2009-04-01
Alles ist friedlich geblieben – die Großdemonstration gegen den Nato-Gipfel, die von einem Großaufgebot der Polizei begleitet wurde, verlief weitgehend ruhig. Auch in der Nacht hat es keine Probleme mehr gegeben.
Unmittelbar nach der Auflösung des Protestzugs an der Wilhelmstraße am späten Montagabend hat sich Joachim Röderer mit Polizei-Einsatzleiter Harry Hochuli, dem Leiter des Reviers Freiburg-Nord, unterhalten.
BZ: Herr Hochuli, wie bewerten Sie die Demonstration?
Harry Hochuli: Sie ging länger, als wir eigentlich gedacht hatten. Aber im Großen und Ganzen sind wir zufrieden. Es gab sechs vorläufige Festnahmen. Das sind die üblichen Unbelehrbaren – da muss man dann halt mal auch dem Gesetz Geltung verschaffen.
BZ: Auch der “schwarzer Block” hat sich an der Demo beteiligt. Ihre Einschätzung?
Hochuli: Ich denke, das waren rund 200 Leute, die sich aber als halbwegs “handlebar” erwiesen haben. Es gibt auch immer Irritationen, was eine Vermummung ist und was nicht. Manche hatten einfach den Schal hochgezogen – es war ja kalt heute. Sie hören es an meiner Stimme, ich bin selbst erkältet. Nichtsdestotrotz haben wir heute Personen, bei denen wir Tatbestand einer Straftat als erfüllt angesehen haben, aus dem Verkehr gezogen.
BZ: Hat die Polizei Ansprechpartner aus den Reihen der Demonstranten gehabt?
Hochuli: Ja, es gab wechselnde Ansprechpartner – einmal über Telefon, so wie es im Vorfeld angekündigt war. Aber es gab dann auch Ansprechpartner direkt vor Ort.
BZ: Kam es zu brenzligen Situationen?
Hochuli: Ja, am Siegesdenkmal und am Fahnenbergplatz, als nicht klar war, in welche Richtung es geht. Wir haben immer wieder über den Weg diskutiert. Bei der von den Demonstranten gewünschten Route in Richtung Justizvollzugsanstalt, sahen wir das Problem, dass die Dunkelheit ein Gefahrenpotenzial bergen könnte. Wir wollen die Demo immer so schnell wie möglich in einen gesicherten Bereich bringen. Man kann unterm Strich zum Aufzugsweg sagen: Die Idealvorstellungen von beiden Seiten wurden nicht unbedingt umgesetzt. Man muss eben gelegentlich auch mal Kompromisse machen.
BZ: Neben vielen Demonstranten, vielen Polizisten und vielen Journalisten sind auch auffällig viele Passanten mitgezogen, oder?
Hochuli: Das hat mich auch verwundert. Es waren etwa 2200 Teilnehmer mit dabei, aber zeitweise auch deutlich mehr – wobei man nicht immer genau erkennen konnte, wer zur Demo gehört und wer nicht. Es sind auch viele Leute mit der Bierflasche in der Hand mitgegangen. Das ist für uns dann immer nicht leicht einzuschätzen, ob diese Leute einfach nur aus Spaß mitlaufen oder irgendwann die Flasche gegen die Polizei einsetzen.
BZ: Das war vermutlich die erste Demonstration in Freiburg, die als vermeintliches Chaotentreffen mit düsteren Prophezeiungen vier Tage vorher groß in der Bild-Zeitung angekündigt worden ist. Hat sich das vielleicht auf die hohe Zahl der Schaulustigen ausgewirkt?
Hochuli: Offensichtlich. Das kann man sich gut vorstellen, dass es so gewesen ist.