2009-03-12
Wir stehen an einem Radweg zwischen Wannweil und Reutlingen (Betzingen), direkt neben Eisenbahngleisen, die Tübingen mit Reutlingen verbinden und von tausenden Pendlern täglich genutzt werden. Auch der Radweg erfreut sich großer Beliebtheit, viele Spaziergänger sind unterwegs. Sie ahnen nicht, dass sie, wenn sie die zwei unscheinbaren rot-weiss gestreiften Pfeiler zwischen Wannweil und Reutlingen passieren, die NATO-Pipeline CEPS überschreiten – Ein wichtiger und gefährlicher Teil der westeuropäischen Infrastruktur für Kriege: Durch die Pipeline fließt Sprit, der in Kehl am Rheinufer eingespeist wird in verschiedene NATO-, US- und Bundeswehrstandorte.
Wir haben uns vorgenommen, den Verlauf der Pipeline um Tübingen herum, zwischen Reutlingen und Bodelshausen zu dokumentieren. In diesem Moment taucht ein Hubschrauber auf, der – von Norden kommend -direkt auf uns zu fliegt. Gespenstisch – die Spaziergänger bemerken nichts, aber wir wissen, warum er hier ist, denn jeden Mittwoch fliegt er die Pipeline ab und passiert gegen 12:25 die Gleise zwischen Reutlingen und Tübingen, wenige Minuten später die Pulvermühle bei Tübingen, um Richtung Bodelshausen zu verschwinden.
Im Folgenden wird der Verlauf der Pipeline in diesem kurzen Abschnitt v.a. dort genauer beschrieben, wo er Strassen oder Orte kreuzt. Das und die zahlreichen, mitunter redundanten Fotos soll es anderen ermöglichen, ebenfalls die Pipeline zu erkennen und deren Verlauf auch in anderen Regionen nachzuvollziehen und zu dokumentieren.
Hintergründe zur Pipeline finden sich z.B. bei der Informationsstelle Militarisierung und dem Tübinger Friedensplenum:
Das Friedensplenum plant eine Besichtigung der NATO-Pipeline in Bodelshausen am 22. März 2009. Dort wurden die Pipeline bereits in einer Aktion vor wenigen Wochen “markiert”:
http://de.indymedia.org/2008/12/234375.shtml
Die Pipeline verläuft unmittelbar am Ortsausgang Wannweil, neben einer alten Tankstelle, quer zur Straße Richtung Reutlingen und ist auf Höhe des Ortsschildes durch einen Pfeiler markiert. Auch auf der anderen Straßenseite finden sich Pfeiler in der Wiese und dem Gebüsch, welche den weiteren Verlauf in Richtung der Bahngleise beschreiben. An dem genannten Fahrradweg kreuzt die Pipeline den Weg und die Gleise und verläuft dahinter entlang einer Schneise durch bewaldetes Gebiet in Richtung Jettenburg / Industriegebiet West. Anhand der Schneise lässt sich der Ort auch vom Zug aus erkennen und man kann den Pfeiler im Vorbeifahren sehen.
Von Norden her kommend kreuzt die Pipeline die viel befahrene B28 von Tübingen nach Reutlingen unmittelbar auf Höhe der Ausfahrt Industriegebiet West, von der Strasse erkennt man diesen Ort am dahinter gelegenen Hotel Fortuna sehr gut. Dadurch kreuzt sie auch die jeweiligen Auf- und Abfahrten weshalb sich hier sehr viele Pfeiler finden. Danach verläuft sie durch das Industriegebiet Reutlingen West, das vielen Menschen in der Region bekannt ist, unmittelbar vorbei am Briefverteilzentrum der deutschen Post und an Möbel Braun. Dann macht sie einen Knick Richtung Westen und verläuft ein Stück an der Aspenhaustraße entlang, die in die entlegeneren Ecken des Industriegebiets führt und dann in den Fahrradweg nach Mähringen mündet. Auch diesen verlässt sie wenige Meter nach den letzten Gebäuden, um durch eine Lücke im Wald zwischen Reutlingen und Mähringen über Felder zu führen. Sie kreuzt anschließend einen Feldweg der am Friedhof Mähringen beginnt und die Bahnhofstrasse, die aus Mähringen Richtung Ohmenhausen herausführt. Gut sichtbar passiert sie dann wieder den Ortseingang Stockach von Ohmenhausen her kommend. Hier finden sich auf beiden Seiten der Strasse auffällige Pfeiler. Südlich an Stockach vorbei führt die Pipeline dann Richtung Pulvermühle, einem Gestüt bei Tübingen. Dahinter kreuzt sie die B27 zwischen Tübingen und Dusslingen auf der Höhe etwa der Pulvermühle und dahinter die Steinlach (kleiner Fluß) um im Dusslinger Industriegebiet im Steinig relativ versteckt die selbige Strasse zu überqueren und dann – einmalig auf dem beobachteten Streckenabschnitt, kurz das eingezäunte Gelände der Chemischen Fabrik Tübingen (CHT) und die dahinter liegenden Bahngleise zu passieren. Auch hier kann man den weiteren Verlauf hinter den Gleisen anhand einer Schneise in der Bewaldung am dahinter liegenden Hang erahnen. Von dort verläuft sie am Waldrand entlang Richtung Bodelshausen und kreuzt unterwegs noch die L385 zwischen Ofterdingen und Dettenhausen.