2009-04-27
Rom - Die Entscheidung wurde bereits vor neun Tagen getroffen. Wo? Ironischerweise, ausgerechnet auf La Maddalena. "Schicksalhaft" war der letzte Inspektionsgang auf der sardinischen Insel von Silvio Berlusconi, Gianni Letta und Guido Bertolaso. Eine zufällig zustande gekommene Inspektion.
[ cut - hier wird kolportiet, wie Bertolaso angeblich einen Tag vorher mit dem Vorschlag an Herrn B. getreten ist, der überhaupt auf die Idee gekommen sein soll. Es kursiert aber auch die umgekehrte Version, nämlich, dass die Berlusconi der Vater des Gedanken sei ]
Am Folgetag saß er [Herr B.] zusammen mit Letta im Flugzeug gen Sardinien.
[cut again, wieder die kolportage aus der ersten klammer]
Eine Evaluation der Aufnahmekapazitäten der Schule der Zoll- und Steuerpolizei in L' Aquila, die in den vergangenen zwei Wochen zur Kommandozentrale der Hilfsmaßnahmen geworden ist, hatte Bertolaso bereits vorgenommen. Daraufhin begannen die Kontakte mit dem Präsidenten der Abruzzen-Region, dem Präsidenten der Provinz, dem Bürgermeister, dem Präfekten und dem Kommandanten der Fiamme Gialle** - und, natürlich, mit dem Innenminister. Der zu lösende Knoten betraf nämlich die Sicherheit. Einige Tage später gab Maroni grünes Licht. Grünes Licht, das gestern auch der Ministerrat gab: "Es ist viel leichter, die Sicherheit in L' Aquila zu gewährleisten, als auf La Maddalena". Ein Hinweis, der die von manchem Ministers geäußerten Zweifel und Perplexitäten getilgt hat, denn niemand sonst war vorgewarnt worden. Man denke bloß daran, dass Außenminister Frattini just vor einer Woche die Möglichkeit eines "Umzugs" des G8 im Keim erstickt hatte: "Es ist schlicht und einfach unmöglich". Vor der Kabinettsitzung hatte Alteo Matteoli*** die
Überraschungsaktion kategorisch ausgeschlossen: "Den G8 zu verlegen, ist nicht plausibel". Die Entscheidung war aber bereits gefallen. "Ich denke, dass es richtig ist, den Gipfel hier stattfnden zu lassen. Ich könnte es nicht übers Herz bringen, ein Gipfeltreffen an einem Ort zu veranstalten, wo man Luxusferien macht. Ich will eine Botschaft der Schlichtheit aussenden", sagte Berlusconi - ein Gedanke, der nicht gleich alle überzeugt hat. "Seid ihr sicher?" hat selbst Matteoli ermahnt, "dass es möglich sein wird, die öfentliche Ordnung zu gewährleisten?". Zweifel, die kurz darauf auch von Verteidigungsminister Ignazio La Russa bekräftigt wurden - Vorsichtsanwandlungen, die eben nach der Intervention Maronis verschwunden waren. Und am Ende hat auch der Infrastruktur-Minister einräumen müssen: "Es hat sich um eine politische Stellungnahme gehandelt".
A.d.Ü.:
* Enger Vertrauter und Berater Berlusconis. Siehe auch: http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~EFB6B52E0FD4A44CB8BC4AB5258EC06B3~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_aktuell
** "Die gelben Flammen" - Korpsbezeichnung der Zoll- und Steuerpolizei
*** Minister für Infrastruktur in Berlusconis viertem Kabinett.