2009-06-13
11.06.2009
Die von Ansa* verbreitete Meldung, durch die wir von der Stellungnahme der Associazione Stampa Subalpina** gegen die eindringliche Bitten des Turiner Polizeipräsidenten erfahren haben ist wenige Tage alt: das Turiner Polizeipräsidium sucht verzweifelt Fotos und Videos, damit sie die inquisitorische Ausleuchtung des großartigen Oppsitions- und Konflikttages anlässlich des G8 University Summit in Turin vom vergangenen 19. Mai. Offensichtlich hält man das von den "corrisondenti in Piazza" *** der Digos und von den bezahlten Journalisten, die dem Polizeipräsidium zu Diensten stehen gesammelte Material für nicht ausreichend... man will wohl mehr. Die anomale Welle**** hatte sich für ihren Teil klare und von allen geteilte Leitlinien und Ziele gesetzt - sie hat getan, was sie gesagt hat und es vermocht, eine (im Verhältnis zu all ihren nationalen Gliederungen) diffuse Konfliktebene zu beschreiten, die im Vergleich zum heißen Herbst des Kampfes einen zusätzlichen Schritt dargestellt hat und einen weiteren Schritt im kommenden, noch heißeren Herbst vorbereitet. Schon am 19. Mai hat die Welle sich in Turin vom ersten Moment an mit der Repression auseinander setzen müssen, die auf jede echte Erzeugung von Konflikt folgt: Mit nüchternem Verstand und klarem Bewusstsein bei der Betrachtung des repressiven Aspektes als Folge der realen Durchschlagkraft der Welle, die den G8 überrollt hat und sich in Vorbereitung der Abweisung jeden - im Angesicht der Unaufhaltsamkeit der Welle ohnehin zum Scheitern verurteilten - Aufgebots auf der Straße artikuliert hat, hat sie eine kapillare Kampagne für die Befreiung von Alessandro und Domenico auf die Beine gestellt.
Bildreporter: "Nein den Einmischungen"
08/06/2009
Zur Bereitstellung von Aufnahmen (Fotos, Videos) der studentischen Demonstration vom 19. Mai in Turin aufgefordert. Der Kongress der Subalpina: "Der Polizeipräsident soll seinen Vorstoß überdenken"
Die im Regionalkongress versammelten Delegierten der Associazione Stampa Subalpina haben am Samstag, den 23. Mai 2009 folgender Tagesordnung zugestimmt:
"Mit Bitte um Bereitstellung einer Kopie des Bildmaterials - Fotografien, Videos - zu den Auseinandersetzungen bei der studentischen Demonstation vom 19. Mai richtet sich das Polizeipräsidium von Turin in diesen Tagen an die Redaktionen der Blätter. Es handelt sich um eine Initiative, die manchen Zweifel aufkommen lässt, weil von Journalisten und Bildreportern verlangt wird, eine Aufgabe zu erfüllen, die nicht die ihre ist. Im Besonderen aber auch, weil man sie, im Falle eines Treffers durch von ihnen gestelltes Material der Gefahr ausgesetzt wären, dass man sie als "Komplizen" und "Denunzianten" anprangert, mit allen denkbaren Konsequenzen: einerseits würde dies in der Zukunft bei ähnlichen Anlässen die Gefahr von körperlichen oder verbalen Angriffen bedeuten, andererseits eine konkrete und erhebliche Kompression des Rechts auf Berichterstattung und der Freiheit, zu informieren. Wie viele Journalisten, Bildreporter und Kameramänner könnten bei einer weiteren vergleichbaren Demonstration erscheinen, um unbelastet und sicher deren Ablauf zu dokumentieren? Welcher Grad des Vertrauens würde ihnen beim Sammeln von Informationen über künftige Initiaven von ihren in der Angelegenheit involvierten Quellen entgegen gebracht?
Die Zweifel sind außerdem durch die sehr eingeschränkte Notwendigkeit, eine derartige Menge von Material zu erwerben: es geht nämlich nicht darum, dass sich bloß wenige, die Verantwortlichkeit bei einer Straftat belegenden Bilder zu erwerben, sondern darum, dass hunderte, vielleicht tausende von Bildern und viele Stunden Filmmaterial eine bereits umfassende Menge von Dokumenten, die schon in Besitz der Ordnungskräfte sind, weil eine solche von ihren eigenen "zahlreichen" Fachleuten angefertigt wurden, die gerade zum Zweck der Sicherung von Indizien und Beweisen jeden Augenblick auf Demonstrationen abbilden, erweitern sollen.
Es muss dann noch ein nicht unwesentlicher Aspekt berücksichtigt werden, der in Zusammenhang mit der journalistischen Tätigkeit des Sammelns von Informationen und iher vollen Entfaltung sowie mit der Gewissheit des Journalisten, über die größtmögliche Freiheit verfügen zu können, tiefer gehend einschneidend ist. Von einem Bildreporter oder einem Kameramann die Herausgabe von nicht in den Medien - seien es Zeitungen, TV-Sender oder Internetseiten - veröffentlichten Bildern zu verlangen ist das Gleiche, wie von einem Berichterstatter seine Notizhefte einzuverlangen oder die Zustimmung, die Dateien in seinem Computer aufzurufen: eine gefährliche Praxis, die, wie schon gesagt, unter Gefährdung der Sicherheit des Betroffenen droht, das Berufsgeheimnis zu verletzen und die in der Europäischen Menschenrechtskonvention verbrieften Freiheit, "Ohne jede Einmischung durch die Behörden Informationen und Gedanken zu erhalten und zu vebreiten". Gegen diese Prinzipien zu verstoßen und das System der Gewährleistungen zum Schutz der Information zu schwächen heißt, weniger Freiheit für alle - für die Journalisten, für das Publikum und für die Personen, die Gegenstand ihrer Arbeit sind.
Es geht nicht darum, die Mitwirkung zu verweigern, die jeder nach einem Bürgerschafsprinzip und nach den Normen zivilen Lebens gehalten ist, gegenüber von Behörden zu leisten, sondern darum, eine Freiheit und einen Beruf zu schützen, die für jede demokratische Gemeinschaft ein kostbares Gut darstellen.
In diesem Geiste bittet die Gewerkschaft der Journalisten den Polizeipräsidenten, seine Initiative zu überdenken - unter Beachtung der jeweiligen Funktionen: der, der Ordnungskräfte, die darin besteht, in Verbindung mit Straftaten zu ermitteln und die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten, und der der Journslisten, die in der Schilderung von Ereignissen von öffentlichem Interesse "ohne jedwede Einmischung" und ohne Ausuferungen in Tereains, die Nicht die ihre sind, wie es bei jenen der Fall ist, die der Polizia und der Carabinieri eigen sind, besteht".
Die Lokale Gewerkschaft
[ http://www.stampasubalpina.it/DetailNews.aspx?ID_NEWS=1318 ]
A.d.Ü:
* Italienische Nachrichenagentur. Wortlaut der Meldung hier: http://www.infoaut.org/articolo/giornalisti-la-questura-non-cerchi-nelle-redazioni-immagini-sugli-scontri-al-g8-di-torino/
** Gewerkschaft der piempntesichen Journalisten und Territorialvertretung der FSNI (Federazione Nazionale Stampa Italiana - Italienische Pressekonföderation)