hervor: die unsere.

Der G8 ist nicht mehr der von 2001, der sich anschickte, die wunderbaren progressiven Perspektiven der neoliberalen Globalisierung. Das Gipfeltrefen, das man dieses Jahr in L' aquila abhalten wird wird der G8 der Krise der Globalisierung sein, der Rezession, der bevorstehenden Explosion des sozialen Konflikts von dem wir bereits in diesem Jahr schon eine Kostprobe hatten.

Pic: Palermo

Auch wir sind nicht mehr die gleichen wie 2001, damals waren wir ein Kollektiv von vorwiegend sehr jungen Leuten, die ihre ersten sozialen und politischen Erfarungen in Angriff nahmen. Zur Zeit des G8 der Krise sind wir die, die sich anschicken, 7 Jahre Besetzung des sozialen Zentrums Crocevia zu feiern, die seit einigen Monaten zusammen mit anderen Schwestern und Brüdern den Betrieb der Ex Kaserne der Feuerwehr erobert haben, die "Kriminellen", die in den letzten Jahren u die 15 Häuser besetzt haben und sich gegen Dutzende Räumungsklagen widersetzt haben, wodurch wir für Dutzende von Familien in Schwierigkeiten das Recht auf Wohnraum errungen haben. Wir sind die der studentischen Welle, die zu Tausenden in den Straßen von Alessandria demonstriert hat und am Tag der Verabschiedung der Gelmini-Reform [3] den Bahnhof besetzt haben. Wir sind die Mestizen, die am 8. März zu Hunderten gegen Rassismus demonstriert haben. Wir sind die der Kämpfe für die Verteidigung der gemeinschaftlichen Güter, von der Val Lemme [4] bis zum Terzo Valico [5], bis zum Bioäthanol [6].

Nichts bleibt, was es mal war, und wir sind heute überzeugt, dass der Protest in L' Aquila nicht anders als im Herzen der in den vergangenen Jahre aufgebauten sozialen Konflikte leben kann. Konflikte, die vom Vermögen erzählen, die Fäden der Gesellschaft neu zu spinnen und gegen die von oben herab auferlegten Zwängen zu opponieren. Exakt das, was gerade in L' Aquila passiert, wo in einem täglichen crescendo die Mobilisierung der aquilanischen Bürger gegen die falschen Versprechen Berlusconis opponiert. Wir sind davon überzeugt, dass es ihnen zusteht, zu entscheiden, was in L' Aquila während der Tage gegen des G8 Gipfels aufgebaut werden soll und dass niemend Demonstrationen von oben herab aufstülpen darf, die nicht von der lokalen Gemeinschaft beschlossen und aufgebaut wurden. In diese Geiste werden wir uns zu Hunderten am 4. Juli, dem Tag, an dem die Vizentinische Gemeinschaft durch die Wiedereroberung der Grundstücke des Dal Molin ihre Unabhängigkeit von den Vereinigten Staten von Amerika ausrufen wird, nach Vicenza begeben. Am 4. Juli werden wir mit den Vizentinern sein und tun, worum sie uns bitten werden, das, was sie in ihren Vollversammlungen beschlossen haben. Unsere Kampagne gegen den G8 wird zwei Tage vorher beginnen, am 2. Juli. An dem Tag werden sie erneut versuchen, eine der Familien zu räumen, die in dem Haus in der Via Viora wohnen, einem Ort mit fünf vom Sozialen Netzwerk für Wohnraum organisierte Besetzungen zu Wohnzwecken. Mit ihnen gemeinsam werden wir gegen die Gewalt der Räumung widerstehen, mit allen nnotwendigen Mitteln. Das Gleiche werden wir am 10. Juli, wenn wir zum x-ten al die Räumung einer Migrantenfamilie in der Via Carlo Alberto blockieren werden. Und wir werden es wie imer nicht unterlassen, während der Tage des Gipfels in L' Aquila dadurch für Verwunderung zu sorgen, das wir unseren Beitrag zu den diffusen G8 Protesten auf dem gesamten Landesterritorium leisten.

Gegen den G8 der Krise, wir werden uns unsere Rechte zurück holen, Wohnrau und Einkomen für alle!

Auf dem Weg in den nächsten Herbst, der glühend heiß sein wird...

Die Mobilisierungen in Kürze:

Donnerstag, 2. Juli:

Wenn Räumung Gesetz ist, dann ist Widerstehen Gerechtigkeit

Alle auf zur Via Viora um 8 Uhr für einen Antiräumungsposten

Samstag, 4. Juli:

Die erde verteidigen, für ein morgen ohne Kriegsstützpunkte

Alle auf nach Vicenza zum Unabhängigkeitstag gegen Dal Molin

Busabfahrt um 7:00 Uhr ab Piazza Garibaldi, infos: dirittiglobali@tiscali.it

Freitag, 10. Juli:

Gegen den G8 der Krise, Wohnungen für Alle

Alle auf zur Via Carlo Alberto um 8 Uhr für einen Antiräumungsposten

Und vieles mehr...

