2009-05-14
Alle auf nach Turin, zur landesweiten Demo “smash G8 University summit”
Am 8. und 9. Mai hat in Palermo der ‘G8 University Students’ Summit’ stattgefunden, ein event, das dem Treffen der Rektoren der wichtigste Universitäten des Planeten in Turin vom 17. bis zum 19. Mai vorausgeht. Es haben ‘ausgewählte’ Studentengruppen aus den G8-Ländern, aus den ‘Schwellenländern’ und aus dem Mittelmeerraum Teil genommen. Kurzum, die, die der Vize-Präsident des CRUI* Giovanni Puglisi (der auch Präsident der Stiftung Banco di Sicilia, die zu den Sponsoren des Treffens gehört ist), die ‘zukünftigen Manager’ nennt.
Jenseits jenen Palastes, in dem 22 ‘zukünftige Manager’ über Universität und Bildung diskutieren – und offensichtlich sehr glücklich damit, sich mit einem solchen Publikum auseinander zu setzen – Minister aus ganz Europa treffen und diesen Beifall zollen, fahren die Studenten, die sei dem vergangenen Herbst wieder angefangen haben, in ganz Europa (Italien, Frankreich, Spanien, Griechenland) die Straßen zu füllen damit fort, zu demonstrieren, um ihrem Dissens und ihrer Gegnerschaft zu diesen Gipfeltreffen Ausdruck zu verleihen. Von Palermo bis Turin machen die Proteste auf eine der wichtigsten Etappen auf dem Weg zum G8-Gipfel aufmerksam – dem University Summit in Turin.
Aber, wozu dient denn ein G8 der Universitäten? Er dient der Definition auf internationaler Ebene von Richtlinien auf dem Gebiet der Bildung, Ausbildung und Forschung. Richtlinien, die sich – weit entfernt davon, bloß abstrakte Hinweise darzustellen – über verschiedene Reformprozesse (wie etwa dem Bologna-Process auf europäische Ebene) konkretisieren. Reformen, die, je nach Land, mit unterschiedlichem Tempo und nach unterschiedlichen Modalitäten, allesamt auf eine weitere Kommerzialisierung von Kultur ausgelegt sind, auf eine immer größere Integrierung der Universität in den Produktionskreislauf (durch Verbetrieblichung, Vorbereitung auf die Arbeit im Rahmen von Lernzyklen – Workshops und Lehrgänge – , permanente Qualifizierung, long-life-learning, dank dem die Betriebe die Kosten für die Ausbildung der Arbeiter abwälzen) und auf die totale Unterwerfung der Forschung und der Bildung durch dieLogik des Profits.
Alle Reformen und Gesetzgebungen, die in den letzten zwanzig Jahren in Italien und in Europa aufeinander gefolgt sind, haben dazu beigetragen, dieses Modell zu konsolidieren, das den Marktgesetzen vollkommen konform ist. Die Universität erfüllt jedoch auch eine
ganz andere Funktion: hinter dem Feigenblatt einer ‘neutralen’ und ‘objektiven’ Kultur derer sie sich zur Trägerin mache, trägt sie dazu bei, jene Ideologie zu reproduzieren, zu konsolidieren und zu legitimieren, von der das ganze System derzeit durchdrungen ist – eine Ideologie, die nicht zögert, sich der Aubeutung, der Bevormundung und des Todes zu bedienen, um die Interessen Weniger zu Ungunsten der Mehrheit durchzusetzen.
Es ist in dieser Hinsicht kein Zufall, dass der ‘G8 University Summit’ nicht durch die Teilnahme von Organen der Politik – das heißt, durch die Teilnahme von Ministern, die für das Bildungswesen zuständig sind – gekennzeichnet ist, sondern durch die Teilnahme von Universitätsleitern. Der Versuch ist, diese Gestalten als dem politischen Rahmen in dem sie integriert sind als ‘Dritte’ gegenüber stehende, bloße ‘Techniker’ zu verkaufen, obwohl es sich um Repräsentanten von Institutionen handelt, die sich auf lokaler Ebene in reiner Kontinuität mit den auf Regierungsebene getroffenen Entscheidungen bewegen.
In Wahrheit befinden wir uns im Angesicht des x-ten Versuches, die akademischen Institutionen als neutrale Subjekte zu präsentieren (‘da sie neutral und objektiv’ sind . ‘declaration of sustainability’ von Sapporo), als Trägerinnen von objektiven Wissensständen, die auf einen harmonisch und nachhaltig angelgten Fortschritt ausgerichtet sind: ‘Ein Labor, um die Welt nach der Krise zu denken’ (Francesco Profumo, Rektor der polytechnischen Fakultät in Turin).
Wir kommen um die Feststellung der Rolle nicht herum, die auf globaler Ebene heute der Universität und dem Bildungswesen zugewiesen wird und wir kommen nicht umhin, uns zu widerstzen! Aus diesem Grund ist es in hinblick auf den G8-Gipfel in L’ Aquila fundamental, dass die Bewegung, die im vergangenen Herbst die Straßen gefüllt hat, am 19. Mai kraftvoll wieder auf die Straße geht, um sich dem Gipfel in Turin zu widersetzen.
London, Strasburg, Löwen, Turin… es gibt einen Faden, der die Proteste gegen all diese Gipfel verbindet. Einen Faden, den wir versuchen müssen, immer mehr zu konsolidieren und zu verlängern: diejenigen, die versuchen, die Krise zu Verwalten, das sind die selben Organe, die die Krise verursacht haben, und danach trachten, deren kosten besonders auf die untergeordneten Klassen, auf die Studenten, auf die Arbeiter und auf die Migranten abzuwälzen!
Wir können nicht zulassen, dass sich die selbsternannten ‘Großen der Erde’ ein weiteres Mal treffen, um über unsere Köpfe hinweg über unser Leben und unsere zukunft zu entscheiden. Jedes Stipendium weniger, jede geschlossene Mensa, jede vernichtete Wohnmöglichkeit bzw. jeder verweigerte Mietvertrag rührt von daher… Sollen sie doch für die Krise bezahlen!
Wir appellieren an alle Studenten, an alle Arbeiter, an alle Arbeitslose, an der landesweiten Demonstration Teil zu nehmen, die am 19. Mai in Turin stattfinden wird, und an alle Initiativen, die während der Gipfeltage geplant sind. Wir müssen viele sein, weil es nicht nur darum geht, denjenejnigen entgegenzutreten, die weiter die Universität kommerzialisieren wollen, sondern darum, dass wir gemeinsam auf den der Bildungswelt und der Arbeitswelt engegen getragenen Generalangriff antworten müssen.
Collettivo Autorganizzato Universitario – Napoli
http://cau.noblogs.org/
11. Mai 2009