2009-05-26 

Padua - Wut und Empörung blockieren die Straßen der Stadt

25. Mai 2009

Nach der Verprügelung einer schwangeren Frau verwandeln sie mit 400 Personen eine Kundgebung in ein eine Demonstration mit Strapenblockaden.

Fast 500 Menschen, unter großer Beteiligung der nigerianischen Community, aber auch von zahlreichen Senegalesen, Kamerunern und Maghrebinern und etwa 100 Italienern. So hat sich die für Samstag nachmittag auf dem Bahnhofsplatz geplante Kundgebung in eine Deemonstration verwandelt, die durch die "hot area" der Straßen rund um den Bahnhof gezogen ist.

"Schluss mit dem Rassismus" und "Stoppt die Polizeigewalt", das waren die den ganzen Nachmittag unentwegt gerufenen Parolen der Demonstranten, die nach den Diskriminierungs- und Missbrauchsvorfällen die während der Woche die Stadt bewegt hatten, ihre Wut in die Mobilisierung vom Samstag haben aufgehen lassen.

Bild: Padova

Zuerst wurde die Leiterin der technischen Oberschule Leonardo Da Vinci angezeigt. Dann kam es zum extrem schwerwiegenden Vorfall von Freitag Abend, der seinen Höhepunkt in den Gewalttätigkeiten gegen eine schwangere Frau fand.

Chronik der Ereignisse vom Freitag

Es ist fast acht Uhr abends, als Julius und seine Frau Evelyn, die jeweils 38 und 28 Jahre alt sind, in ihrem Laden in der Via Annibale da Bassano die letzten Kunden zu Ende frisieren. Wie so viele andere, ist auch ihr Betrieb von einer Verordnung über vorgezogene Geschäftschlusszeiten betroffen. Deswegen ist die Tür seit 19 Uhr 30 von innen abgeschlossen. Im Laden sind nur noch Kunden, die schon vorher gekommen waren. Als es zwanzig Uhr schlägt, taucht zur x-ten Kontrolle eine Polizeistreife auf. Die Beamten haben begonnen, die Schaufensterscheiben mit Tritten und Fausthieben zu bearbeiten, und zerreißen dabei die Sonnenschutzblenden. Daraufhin begab sich die im vierten Monat schwangere und wegen den erlittenen Schäden gegen die Beamten wetternde Evelyn in die Nähe der Tür. Nach dem sie sich eine Bresche geschlagen hatten, fielen die Polizisten in den Laden ein, und stürzten die Frau mit zwei heftigen Hieben, von denen einer direkt in den Bauch traf, die Frau zu Boden. Ihr Mann Julius der schon begonnen hatte, das was sich abspielte zu filmen, wurde ebenfalls zu Boden gestürzt und festgesetzt. Die Handyaufnahmen, die das, was vorgefallen war, dokumentierten, sind natürlich verschwunden. Evelyn wurde umgehend in ein Krankenhaus eingeliefert, Julius wurde verhaftet. "Es handelt sich um einen Übergriff gegen die Beamten", sagt das Polizeipräsidium, das aber unverzüglich den Chef der Squadra Mobile zum Tatort schickte. Der Prozess im Eilverfahren gegen die beiden wurde am Samstag auf den kommenden Mittwoch vertag.

Die Demonstration und die Wut

Die Nigerianer, die sich am folgenden Nachmittag gegen 16 Uhr wegen den Erignissen am Vorabend empört zum Bahnhof begaben, waren viele. Trotz der Anwesenheit des Vorsitzenden des Partito Democratico Franceschini und des Bürgermeister Zanonato anlässlich einer Wahlkampfveranstaltung wachten sämtliche Spitzenränge des Polizeipräsidiums über die Kundgebung.

Nach den ersten, über Mikrofon gehaltenen Redebeiträgen, verwandelte sich die Kundgebung unter Zuhilfenahme eines Megafons in eine Demonstration, die über eine Brücke, die zur Bahnhofsrückseite führt, bis zu Julius' und Evelyns Laden zog. Dabei wurden Plakate und T-shirts geswchwenkt, die das blutverschmierte Gesicht der Frau zeigten, um die brillianten Ergebnisse der Kontrollmaßnahme vorzuführen. Als die Demonstration am Polizeirevier in der Via Jacopo D' Avanzo vorbei zog, wurden dort Bilder des nigerianischen Opfer aufgehängt. Nachdem die Polizei ein Verbot ausgesprochen hatte, durch den Bahnhof zu ziehen, kehrte die Demonstration zurück zur Borgomagno-Brücke, dem wichtigsten Einfallstor zur Stadt. Dabei wurde mehrfach der Straßenverkehr blockiert.

Die Zivilbeamten gerieten so in Panik. Sie befahlen dem Aufstandsbekämpfungseinheiten, die Helme aufzusetzen und ihre Schlagstöcke zu packen. Die Menschenmenge, die hinreichend wütend war, um sich autonom die Route auszusuchen, ohne sich von den Befehlen der Polizisten einschüchtern zu lassen, machte sich an sie heran und zwang die Einheiten zu einem "schnellen Rückzug", um dem Kontakt mit der Demonstrationsspitze zu entgehen. Die Migranten haben ihrerseits keine Anstalten gemacht, das Tempo zu reduzieren, bis sie die Kreuzung Via Trieste und Via Codalunga erreicht hatten, die sie für etwa zwanzig mInuten blockierten. Dann, die Rückkehr zum Bahnhof, die weiter durch die Parolen gegen die Gewalttätigkeit der Beamten und den Rassismus begleitet wurde.

Ein Tag des Zorns und der Empörung, auf dem Weg zum Migrations-G8 in Rom.

Aus Padua ist die Abfahrt vom Bahnhofsplatz in den frühen Morgenstunden von Samstag, den 30. Mai, mit Ziel Rom, wo man der ganzen Welt vom Rassismus, von den Gewalttaten und von der Diskriminierung in diesem Land erzählen will.

Sammelpunkt für die Demonstration in Rom ist Porta Maggiore, am Samstag um 15:00