2009-04-05
Straßburg (AFP) — Bei den gewaltsamen Ausschreitungen am Rande des NATO-Gipfels hat die Polizei in Straßburg rund 300 Demonstranten vorübergehend festgenommen. Dies gab die französische Innenministerin Michèle Alliot-Marie bekannt. Die Ordnungskräfte hätten besonders gewalttätige Demonstranten seit drei Tagen beobachtet, sagte sie dem Privatsender RTL. Mutmaßliche Straftäter müssten sich in Frankreich verantworten. Nach Angaben eines Justizsprecher in Straßburg sind derzeit noch etwa ein Dutzend Demonstranten in Polizeigewahrsam, darunter einige Deutsche.
Einige von ihnen würden bereits am Montag in einem Schnellverfahren vor Gericht gestellt. Unter ihnen sind den Angaben zufolge drei Deutsche im Alter von 24 und 25 Jahren. Sie waren bei den Ausschreitungen mit einer Hacke und Eisenstangen unterwegs und müssen sich wegen unerlaubten Waffenbesitzes verantworten.
Der Straßburger Bürgermeister Roland Ries forderte "exemplarische Strafen" für gewalttätige Demonstranten. Bei den Krawallen hatten mehrere hundert Randalierer, darunter viele schwarz gekleidete und vermummte Demonstranten vom so genannten Schwarzen Block, nahe dem Grenzübergang an der Europabrücke mehrere Gebäude in Brand gesteckt, darunter ein Hotel und eine ehemalige Dienststelle von Polizei und Zoll. Außerdem plünderte sie eine Tankstellen, demolierten Busunterstände, Ampeln und Verkehrsschilder.
Die Bilanz der Sachschäden ist noch nicht klar. Nach Angaben der Behörden wurden bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Gipfelgegnern und Polizisten zehn Demonstranten leicht verletzt. Der ärztliche Notdienst im "Protest-Camp" der NATO-Gegner sprach von mindestens 20 Verletzten.
Die Krawalle beschränkten sich auf den Bereich nahe der Europabrücke. Die von einem massiven Polizeiaufgebot abgeschirmte Innenstadt und das hermetisch abgeriegelte Kongresszentrum, wo die Staats- und Regierungschefs tagten, blieben unbehelligt.