2009-05-28 

Lorenzo vom noG8-Netzwerk über die denzentralen Aktionen vom 28. und 29. und die Demo am 30. Mai

AMISnet: Vom 28. bis zum 30. Mai wird in Rom der G8 der Innen- und Justizminister stattfinden. Man wird unter anderem über Sicherheit und Einwanderung diskutieren. Das Netzwerk noG8 hat eine Mobilisierungswoche angekurbelt, die am 23. Mai in Mailand begonnen hat und auch zwei Aktionstage und eine Demonstration in Rom am 30. Mai beinhaltet. Wir sind in telefonischem Kontakt mit Lorenzo vom Netzwerk noG8.

AMISnet: Hör mal, Lorenzo, die beiden Aktionstage sind am Donnerstag, den 28. und am Freitag, den 29. Mai geplant. Was plant man, zu unternehmen?

Lorenzo: Na, das kann ich Euch nicht sagen, es handelt sich um "Überraschungsaktionen". Das Gipfeltreffen der Innen- und Justizminister beginnt, der übrigens als Themen solche wie Pädophilie, Terrorismus, Mafia und Immigration zusammenwirft, sagen wir, als die zu behanndelnden Krankheiten dieses Planeten, als ob Immigration eben ein Verbrechen wäre, und genau das ist das zentrale Thema dieser Mobilisierungen, also die Umwandlung von Immigration, die notgedrungen klandestin ist, in eine Straftat. Dieser G8 fällt zeitlich genau mit dem Versuch der italienischen Regierung zusammen, das Sicherheitspaket verabschieden zu lassen, in dem sie die Vertrauensfrage stellt - im Parlament haben sie es bereits getan, und nach den Wahlen werden sie es im Senat tun müssen.

Bild: Erdbeben

Das Sicherheitspaket ist im Kern genau auf diese Frage ausgerichtet: die Stafbarmachung der klandestinen Immigration, was für alle mitunter seit vielen Jahren, legal oder illegal in Italien lebende Immigranten, die aus unserer Sicht mittlerweile Büger dieses Landes wie alle anderen auch sind, eine ganze Reihe von extrem schwerwiegenden Folgen bedeutet.

AMISnet: Nach zwei Tagen mit dezentralen Aktionen wird es eine große Demonstration geben, die am 30. Mai in Rom geplant ist. Kannst du uns hieru denn was sagen?

Lorenzo: Hierzu kann ich Euch die Route erklären, die von der Porta Maggiore zur Piazza Navona geht. Es wird eine Demostration sein, auf der, wie es bei allen anderen Demonstrationen, die in letzter Zeit in Rom abgehalten wurden der Fall war, die Migranten die Protagonisten sein werden, die sowohl in dieser Stadt als auch in ganz Italien im Begriff sind, sich selbst über migrantische Koordinationen, Netzwerke, Vereine zu organisieren und endlich zu Protagonisten eines Kampfes werden, der ein gemeinschaftlicher und damit nicht getrennter ist, weshalb wir damit rechnen, dass in diesem Protestzyklus, der durch die vom Netzwerk "auf welcher Seite stehen" organisierte Demonstration in Mailand am 23. Mai eröffnet wurde und in dem die Demonstration am 30. Mai mit den Migranten als Protagonisten eine Etappe sein wird, eine starke Beteiligung von all den Menschen erleben wird, die nicht mehr schweigen können oder auch es einfach nur satt haben, sich jedes Mal vor dem Fernseher zu empören, wenn diese italienische Regierung oder internationale Regierungen Entscheidungen treffen, die offensichtlich die Menschenrechte verletzen, das Recht der Menschen auf Mobilität nicht anerkennen, wohl aber die Mobilität der Kapitalanlagen und der großen multinationalen Weltunternehmen. Wir glauben deshalb, dass diese Demonstration sehr wichtig ist, weil sie im Vergeleich zu dem, was wir vor mittlerweile acht Jahren in Italien aufgebaut hatten, auch eine neue Form des Aufbaus von einer Alternative zum G8 darstellt - eine neue Form, in der soziale Protagonisten der Krise persönlich sprechen und rebellieren.

AMISnet: Wir können also jene, die befürchten, dass dieser Gegen-g8 italienisch und bewegunszentriert sein könnte, ohne dass die Migranten die Protsagonisten sind, die genau das eben sein sollten beruhigen?

Lorenzo: Na, um ehrlich zu sein, ist es einfach nur der rassistische Maroni gewesen, der bei diesem Gipfeltreffen den Vorsitz haben wird, der das gesagt hat. Sie haben versucht, das Bild eines Gegen-G8 zu konstruieren, der immer nur und ausschließlich die Reproduktion seiner selbst sein kann. Wir reden hier etwa von der Erfindung der Champions-League-Fans, der Barcelona-Fans, die sich mit den no global die Klinke in die Hand geben werden. Die Presse und die Regierung entwerfen ein Bild, das immur nur das Abziehbild seiner selbst ist. Wir erinnern daran, dass es sich bei dieser Regierung um die einzige G8-Regierung handelt, die die gleiche wie im Jahr 2001 ist. In dieser Hinsicht reproduziert sie immer noch das gleiche Schema. Unserer Wahrnehmung nach wird die Bewegung es aber ein weiteres Mal verstehen, die Regierung in Schwierigkeiten zu bringen und, wie es schon in London der Fall gewesen ist, eine neue Periode von Auseinandersetzungen rund um die Gipfeltreffen einzuläuten, die vordergründig vielleicht nicht mehr die Belagerung der Paläste zum Ziel haben, sondern eben die soziale Produktion von Auseinandersetzung, die in den Gipfeltreffen Momente der Sichtbarwerdung und einer großen und wichtigen, gemeinschaftlichen Artikulierung sieht, aber ihre Substanz in der täglichen Widerstandsarbeit ihre Substanz hat.