2009-03-23 

Wer übernachtet wo beim Nato-Gipfel?

Die Hotellerie Baden-Badens steht vor einer ihrer größten Herausforderungen. Doch in der Vorbereitung des Nato-Gipfels am 3. und 4. April ist Diskretion oberstes Gebot. Aber nicht nur die Gipfel-Prominenz will gut untergebracht sein.

BADEN-BADEN. "Ein guter Gastgeber plaudert nicht aus, wie er seine Gäste unterbringt und bewirtet", erklärt Tourismus-Chefin Brigitte Goertz-Meissner die ungewohnte Zurückhaltung. Der Baden-Badener Last-Minute-Veranstalter ist der Einzige, der plaudert: Wer wissen wolle, wo sich die Welt Anfang April trifft, müsse jetzt Urlaub in Baden-Baden machen, wirbt er in eigener Sache.

Ja, es stimmt, die 30 Staats- und Regierungschefs treffen sich am 3. April zu einem Arbeitsessen im dortigen Kurhaus. Verantwortlich für das viergängige Menü im Bénazet- und Weinbrenner-Saal ist Martin Herrmann, Sternekoch vom "Dollenberg". Das ist aber auch das Einzige, was Meinrad Schmiederer, Patron des "Dollenbergs" in Bad Peterstal-Griesbach sowie Pächter des Kurhauses und Casinos in Baden-Baden zur Nato-Gipfel-Kulinarik sagen darf. Was auf den Tisch kommt, wer vorkostet – all das unterliegt strengster Geheimhaltung.

Die Auflagen sind enorm: Jeder Mitarbeiter musste einen siebenseitigen detaillierten Fragebogen ausfüllen und wurde vom Bundeskriminalamt auf Herz und Nieren geprüft. Fünf Tage vor dem großen Galadiner, zu dem die Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy die Gäste des Nato-Gipfels einladen, wird das Kurhaus für die Öffentlichkeit geschlossen. Spezialisten des Bundeskriminalamtes werden die Räume minutiös durchsuchen, Sprengstoffhunde werden obendrein jede Steckdose abschnüffeln. Danach werden die Räume verschlossen – und bis zum Beginn des Gipfels rund um die Uhr bewacht.

Und wo werden die politisch wichtigsten Männer und Frauen der Welt übernachten? Das Geheimnis um Barack Obamas Nachtruhe wird wohl erst im allerletzten Moment gelüftet. Derzeit sieht es so aus, als würde er im Straßburger Hilton übernachten. Aber vielleicht bleibt er in Baden-Baden und schläft in der 600 Quadratmeter großen Royal Suite von Brenner’s Stadtpalais. Dort fehlt es weder an Sicherheitsstandards noch an Luxus: Die vor einem Jahr fertiggestellte Suite (den Preis gibt es nur auf Anfrage) ist mit einer Private Spa Suite und schusssicheren Fenstern ausgestattet.

Sicher scheint aber , dass Bundeskanzlerin Angela Merkel eine 200 Quadratmeter große Suite im Brenner’s Park-Hotel beziehen wird. In diesem Hotel findet auch das Damenprogramm des Gipfels statt. Das Museum Frieder Burda hofft, dass die eine oder andere First Lady vielleicht Interesse an der derzeit präsentierten Ausstellung "Die Künstler der Kaiser" zeigt. Das Museum an der Lichtentaler Allee, das direkt in der streng abgeriegelten Sicherheitszone liegt, ist am 3. April nur für die Gipfelgäste geöffnet.

Berlusconi übernachtet im Hotel "Bühlerhöhe"

Baden-Baden, die einstige Sommerhauptstadt Europas, hat Erfahrung mit der internationalen Politik. Konrad Adenauer holte 1953 die erste Nachkriegskonferenz an die Oos. Der Schah von Persien, Yassir Arafat, Boris Jelzin, der Dalai Lama und viele andere Prominente waren Gast in Baden-Baden. Italiens Präsident Silvio Berlusconi soll in der 180 Quadratmeter großen Präsidentensuite auf der "Bühlerhöhe" (Listenpreis: 2300 Euro ohne Frühstück) nächtigen. Lange Zeit war vermutet worden, Obama würde dort schlafen. Aber offenbar waren die Sicherheitsbedenken der Polizei zu groß.

Die 15 000 Polizisten, die rund um den Nato-Gipfel in Einsatz sind, sind weitaus schlichter untergebracht als die Gipfel-Politiker: Maximal 50 Euro pro Kopf und Nacht darf die Unterbringung in den 300 Hotels, Gasthäusern und Jugendherbergen zwischen Freiburg und Mannheim kosten. Wobei die Hotels ziemlich flexibel sein müssen, denn manche Polizisten müssen um 4 Uhr raus, andere kommen erst gegen Mitternacht vom Einsatz zurück. Die Häuser müssen zudem eine Mindestgröße haben, sie müssen täglich eine warme Mahlzeit anbieten und sie dürfen nicht weiter als 60 Minuten vom Einsatzort entfernt sein.

Noch mehr als der Gipfel treibt die südbadischen Hoteliers in diesen Tagen die französische Wirtschaftspolitik um. Kurz vor dem Gipfel hat Nicolas Sarkozy angekündigt, die Mehrwertsteuer in der Gastronomie von derzeit 19,6 auf 5,5 Prozent zu reduzieren. Sie fürchten jetzt um ihre französischen Gäste – nach dem Gipfel.