2009-05-23
21. Mai 2009
von Massimo Martinelli
Es könnte genau die Hauptstadt sein, die zur Bühne wird, die von der anarcho-insurrektionalistischen Galaxie gewählt wird, die nach dem Überraschungs-Schachzug des Ministerpräsidenten Berlusconi, die Großen der Erde im Juli nach Coppito, in die Abruzzen, der Region des Erdbebens, zu bringen, in diesen Tagen und Stunden im Begriff ist, das Programm der Proteste gegen den G8 neu auszurichten. Für die Römer wird es also ein heißer Sommer werden, zumindest bis zum Ende des Gipfel-Monats. Der auch in Neapel manche Lunte zünden könnte.
Das scheint die Orientierung derer, zu sein, die die anarchistische Bewegung koordinieren, die sich in diesem Jahr wie nie zuvor eine Hauptrolle auf dem Feld der öffentlichen Ordnung zuschneiden wollen:
“Der Grund ist einfach”, sinniert ein Soldat der Terrorbekämpfung laut. Die Anarchisten waren von den jüngsten Ermittlungsverfahren am stärksten betroffen, sie fühlen sich an die Wand gedrängt, sie wollen beweisen, dass sie noch in der Lage sind, einen Angriff auf die Institutionen zu starten". Italienische Anarchisten, also. Die mit den Marxisten-Leninisten verbündet sind, die gegen den Isolations- und Sicherheitsgewahrsam kämpfen. Oder besser: gegen Gefängnishaft und basta. Es ist dieser Zusamenschluss, der Ermittler und Geheimdienstler die größten Sorgen bereitet, weil es sich um eine Liaison handelt, die Anarchisten aus halb Europa nach Italien briongen kann, von Griechenland bis Spanien, von Deutschland bis Frankreich. Und die Intention scheint zu sein, den Sucher auf Rom zu richten, um Unruhen in einer bereits von der Natur verwüsteten Region zu vermeiden. Gehen wir aber der Reihe nach vor.
Die überraschende Entscheidung des Premiers, den Standort des G8 zu verlegen, hat alle verwirrt, betont man in den hohen Etagen der Terrorbekämpfung. Sie hat die Ermittler kalt erwischt, die seit Monaten mittels Abhörmaßnahmen und eingeschleusten V-Männern damit beschäftigt waren, den heißesten Zusammenhängen der anarchistischen Galaxie “Aufmerksamkeit” angedeihen zu lassen. Und, sie hat, vor allen Dingen, die Profis der Straßenkämpfe gezwungen, das Programm des Protests radikal zu revidieren. Für den G8 auf La Maddalena lag bereits ein ausgemachter Plan vor, der zwei Anlegeversuche in den beiden touristischen Häfen der Insel (Cala Gavetta und Porto Massimo) und sogar am kleinen KaI von Villa Certosa, der Sommerresidenz des Ministerpräsidenten an der Küste gegenüber von La Maddalena vorsah. “Sie hatten aber keinerlei Erfolgschance”, kommentiert ein Ermittler der Terrorbekämpfung, der erklärt, wie nicht identifizierte Schlauchboote und sonstige Wassergefährte von der Militärmarine blockiert woren wären. Nicht nur: es existierte auch ein Plan, um die Seefahrtsverbindungen mit der Costa Smeralda mittels Durchführung von Störaktionen in den Häfen von Genua, Civitavecchia und Livorno irgendwie zu sabotieren. Auch diese Projekte aber, die bereits von der Terrorbekämpfung geortet worden waren, wären schon im Anfangsstadium sterilisiert worden.
Jetzt sind also alle praktisch bei Null: auf der einen Seite die Anarcho-Insurrektionalisten, auf der anderen, die Ermittler. Oder, besser: die Männer des Staates warten darauf, dass die Demonstranten einen Angriffsplan beschließen, um zu versuchen, diesem zuvor zu kommen. Die Lupe der Ordnungskräfte und der Geheimdienste ist auf zwei ganz bestimte Bereiche gerichtet. Auf der einen Seite, L’Aquila und Teramo, die beiden Symbolstädte der vom Erdbenen getroffenen Abruzzen, deren soziale Zentren beschließen könnten, die Rolle der “Hausherren” zu spielen, in dem sie Anarchisten und Demonstranten aus dem Rest Europas Unterkunft und Koordination bieten. In diesem Fall halten die Ermittler das soziale Zentrum La Fionda* in Teramo, das sich als “antiautoritärer Raum” definiert, und die anarchistische Gruppe “Spazio Libero 51” in L’Aquila für einer gewissen Aufmerksamkeit würdig. die Schlapphüte des Aisi, dem Inlandsgeheimdienst, stehen bereits in engem Kontakt mit den Polizeien von Griechenland, Spanien, Frankreich und Deutschland, um die Gruppen abzufangen, die ungeordnet versuchen werden, beim großen Termin im Juli zugegen zu sein. Besondere Sorge bereiten vor Allem die Griechen, die in den vergangenen Monaten mit italienischen Anarchisten überaus solide Bündnisse geschlossen haben, wie in jüngster Zeit einige Anschläge auf Fiat-Vertragshändler in Griechenland gezeigt haben.
Es sind aber nicht nur die Abruzzen, die die Aufmerksamkeit der Antiterror-Experten erregen. Die anarchistische Zelle, die unbedingt als die der größten Aufmerksamkeit würdigste angesehen wird, ist in Viterbo, einer Symbolstadt der anarcho-insurrektionalistischen Bewegung. Und in Pianoscarano am Stadtrand Viterbos befindet sich der Sitz des “libertären, antiautoritären vereins” L’Urto**, der laut Terrorbekämpfung die Koordinationszentrale der Anti-G8 Demonstrationen im kommenden Monat Juli werden könnte.
A.d.Ü.:
* Die Zwille
** Der Stoß