2008-08-10
Pressemitteilung Vorbereitungsgruppe Klimacamp Kingsnorth/GB, Berlin, 10 August 2008
Nachdem am vergangenen Samstag 1500 Klimacamper das Eon-Kraftwerk in
Kingsnorth zu Wasser und zu Lande belagert hatten und 26 Aktivisten auf
das Werksgelände vordringen konnten, ziehen die Veranstalter des dritten
Klimacamps in England eine positive Bilanz der Aktion und des Camps:
„Regierungen und Unternehmen sind nicht in der Lage, mit dem Problem
Klimawandel umzugehen. Deswegen müssen wir das Problem selbst in die
Hand nehmen“, sagte Kevin Smith, einer der Organisatoren der Aktion.
„Mit der Blockade des Kraftwerks haben wir gezeigt, dass wir bereit
sind, die Klimaverbrecher zu stoppen. Für uns war die Aktion der
Auftakt, um den geplanten Bau eines zusätzlichen Kohlekraftwerks von Eon
in Kingsnorth zu verhindern.“
Der deutsche Energiekonzern Eon plant neben dem bereits existierenden
Kraftwerk in der Grafschaft Kent nahe London in den nächsten Jahren zwei
weitere 800 Megawattblöcke. Das wäre der erste Neubau eines
Kohlekraftwerks in England seit 30 Jahren.
Scharf kritisiert wurde von den Veranstaltern des inzwischen dritten
Klimacamps das Verhalten der Polizei. „Die Repression durch die Polizei
hat im Vergleich zu den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Das
Verhältnis von DemonstrantInnen und PolizistInnen war 1 zu 1. Und es gab
völlig überzogene Kontrollen. Alles, was nicht niet- und nagelfest war,
wurde beschlagnahmt. Insbesondere Fahrradschlösser und Filzstifte“,
kritisiert Isa Fremeaux von der Camporganisation.
„Insgesamt aber war das Camp ein voller Erfolg. „Neben den Aktionen
spielten auch politische Bildung und ökologisches Leben eine große
Rolle. 2000 Leute lebten hier über eine Woche zusammen, ohne auch nur
eine Wattsekunde Strom vom Netz zu nehmen: All unseren notwendigen Strom
haben wir hier auf dem Camp aus erneuerbaren Energien gewonnen – mit
Solarpanelen und Windrädern“, erklärt Isa Fremeaux. „Nachdem das
Klimacamp in Australien im Juli und bei uns Anfang August ein voller
Erfolg war, geben wir den Staffelstab an das Klimacamp in Hamburg weiter.“
Dazu ergänzt Tadzio Müller von der Vorbereitungsgruppe des Klimacamps in
Hamburg: „Wir versuchen eine internationale Klimacamp-Bewegung
aufzubauen. Deshalb ist für uns die Vernetzung sehr wichtig. Viele von
uns sind hier aufgrund der Erfahrungen, die wir in der
globalisierungskritischen Bewegung gemacht haben. Dort haben wir
gelernt, dass wir zwar lokal handeln, aber immer global denken müssen.“
Neben weiteren Camps in den USA, Neuseeland und in Kanada findet das
erste Klimacamp in Deutschland vom 15. bis zum 24. August in Hamburg
statt, zeitlich und räumlich parallel zum antirassistischen Camp. Ziel
des Camps ist es u.a. auf die Folgen der agroindustriellen
Landwirtschaft für den Klimawandel aufmerksam zu machen. Es wird
Proteste gegen die größte europäische Agrodieselfabrik, die von ADM
betrieben wird, geben und wir wollen den umstrittenen Bau eines
Kohlekraftwerks von Vattenfall in Moorburg zu stoppen.
„Uns ist klar, dass wir nicht nur gegen die neue Kohlestrategie der
Regierungen und Energiekonzerne vorgehen müssen, sondern wir müssen das
ganze Klimathema anders bearbeiten", meint Tadzio Müller. "Es geht nicht
nur um CO2-Emissionen, sondern um eine grundsätzliche Infragestellung
von Wachstumswahn und Profitstreben.“
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