Centro Sociale Crocevia

Rete Sociale per la Casa

Collettivi Universitari Onda Anomala

Studenti in Movimento

Polisportiva Antirazzista Uppercut

A.d.Ü.:

[1] Die Piazza ist ein ganz wichtiges, nicht nur strukturelles, sondern auch kulturelles und soziales Element des menschlichen und politischen Lebens, weil sie ein offener, allgemein zugänglicher Ort ist, an dem kollektive Zusammenkunft und Auseinandersetzung möglich sind. Nicht von ungefähr ist von Italien im Kontext von Protesten und militanten Auseinandersetzung nicht von "auf die Straße gehen" und von "Straßenkämpfen" die Rede, sondern jeweils von "scendere in Piazza" (runter gehen in die Piazza) und von "scontri di Piazza" (Zusammenstößen auf der Piazza) die Rede.

[2] Diese Begrifflichkeit bedeutet "Erfahrung" und bezeichnet Projekte, Initiativen und soziale bzw. politische Wege - ganz bewusst als etwas, das eine "Erfahrung" darstellt und aus "Erfahrung" hervorgeht.

[3] Bildungsreform

[4] Im nordwestitalienischen Val Lemme entwickelte sich ein lang anhaltender Widerstand gegen den Unternehmer Caltagirone (Finanzplayer, Baulöwe, Zementhersteller, Zeitungseigner und einer der härtesten Spieler auf dem Markt der Wasserversorgung), der mit politischer Unterstützung versucht hatte, durch Kiesabbau für seine Zementproduktion die Grundwasseradern in Gavi Ligure und in kleineren Dörfern
zu zerstören, um diese durch den Kauf der geschützten Gewässer des Baches Acque Striate zu ersetzen. Dem Kamf gegen Caltagirone schlos sich die gesamte Bevölkerung an, die Bagger wurden blockiet, die Polizei griff ein Staatsanwalt und das Ministerkabinett schalteten sich ein. Alle Umweltverbände unterstützten den Kampf, der exemplarisch für den Kampf gegen eine besondere Kapitalistengestalt, die es mit der Komplizenschaft der Politik und der Banken auf die offensive Vereinnahmung von Territorium und von gemeinschaftlichen Gütern absieht und auf den Erwerb von privatisierten öffentlichen Versorgungsanstalten absieht. (zusammengefasst aus: Die Kämpfe für Wasser in Italien, http://www.ecn.org/reds/ambiente/acqua/acqua0511italia.html )

[5] Hochgeschwindigkeitsbahn entlang der Achse Genua-Tortona-Mailand. Der Widerstand gegen die Hochgeschwindigkeitsbahn formierte sich bereits 1990, der Beginn der Bauarbeiten wurde schon mindestens 38 Mal angekündigt. Große Mobilisierungen 2006 als das Projekt endgültig abgesegnet wurde. Die Regierung Prodi zeigte sich geneigt das Projekt fallen zu lassen, die Regierung Berlusconi hat es wieder aufgegriffen, Anfang März 2009 wurde eine Milliarde Euro für den Bau bewilligt. Die seinerzeit entstandenen Komitees gegen das Projekt werden derzeit wieder reaktiviert.

[6] Erfolgreicher Kampf gegen den Bau der größten Bioäthanolproduktionsanlage in Europa in Rivalta Scrivia (800 Einwohner) bei Tortona. Im März 2009 teilte der Unternehmer Ghisolfi, der zusammen mit seinen Partner Gavio das Vorhaben verwirklichen wollte mit:"Wir geben den Bau der Anlage für Biomethanol aus Mais und setzen auf eine der zweiten Generation, die angesichts des starken Widerstands der lokalen Bevölkerung nicht mehr in Rivalta Srivia gebaut wird".

[7] Flughafen Dal Molin bei Vicenza in Norditalien. Ende 2003 verabredeten die italienische und die US-Amerikanische Regierung die Umwandlung des Flughafens in eine Militäranlage - hinter verschlossenen Türen. Die Pläne wurden erst 2006 öffentlich. Die derzeit zwischen Deutschland und Italien aufgeteilte 173 Airborne Division soll dort wegen der Nähe zu Häfen und Luftwaffenstützpunkten geschlossen unterkommen ( grafische Darstellungen: http://www.youtube.com/watch?v=OqQyuaetfhk&feature=related ). U.a. soll der auf der operativen US-Army Achse Aviano-Camp Darby in Norditalien liegende Stützpunkt auch so genannten N.B.C. Storage betreiben (http://de.indymedia.org/2007/06/186192.shtml). Rasch formierte sich eine Widerstandsbewegung ( http://www.youtube.com/watch?v=-goCGWpNX1k ), die bereits mehrere Demonstrationen, Blockaden und Besetzungen ( siehe Playlist http://www.youtube.com/view_play_list?p=0A103A0115BDBA34 ) durchgeführt hat.