2007-01-09
Das Treffen der Regierungschefs in Heiligendamm wirft seine Schatten voraus. In Hamburg hat es den ersten Anschlag gegeben.
Heiligendamm (OZ/dpa/AP) Zum G8-Gipfel vom 6. bis 8. Juni 2007 wird Heiligendamm von einer High-Tech-Sicherheitsanlage umschlossen. Für das Treffen der acht mächtigsten Männer der Welt (G8) wird das Seebad weiträumig mit einem „komplexen technischen Sperrwerk umgeben“, sagt Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU). Und fügt hinzu: „Wir reden hier nicht von Maschendraht.“
Der immense Aufwand hat seinen Grund. Das Bundeskriminalamt ist ein halbes Jahr vor dem Gipfel tief besorgt über erste Drohungen, Anschläge und Sachbeschädigungen aus dem linksextremistischen Spektrum. Erst in der Nacht zu Dienstag haben G8-Gegner einen Brandanschlag vor dem Privathaus von Bundesfinanzstaatssekretär Thomas Mierow in Hamburg Winterhude verübt. Sie setzten einen dort abgestellten Pkw in Brand. Bei der „Hamburger Morgenpost“ ging gestern ein dreiseitiges Bekennerschreiben ein. Danach sei der SPD-Politiker Opfer des Anschlags geworden, weil er „an mehreren strategischen Schalthebeln der Macht“ sitze. „In seiner Verantwortung liegt die Koordinierung der Finanzpolitik“, heißt es in dem Schreiben.
„Bei diesem Brandanschlag wurde in Kauf genommen, dass auch Personen zu Schaden kommen“, sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke. „Das macht uns besorgt.“
In Sorge sind auch die Chefs der Firmen in Schwaan und Bargeshagen, die den Zuschlag zum Bau des Sicherheitszaunes erhalten haben. Nach Drohungen „aus dem Lager der militanten Gipfelgegner“ wollen sie am liebsten gar nicht mehr in der Öffentlichkeit erscheinen. „Wir sagen nichts mehr“, erklärte einer der Firmenchefs gegenüber OZ, das sei auch vom BKA empfohlen worden.
Der Gipfel wird für die Landespolizeien und das Bundeskriminalamt einer der größten Einsätze der Geschichte. „Das Bundeskriminalamt wird über 1000 Beamte, die Polizei insgesamt weit über 10 000 Beamte einsetzen“, sagte BKA-Chef Ziercke. Die Polizei müsse sich entsprechend aufstellen, es werde 50 000 bis 100 000 Demonstranten gerechnet. „Wir sind aber sicher, dass wir einen friedlichen Gipfel gewährleisten.“
Der Behördenchef betonte, dass nur ein kleiner Teil der Demonstranten gewaltbereit sei. Friedliche Demonstranten würden von den Sicherheitsmaßnahmen nicht berührt. Laut Ziercke gibt es derzeit keine Anhaltspunkte für Anschlagspläne islamistischer Terroristen. Das BKA werde auch mit szenekundigen Beamten aus dem Ausland und mit den internationalen Polizeibehörden Europol und Interpol zusammenarbeiten.
Auf vergangenen Gipfeln, etwa in Seattle 1999 und in Genua 2001, war es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und militanten Demonstranten gekommen. Das Gewaltpotenzial beim Treffen der mächtigsten Regierungschefs der Welt sei nicht vorhersehbar, räumt Ziercke ein. Bekannt ist allerdings, dass umfangreiche und vernetzte Vorbereitungen von G8-Gegnern weltweit angelaufen sind.
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