2009-03-25
Neun Tage vor dem Beginn des Nato-Gipels in Straßburg, Baden-Baden und Kehl gleicht die baden-württembergische Polizeiakademie an der Müllheimer Straße einem Hochsicherheitstrakt. Die BZ hat sich die Vorbereitungen angesehen.
Hinter dem neu errichteten Gitterzaun, der zusätzlich mit Nato-Drahtrollen verstärkt wurde, patrouillieren Polizisten. An Gebäudeeingängen, die von der Straße aus sichtbar sind, verdecken Schutzwände die Sicht.
Aufs Gelände kommt nur noch, wer seinen Ausweis am Eingang abgibt. In den Akademiegebäuden arbeiten in diesen Tagen 400 Polizeibeamtinnen und -beamte.
Wer den Raum betritt, in dem Polizisten sich um das Bürgertelefon kümmern, fühlt sich an ein Call-Center erinnert: An den Wänden hängen Pläne und Leitlinien für die Mitarbeiter, an Schreibtischen sitzen Beamtinnen und Beamte vor Rechnern, viele von ihnen tragen Kopfhörer. 6500 Anfragen, telefonisch und per Mail, sind dort seit Einrichtung der Hotline im Oktober eingegangen, allein seit dem offiziellen Start der Hotline am 16. Februar wurden rund 6350 gezählt. Über 90 Prozent der Anfragen drehen sich um Verkehrsumleitungen und Behinderungen: Welche Straßen sind während des Gipfels gesperrt? Wohin wird der Verkehr umgeleitet? Können Fragen nicht gleich beantwortet werden, rufen die Polizisten zurück.
Momentan arbeiten 24 Polizisten in zwei Schichten von sechs Uhr morgens bis 22 Uhr abends, ab 1. April voraussichtlich rund um die Uhr. "Der Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern ist sehr angenehm", sagt Walter Roth, Leiter des Bürgertelefonbüros. Ganz wenige beleidigende "Anrufe" und Mails habe es bislang gegeben, von Drohungen weiß er nichts. In der 800 Quadratmeter großen Akademie-Sporthalle ist die eigentliche Befehlsstelle untergebracht, die komplette Technik ist installiert und wird getestet. "Hier laufen alle Stränge zusammen", erklärt Karl-Heinz Schmid, einer der Pressesprecher des Planungsstabes. Die Hallenfensterfront ist durch graue Vorhänge abgedunkelt. Von hieraus steuert Südbadens Polizeipräsident Bernhard Rotzinger den gesamten Einsatz, in den Gipfeltagen wird er rund um die Uhr da sein für den Fall, dass eine Eilentscheidung ansteht. Will heißen: Wenn irgendwo über eine brenzlige Situation entschieden werden muss, die die Polizei betrifft, hat er das letzte Wort. Auf drei Leinwänden werden ihm und seinem Stab permanent Live-Bilder gezeigt – von Bahnhöfen, Straßen, Brücken, dem Kehler Rheinufer, wo Merkel Gäste empfängt. Wieviele Kameras im Einsatz sind, kann Schmid nicht sagen – Dienstgeheimnis. Nur so viel: "Es sind auch viele mobile Kameras unterwegs."